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Einkauf mit dem Handy: Kiel hat ab sofort eine „Food Assembly" - und so funktioniert's

Kiel | Wer frische Milch, Obst und Gemüse, Fleisch und Käse direkt von den Landwirten in der Region kaufen möchte, kann dies ab sofort auch online machen. In Kiel startet in dieser Woche die erste „Food Assembly" (Lebensmittel-Vereinigung) - eine Art Internet-Bauernmarkt für regionale Produkte. Im Gegensatz zu anderen Online-Shops werden die Lebensmittel dabei aber nicht direkt an die Haustür geliefert.

Einmal pro Woche findet ein Treffen im Mmhio-Café in Kiel statt, bei dem die frische Ware abgeholt wird - und zwar direkt von den Landwirten. Sie sind an den Nachmittagen ebenfalls vor Ort und beantworten Fragen rund um die Produkte. An diesem Donnerstag findet eine große Auftaktveranstaltung der ersten Food Assembly Schleswig-Holsteins statt. Dort darf dann auch mal probiert werden.

Es sieht aus wie ein gewöhnlicher Onlineshop. Nur kommen statt Schuhen, Büchern und einer neuen Jacke Roggenbrot aus dem Kreis Plön, Kartoffeln aus Großenaspe, Bärlauchkäse aus Großbarkau und Filet vom Angler Sattelschwein aus Eckernförde in den Warenkorb. Dazu gibt es ein paar Infos über jeden einzelnen Anbieter. Salzbauer Christopher Walter erklärt zum Beispiel das Salzsiede-Handwerk, Ziegenhalter Janne Olaf Rehder stellt den traditionellen Familienbetrieb in Boksee vor.

Bezahlt wird im neuen Online-Shop ganz einfach per Kreditkarte, Sofort-Überweisung oder Giropay. Ein paar Tage später können die Lebensmittel dann abgeholt werden. Jeden Donnerstag verwandelt sich das Mmhio-Café von 17 bis 18.30 Uhr in eine Art Bauernmarkt. Mit Geld wird an diesen Nachmittagen aber nicht hantiert. Die Händler bringen nur die online bereits bezahlten Produkte mit. „So soll auch vermieden werden, dass Dinge weggeschmissen werden", sagt Nele Markwardt, Organisatorin der Food Assembly Kiel.

Für die 28-jährige Ökotrophologie-Studentin ist die Planung der wöchentlichen Treffen mehr als nur ein Nebenjob. Sie möchte Betriebe aus der Region unterstützen und das Bewusstsein für Lebensmittel in der Gesellschaft stärken. „Man muss nicht immer nur im Supermarkt einkaufen. Ich bin überzeugt von einer kurzen Versorgungskette." Außerdem hofft sie, dass das persönliche Abholen und das Aufeinandertreffen der Kunden eine Art Gemeinschaft entstehen lässt.

Die Idee von der Food Assembly stammt aus Frankreich. Vor sechs Jahren gründetet ein junges Startup-Unternehmen die erste Vereinigung. Regionale, kleinere Betriebe sollten einen weiteren Absatzmarkt bekommen. In Frankreich gibt es bereits 800 solcher Vereinigungen, in Deutschland sind es bisher 30. Das Konzept ist bei allen gleich: Der Landwirt zahlt jeweils 8,3 Prozent seines Umsatzes an die Food Assembly sowie an den Gastgeber des Marktes. Zwölf Betriebe haben sich in Kiel bereits registriert, die meisten liegen in einem Umkreis von 20 bis 30 Kilometern. Am weitesten entfernt ist die Biolandgärtnerei von Jochen Höft in Schleswig.

Für die meist kleineren Höfe würde das Konzept aufgehen, ist Nele Markwardt überzeugt. Sie würden so auch solche Kunden ansprechen, die keine Zeit haben, direkt beim Hofladen oder auf dem Markt einzukaufen. Mehr als 200 potenzielle Kunden haben sich bisher online registriert, die ersten 25 haben bereits eine Bestellung aufgegeben. Die Preise können die Anbieter selber festlegen. Sie entscheiden frei, was sie wann und wie viel davon im Online-Shop anbieten.

> Die Auftaktveranstaltung findet am Donnerstag, 26. Januar, von 17 bis 19 Uhr im Mhmio-Café (Knooper Weg 75) statt. Gäste sind willkommen. Die Landwirte und Produzenten werden sich und ihre Produkte vorstellen, es darf auch mal probiert werden. Wer etwas kaufen möchte, kann sich zuvor unter www.foodassembly.de registrieren und dann online seine Produkte kaufen.

von Jana Walther erstellt am 24.Jan.2017 | 18:24 Uhr

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