In seiner Heimat Afghanistan wollte er eigentlich Lehrer werden. Mangels Sprachkenntnissen ist dieses Berufsziel für den geflohenen Mustafa Akbar Rassam außer Reichweite geraten. Doch der 18-jährige Afghane gibt nicht auf. Seitdem er das Berufsbildungszentrum (BBZ) in Eckernförde besucht, hat er längst ein neues Ziel vor Augen: Er möchte eine Ausbildung als Kfz-Mechatroniker machen. Ein Praktikum in einer Autowerkstatt hilft ihm jetzt sogar beim Einstieg ins Berufsleben.
„Zuhause rumsitzen ist nichts für mich", sagt Mustafa Akbar Rassam, der im August 2015 nach Deutschland gekommen ist. Auch er hat wie zahlreiche andere Flüchtlinge aus Afghanistan Schreckliches erlebt und eine gefährliche Reise hinter sich. „In meiner Region herrscht Krieg. Die Taliban und der IS verbreiten überall Angst und Schrecken. Sie kämpfen gegen die afghanische Regierung. Viele Menschen mussten schon deswegen sterben. Meine Familie ist noch immer dort", erzählt er.
Trotz all der Erlebnisse ist er ein Stehaufmännchen. Schon als er einen Monat lang im Flüchtlingscamp an der Büsumer Straße in Rendsburg gelebt hat, suchte er nach Beschäftigung und einer sinnvollen Aufgabe für sich. Seit sieben Monaten lebt er in einer Wohngemeinschaft in der Nähe von Rendsburg, geht in Eckernförde zur Schule.
Inzwischen spielt er in einer Theatergruppe, geht regelmäßig zum Volleyball-Training und lernt gerade Gitarre zu spielen. Dass es nun auch beruflich weiter voran geht, freue ihn sehr: „Ich bin glücklich, dass ich im BBZ lernen kann und jetzt auch arbeiten darf. Das Handwerk macht mir Spaß und meine Kollegen sind alle sehr nett. Und ich lerne nicht nur den Beruf, sondern auch viele neue deutsche Wörter."
Das Praktikum beim Auto Dienst Pannek ist Teil der Ausbildung an der Eckernförder Schule. Das BBZ besucht er an drei Tagen in der Woche, die anderen zwei Tage arbeitet er im Rendsburger Betrieb mit. Inhaber Helmut Pannek zeigt sich sehr zufrieden mit seinem neuen Mitarbeiter. Er beschäftige immer wieder Asylbewerber in seiner Werkstatt und habe bisher nur sehr gute Erfahrungen gemacht. „Die jungen Männer sind richtig motiviert und haben noch Biss. Die sind gierig, die wollen richtig gerne arbeiten", sagt er.
Dass so viele meist männliche Flüchtlinge aus dem Ausland nach Deutschland gekommen sind, sei für das Handwerk sehr gut, meint er. Denn bei vielen Auszubildenden vermisse Pannek den „nötigen Biss" für den Beruf und es sei immer schwieriger, sie für handwerkliche Berufe zu begeistern. Zuletzt habe er solch eine Motivation wie bei Mustafa Akbar Rassam und den anderen Asylbewerbern vor 25 Jahren erlebt. „Damals kamen mit der Grenzöffnung viele Deutschrussen nach Deutschland. Auch bei uns haben einige gearbeitet. Das waren alles gute Jungs, die richtig arbeiten wollten."
Mitarbeiter wie dem 18-jährigen Afghanen lassen die Erinnerung an diese Zeit bei dem Chef wieder aufleben und nach vorne schauen. Pannek will ihm im nächsten Jahr sogar einen Ausbildungsplatz anbieten.
von Jana Walther erstellt am 08.Aug.2016 | 11:17 Uhr