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Coco Chanel: Von der Hutmacherin zur Mode-Ikone

Foto: VG Bildkunst & Man Ray Trust

Das Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg widmet dem Mythos um die Stilikone Coco Chanel jetzt eine Ausstellung. Mehr als 150 Exponate sollen die Frage beantworten, wie sie es bis ganz nach oben in die Modebranche geschafft hat. Kostüme, Accessoires, Schmuck, Fotografien und Modemagazine erzählen vom 28. Februar bis zum 18. Mai die Geschichte von Gabrielle Chanel, genannt Coco. Shz.de zeigt schon mal einen kleinen Ausschnitt ihres Schaffens in Bildern und Videos.

Den Hang zur zweckmäßigen Mode und zu einem klaren schlichten Schnitt hat Coco Chanel aus ihrer Kindheit. Als sie elf Jahre alt ist, stirbt ihre Mutter an Tuberkulose. Ihr Vater, ein armer Straßenhändler, bringt sie daraufhin zu den Nonnen in ein Waisenhaus. Die Schlichtheit der Nonnenkleidung, das spartanisch eingerichtete Gebäude und das einfache Leben haben ihren unverwechselbaren Stil geprägt. Ihren Vater sieht sie nie wieder, nachdem er sie bei den Nonnen ließ. Doch die Wahrheit über ihre Kindheit erzählt Coco nie. In ihrer Version der Kindheitsgeschichte ist er nach Amerika ausgewandert und sie bei zwei Tanten groß geworden.

Mit 16 Jahren verlässt sie das Waisenhaus, in dem sie den Beruf der Näherin erlernte. Sie arbeitet zunächst in einem Babyartikelgeschäft und nimmt privat Aufträge als Schneiderin an. Nebenbei tritt sie als Sängerin auf, unter anderem mit dem Lied „Qui qu`a vu Coco?", in dem es um den Verlust ihres Hundes Coco geht. Daher soll sie auch ihren Spitznamen haben.

Mit 21 Jahren wird sie die Geliebte des vermögenden Etienne Balsan. Er führt sie in die gehobene Gesellschaft ein, und mit seiner finanziellen Unterstützung eröffnet sie ein Hutatelier in Paris. Ihre erste Boutique bekommt sie im Jahr 1910, da ist sie gerade einmal 27 Jahre alt. Mit „Chanel Modes" erfüllt sie sich einen Traum. Etienne ist allerdings nicht ihre große Liebe. Diesen Part übernimmt der gutaussehende Boy Capel aus England. Er unterstützt sie in ihrer Arbeit, er leiht ihr Geld, um ihren ersten Laden in der Rue Cambon 21 eröffnen zu können. Doch schnell zahlt sie ihm alles zurück und ist von ihm unabhängig. Denn genau das möchte sie sein. Eine starke, selbstständige Frau, die sich nicht von den Männern aushalten lassen muss.

Im Jahr 1912 macht sie ein großer schlichter schließlich Strohhut bekannt. Die Schauspielerin Gabrielle Dorziat trägt das Modell auf der Bühne. Coco Chanel wird zu einer der gefragtesten Hutmacherinnen. Sie eröffnet 1913 eine Hut- und Accessoire-Boutique in Deauville. Doch ihre Hüte sind nicht pompös und stark verziert wie die der hohen Gesellschaft. Ihre Modelle sind schlicht und tragbar - eben für die sportlich elegante, moderne Frau.

Sie bricht mit Regeln, sie gibt sich nicht dem Massentrend hin. Coco Chanel verwendet Stoffe, die bisher nur der Männerwelt vorbehalten waren. Aus Jersey schneidert sie Jacken und Röcke - 1916 noch ein echte Besonderheit. Doch die Pariser Gesellschaft liebt das Neue, Schlichte von Coco Chanel. Schnell wird ihre Mode zum absoluten Trend. Weg vom pompösen verzierten Hüten und einengenden Korsagen hin zu einer schlichten, klassischen und viel lässigeren Frau. Als revolutionär wird ihre Mode sogar bezeichnet. Die Röcke sind weit, die Blusen lang. Für sie zählt die natürliche Bewegungsfreiheit. Deshalb schneidert sie auch an den Kunden direkt und verlässt sich nicht auf Zeichnungen. Die gewisse Prise Eleganz zu ihren Outfits gibt eine lange Perlenkette.

Die Schlichtheit ihres Stils zeigt auch der Modeklassiker schlechthin: das kleine Schwarze. Coco Chanel gilt als Erfinderin dieses zeitlosen Alleskönner. 1926 präsentiert sie zum ersten Mal ein solches Model in der Frauenzeitschrift „Vogue". Zu dem Foto heißt es in dem Magazin „Dieses schlichte Kleid wird eine Art von Uniform für alle Frauen mit Geschmack werden."

Geschichte hat die Stil-Ikone aber nicht nur mit ihren modischen Klassikern und Hüten, sondern auch mit dem erfolgreichsten Parfüm der Welt geschrieben: Chanel No. 5. 1920 lernte sie Ernst Beaux, einen Parfumhersteller, kennen. Seine Vorstellungen passen zu den ihren. Sie will ein Parfum schaffen, das den Duft der Frauen trägt, und nicht einfach, wie es zu der Zeit üblich war, den Duft einer einzigen Blume nachahmen. 1921 geht es an den Markt und wird zum großen Erfolg. Auch nach mehr als 75 Jahren ist es heute noch das weltweit meistverkaufte Parfum. Legendär sind auch die Werbespots des Klassikers. Sie zeigen einen eleganten und selbstbewussten Typ Frau im Wandel der Zeit. Auch Marylin Monroe wurde zum Werbegesicht des Parfums. Allerdings erst 52 Jahre nach ihrem Tod. „Im Bett trage ich nur ein paar Tropfen Chanel No. 5", antwortete sie mal in einem Interview auf die Frage, was sie nachts trage. Das Gespräch fand während der Dreharbeiten zu ihrem Film „Machen wir´s in Liebe" statt und wurde für die Weihnachtskampagne 2013 veröffentlicht.

Den Höhepunkt ihrer Karriere erreicht Coco Chanel in den 30er-Jahren mit ihrem Modehaus, dass sich über fünf Gebäude in der Rue Cambon erstreckt. Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs verlässt sie Paris und flüchtet zu einer Freundin in den Pyrenäen. Danach zieht sie in die Schweiz und kommt nur gelegentlich nach Paris zurück.

Ihr großes Comeback hat die Designerin im Alter von 70 Jahren. Als sie neun Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg aus dem Schweizer Exil zurückkehrte, gelingt es ihr erneut, die Modewelt zu erobern. 1954 eröffnet sie wieder ihre Boutique in der Rue Cambon. Bis zu ihrem Tod 1971 arbeitet sie dort. Ihr persönliches Glück hat sie allerdings nie gefunden. Ihre erste große Liebe zu dem Engländer Boy Capel nahm mit einem tragischen Autounfall ein abruptes Ende. Sie hat nie geheiratet und keine Kinder. Im Alter von 88 Jahren stirbt sie in ihrer Wohnung im Hotel Ritz.

Dass die Marke Chanel auch heute noch zu den bekanntesten Designerlabels überhaupt gehört, liegt vor allem an einem deutschen Designer. Karl Lagerfeld wurde 1983 zum Chefdesigner im Hause Chanel und sorgt seither für ein erfolgreiches Geschäft. Er kombiniert das Erbe von Coco Chanel mit den jeweiligen Strömungen der Zeit. Eine Modenschau aus dem Grand Palais in Paris zeigt die Herbst/Winter-Kollektion aus dem Jahr 2013.

von Jana Walther erstellt am 27.Feb.2014 | 06:00 Uhr

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