5 Abos und 1 Abonnent
Artikel

Bademeister-Gehalt: So viel verdient ein Bademeister nach der Ausbildung

Schwimmmeister Wolfgang mit Rettungsring: „Der Beruf muss attraktiver werden.“ (Foto: Jana Glose)

Schlägereien, Beleidigungen, Polizei: Schwimmbäder sind in den Schlagzeilen, weil junge Menschen randalieren. Was macht das mit Menschen, deren Beruf am Beckenrad spielt? Zwei Bademeister packen aus.

Frau Klein lächelt. „Wir haben ja als Jugendliche auch Scheiße gebaut“, sagt sie. Gerade habe ich die Schwimmmeisterin im Freibad Mettmann nach den 400 Jugendlichen gefragt, die sich vor ein paar Tagen rund 30 Kilometer entfernt im Düsseldorfer Rheinbad zusammengerottet und eine Familie umzingelt hatten. Dutzende Polizisten rückten an, setzten Tränengas ein und räumten das komplette Bad. „Es gibt aber einen Unterschied“, sagt Frau Klein. „Wir hatten noch Respekt vor anderen Gästen, vor Bademeistern. Und erst recht vor der Polizei.“

Bademeister-Gehalt: So viel verdient ein Bademeister nach der Ausbildung

Das sei heute anders. Gerade unter Jugendlichen gebe es schneller Streit, die Lage eskaliere schneller – und dann komme es zu Schlägereien. Muss sie als Bademeisterin dazwischen gehen? „Wir versuchen zumindest, zu schlichten und hoffen, dass sich die Lage dann beruhigt“, sagt Frau Klein, die ihren Vornamen nicht nennen mag. „Sich selbst in Gefahr begeben und dazwischen gehen sollen wir aber nicht.“

Rheinbad Dsseldorf Schlgerei

Das Rheinbad in Düsseldorf: Am Wochenende musste die Polizei das Freibad räumen. (Foto: Imago)

Sie macht es trotzdem. Schlimmes passiert sei der Anfang 50-Jährigen dabei in 30 Jahren noch nicht. „Wenn ich als Frau zwischen zwei Streithähne gehe, ist das für die meisten schon so ungewöhnlich, dass sie aufhören“, vermutet sie. Mittlerweile rufen Bademeister in so einer Situation die Polizei, so wie im Düsseldorfer Rheinbad.

Ein Problem, das auch Wolfgang May kennt. Mehr als sein halbes Leben arbeitet er schon im Wilhelmshavener Freibad. Der 72-Jährige könnte längst in Rente gehen (oder schwimmen), arbeitet aber immer noch, und das so gut wie jeden Tag. Als Herr der Becken, aber manchmal auch als Streitschlichter. Seine oberste Regel: ruhig bleiben, nicht arrogant wirken – und keine Diskussion.

„Wenn es zur Diskussion kommt, hast du verloren. Aber im Laufe der Jahrzehnte lernst du, mit den Menschen umzugehen und Typen einzuschätzen“, sagt Wolfgang. „Ein bisschen Psychologie ist da schon dabei.“ Oft reiche ein Blick oder eine kurze klare Ansage bei Leuten, die sich nicht an die Regeln hielten. „Wenn es aber gar nicht geht, dann rufe ich auch mal die Polizei.“

In einigen Freibädern im Ruhrgebiet gibt es sogar extra Sicherheitsdienste, die im Ernstfall schneller eingreifen sollen. „Aber das beruhigt die Lage ja nicht, im Gegenteil“, sagt Frau Klein. Bademeister gibt es auf jeden Fall zu wenige: Laut Bundesverband Deutscher Schwimmmeister fehlen aktuell mindestens 2.500 Fachkräfte in den deutschlandweit etwa 6.000 Bädern von Kommunen oder privaten Unternehmen.

Schwimmmeister ist ein Ausbildungsberuf

Wolfgang ist der Prototyp eines Bademeisters: schwarze Sonnenbrille, gelbes Poloshirt mit kurzer Hose, dazu weiße Tennissocken und Sandalen. Dabei ist er gar nicht Bade- , sondern Schwimmmeister. „Ich weiß nicht, wo das allgemein herkommt, dass alle immer Bademeister sagen. Früher gab es mal einen Beruf namens medizinischer Bademeister und Masseur, vielleicht kommt daher der allgemein übliche Begriff“, sagt der Mann mit dem auffälligen Bart.

Bademeister Beruf Gehalt

Wolfgang zapft eine Wasserprobe: Reinigung, Technik und Verwaltung gehören auch zu seinem Job. (Foto: Jana Glose)

Schwimmmeister ist ein dreijähriger Ausbildungsberuf, mit Theorie in der Berufsschule und Praxis in den Bädern. In der Ausbildung lernt man alles, was man für den Betrieb in einem Schwimmbad wissen muss. Vom Retten einer Person über Erste Hilfe bis hin zu Verwaltung und Technik im Bad ist alles dabei.

Welche Voraussetzungen braucht man als Bademeister?

„Ein bisschen was aus der Schule sollte man für den Beruf schon können. Mathe und Chemie schaden auf jeden Fall nicht. Darüber hinaus sollte man schon ein wenig sportlich sein. Ideal ist es auch, wenn man bereits Erfahrung hat, zum Beispiel bei der DLRG aktiv ist. Am wichtigsten ist aber Spaß an der Arbeit“, sagt Wolfgang.

In 42 Jahren im Bad hat Wolfgang schon viel erlebt. „Meistens bin ich von 6.00 bis 16.00 Uhr hier“, sagt er. Und das so gut wie jeden Tag von Mitte Mai bis Mitte September, so lange hat das Freibad geöffnet. „Ich bin für das ganze Programm im und ums Becken verantwortlich“, erklärt er.

Neben der Wasseraufsicht und Erster Hilfe gehören auch die Wasseraufbereitung, Technik und Verwaltung zu seinen Aufgaben. Aber der 72-Jährige gibt auch Schwimmunterricht, reinigt die Becken und Toiletten und kümmert sich um die Grünflächen. „Der Tag ist wirklich sehr abwechslungsreich. Das macht mir großen Spaß“, sagt Wolfgang.

Bademeister-Gehalt in der Ausbildung: bis zu 850 Euro im Monat

Mit dem Spaß könnte aber bald Schluss sein. Wie in vielen anderen Freibädern fehlen auch in Wilhelmshaven Fachkräfte. Deswegen überlegen die Betreiber, die Stadtwerke Wilhelmshaven, das Bad zu schließen.

Bademeister Gehalt Beruf

Wolfgang am Schreibtisch: Ein Schwimmmeister verdient zum Einstieg rund 2.200 Euro brutto im Monat. (Foto: Jana Glose)

„Der Beruf muss attraktiver werden“, sagt Wolfgang. Ein Grund für den Mangel sei die geringe Bezahlung. In der Ausbildung verdient ein Fachangestellter für Bäderbetriebe zwischen 750 und 850 Euro im Monat, laut Tarifvertrag sind es danach als Einstiegsgehalt rund 2.200 Euro brutto. Nach weiteren drei Jahren etwa 2.600 Euro brutto.

In vielen Freibädern arbeiten aber auch Rettungsschwimmer auf 450 Euro-Basis als Aufsichtspersonen. Die benötigen dafür zwar keine Ausbildung, müssen aber zumindest einen Erste-Hilfe-Kurs gemacht haben.

Die Arbeitszeiten machen den Beruf unattraktiv, meint Wolfgang: „Die Arbeit ist meistens im Schichtbetrieb in der Frühschicht von 5.30 bis 13 Uhr oder in der Spätschicht von 13 bis 21.30 Uhr, und das dann auch am Wochenende.“ Lange Zeit habe er mit drei Kollegen gearbeitet und lediglich jedes dritte Wochenende frei gehabt.

Trotzdem kann er sich keinen besseren Job vorstellen. „Man darf den Beruf nicht einfach nur als Job sehen. Ich stehe da nicht nur rum und gucke ein bisschen, das ist viel mehr!“ Er hofft, dass das Freibad Nord in Wilhelmshaven erhalten bleibt. „Ich habe letztens gehört, dass es vielleicht einen Investor gibt. Da hatte ich fast Tränen in den Augen.“

Zum Original