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Charles Leclecerc: Wie der Vater die Formel 1-Karriere förderte

Charles Leclerc: „Mentale Stärke ist meine größte Stärke.“

Charles Leclerc gilt als eines der größten Talente in der Formel 1. Der Ferrari-Pilot hat viele Triumph hinter sich – und einige Tragödien. So rasant läuft seine Karriere.

Er benötigte in dieser Saison genau zwei Rennen, um die Augen der Formel 1-Welt auf sich zu lenken: Am vergangenen Rennwochenende sicherte sich Charles Leclerc in Bahrain in seinem erst zweiten Rennen für Ferrari seine erste Pole Position in der Formel 1 – die vorderste Startposition. Im Rennen musste er den Sieg nur durch ein Motorproblem elf Runden vor Schluss abgeben, für den dritten Platz reichte es noch.

Charles Leclerc: Der Vater förderte die Formel 1-Karriere

Spätestens seit dieser Vorstellung ist Leclerc vom Talent zum WM-Kandidaten aufgestiegen. An diesem Wochenende kann der 21-Jährige seine Fahrkünste im dritten Formel 1-Saisonrennen beim Großen Preis von China in Shanghai erneut unter Beweis stellen.

Geboren wird Charles Leclerc am 16. Oktober 1997 in Monte-Carlo, einem Stadtbezirk in Monaco. Bereits im Alter von dreieinhalb Jahren sitzt er zum ersten Mal in einem Go-Kart, erzählt er in einem Podcast der Formel 1. Das Rennfahrer-Gen liegt in der Familie. Sein Vater Hervé Leclerc war Rennfahrer, fuhr in den 80er Jahren in der Formel 3. Auch sein jüngerer Bruder Arthur ist Rennfahrer, fährt aktuell in der Formel 4.

Charles Leclerc Vater

Gemeinsam mit seinem Vater besucht Lecerlc als kleiner Junge regelmäßig die Kartbahn der Familie Bianchi im französische Brignoles, knapp 150 Kilometer von seiner Heimat Monaco entfernt. Hier lernt Leclerc auch den acht Jahre älteren Rennfahrer Jules Bianchi kennen, dessen Vater Philippe der Kurs zwischen Nizza und Marseille gehört. Die beiden freunden sich schnell an. Bianchi wird eine Art Mentor für den jungen Charles und sogar dessen Pate.

Im Alter von sieben Jahren fährt Leclerc sein erstes Kartrennen. Fünf Jahre später wird er mit nur zwölf Jahren jüngster französischer Kartmeister. Nur ein Jahr später gewinnt Charles, ebenfalls als jüngster Fahrer, in seiner Heimat den Monaco Kart Cup.

Trotz der frühen Erfolge hätte der junge Monegasse den Rennsport daraufhin fast für immer beenden müssen. Der Grund: Leclercs Großeltern waren Plastikproduzenten, 2010 bekam ihr Betrieb Geldprobleme. Auf einmal fehlte das Geld für den kostspieligen Motorsport. Durch die Hilfe der Familie Bianchi findet Leclerc einen Förderer: Nicolas Todt, Sohn von FIA-Präsident Jean Todt, nimmt ihn unter Vertrag und fördert die Karriere des ehrgeizigen Fahrers als dessen Manager. Das ist er bis heute.

Charles Leclercs Vater stirb im Jahr 2017

Finanziell abgesichert dominiert Leclerc auch in den nächsten Jahren im Kartsport, feiert einen Erfolg nach dem anderen. 2014 wechselte er im Alter von 17 Jahren in den Formelsport. Hier fährt er zunächst in der alpinen Formel Renault, einem Verbund aus mehreren nationalen und internationalen Rennserien. Bereits in der ersten Saison wird Leclerc Vize-Meister.

Im gleichen Jahr lernt der damals 17-Jährige aber auch die Schattenseiten kennen. Im Oktober 2014 verunglückt sein Freund Jules Bianchi in der Formel 1 beim Großen Preis von Japan schwer. Nach neun Monaten im Koma erliegt er seinen Verletzungen im Juli 2015. Ein großer Schock für Leclerc.

Trotz der Trauer fährt er im Motorsport weiter auf der Überholspur. 2015 erhält Leclerc die Chance, in der Europäischen Formel 3-Meisterschaft zu fahren. Das Ergebnis am Saisonende: Platz vier in der Gesamtwertung.

Ein Jahr später wechselt er dann 2016 in die GP3-Serie, die dritte Liga des Formelsports, die er direkt in seiner ersten Saison für sich entscheidet. Im gleichen Jahr kommt Leclerc durch seine Aufnahme in Ferraris Nachwuchsprogramm zum ersten Mal in Kontakt mit der Formel 1, darf erste Testfahren im Formel 1-Wagen machen. Bei diesem Vergleichstest eines niederländischen Auto-Portals fuhr ein Formel 1-Auto eine Rennrunde mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von mehr als 235 Stundenkilometern, bei dem GP3-Auto waren es „nur“ etwas mehr als 200 km/h.

2017 fährt er dann in der Formel 2. „Ein Jahr, das ich nie vergessen werde, weil es mir die größte Freude und gleichzeitig das größte Leid beschert hat“, erzählt Leclerc. Im Sommer 2017 stirbt sein Vater Hervé Leclerc nach langer, schwerer Krankheit im Alter von nur 54 Jahren. Ein schwerer Verlust für den damals 20-Jährigen. Nur drei Tagen nach dem Tod seines Vaters fährt Leclerc sein nächstes Rennen – und holt den Sieg. Am Ende der Saison gewinnt er den Meistertitel in der Formel 2.

Charles Leclerc-Gehalt: 3 Millionen Euro plus Prämien

Nach nur einer Saison im Formel 2-Wagen erfüllt sich im vergangenen Jahr dann Leclercs Traum: Er darf in der Königsklasse des Rennsports, der Formel 1, starten. Leclerc wird zunächst Stammfahrer im Team Sauber, die ein vergleichsweise langsames Auto bauen. Trotzdem erreicht er in der Saison 2018 zehn Top-10-Ergebnisse und wird am Saisonende 13 in der Gesamtwertung.

Ende der Rennsaison gibt Ferrari bekannt, dass Leclerc in der Saison 2019 neben dem viermaligen Weltmeister Sebastian Vettel im Cockpit des Ferrari starten wird. In seinem bis 2022 laufenden Vertrag bei Ferrari erhält Leclerc laut Sport 1 ein Jahresgehalt in Höhe von rund drei Millionen Euro. Das tatsächliche Einkommen ist durch Sieg- und Punkteprämien und auch Verträge von Sponsoren höher.

Zum Vergleich: Der Deutsche Sebastian Vettel verdient mit 40 Millionen über zehn Mal mehr. Topverdiener ist der amtierende Weltmeister Lewis Hamilton mit 50 Millionen Euro pro Saison. Trotzdem ist der Wechsel zu Ferrari auch in finanzieller Hinsicht ein Erfolg für Leclerc. Noch in der vergangenen Formel 1-Saison verdiente der 21-Jährige im Cockpit vom Team Sauber 150.000 Euro.

Hätte es mit seiner Karriere in der Formel 1 nicht geklappt, hätte der Monegasse übrigens auch einen Plan B gehabt: „Wenn ich kein Rennfahrer geworden wäre, wäre ich gerne Ingenieur für Rennwagen geworden“, erzählt er im Formel 1-Podcast.

Was macht Charles Leclerc so erfolgreich?

Seit seinem elften Lebensjahr trainiert Leclerc seine kognitiven Fähigkeiten bei Formel 1-Arzt Riccardo Ceccarelli. Bei Rennsimulationen werden dabei seine Hirnaktivitäten genau überwacht. „Das ist eine Art Telemetrie für das Gehirn. Ich habe so meine ideale Mischung aus Konzentration, Entspannung und Adrenalin gefunden“, sagt er.

Auch mit einem Mentaltrainer arbeitete Leclerc nach dem Tod seines Freundes Jules Bianchi und seines Vaters im Ferrari Nachwuchsprogramm zusammen, wie der Rennfahrer im Formel 1 Podcast erzählt. „Als ich angefangen habe Rennen zu fahren, war meine Mentale Stärke meine größte Schwäche. Wenn man mich jetzt fragt, was meine größte Stärke ist, ist es meine mentale Stärke“, sagt Leclerc.

So selbstbewusst Leclercs Aussagen sind, so bodenständig wirkt er. „Mein Vater und Jules haben mich immer gelehrt, mit den Beinen auf dem Boden zu bleiben und gleichzeitig nach mehr zu streben“, sagt er. Leclerc möchte den Wunsch seines Vaters erfüllen. „Ich werde alles dafür geben, um für ihn Weltmeister zu werden, denn jedes Mal, wenn ich ein Rennen gewinne, denke ich an ihn und an Jules“, erzählt er.
Mit seinem Talent ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis der junge Formel 1-Pilot zum ersten Mal ganz oben auf dem Podium steht. Vielleicht ja schon dieses Wochenende in Shanghai.

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