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USA: Wie Schüler der Waffen-Lobby NRA Angst machen

Ein Schüler demonstriert gegen die Waffen-Organisation NRA: So begann die Bewegung für strengere Waffengesetze in den USA.

Nach dem Amoklauf in Florida kämpfen Überlebende für strengere Waffengesetze in den USA. Die Schüler könnten schaffen, wogegen sich Waffenhersteller jahrelang erfolgreich wehrten.

Eine Tüte Chips, eine Cola und eine Pistole bitte. Was in Deutschland unvorstellbar erscheint, ist in den USA ganz einfach möglich. Supermarktketten wie Walmart oder Sportgeschäfte wie Dick’s Sporting Goods verkaufen scharfe Waffen. Einzige Voraussetzung: Man muss sich vorher registrieren.

Bald könnte es jedoch schwerer werden. Denn nach dem Amoklauf eines 19-Jährigen an einer Schule in Florida denkt Präsident Donald Trump endlich über strengere Waffengesetze nach. Große Unternehmen wollen nichts mehr mit dem mächtigen Waffenverband zu tun haben. Und all das begann mit einer Gruppe von Schülern.

Chronologie: So begannen die Schüler-Proteste gegen Waffen in den USA

16. Februar 2018:

Nach dem Massaker an der Marjory Stoneman Douglas Highschool in Parkland, bei dem 17 Menschen starben, schließen sich überlebende Jugendliche zusammen. Sie schimpfen auf US-Präsident Donald Trump, weil der bisher so wenig gegen Waffengewalt unternommen hat. Auf der Facebook-Seite „Never Again“ teilen sie ihre Erlebnisse.

Und sie machen Stimmung gegen die National Rifle Association (NRA). Der Waffenverband setzt sich dafür ein, dass praktisch jeder erwachsene Amerikaner privat Pistolen und Gewehre kaufen, tragen und sich damit verteidigen darf. Donald Trump bekam für seinen Wahlkampf viel Geld von der NRA. Die Organisation setzte darauf, dass er sich als Präsident für ihre Interessen einsetzt. Bisher schien diese Rechnung aufzugehen.

Mittwoch, 21. Februar:

Eine Woche nach dem Amoklauf von Parkland trifft sich US-Präsident Trump mit überlebenden Schülern im Weißen Haus. Die Jugendlichen fordern strengere Waffengesetze und bessere Sicherheitsmaßnahmen an Schulen. Einige Schüler sagen, der Präsident soll das Mindestalter für den Waffenkauf erhöhen. Ein handgeschriebener Notizzettel von Trumpsorgt dabei für Aufsehen. Er vermittelt den Eindruck, der mächtigste Mann der Welt muss sich daran erinnern, Mitgefühl zu zeigen.

Für noch größere Diskussion sorgt der Vorschlag von Trump, Lehrer zu bewaffnen. Viele von ihnen posten unter dem Hashtag #ArmMeWith Vorschläge, mit was sie lieber bewaffnet werden würden, um Amokläufe ihrer Schüler zu verhindern.

In einer TV-Sendung treffen Überlebende des Amoklaufs auf die Sprecherin der National Rifle Association. Die Schüler fordern strengere Waffengesetze. Die Lobbyistin erklärt, der Schütze habe psychische Probleme gehabt und hätte daher gar keine Waffe kaufen dürfen. Das ändere aber nichts am Recht aller gesetzestreuen US-Bürger, Waffen zu tragen.

Donnerstag, 22. Februar:

Bei einem Treffen mit Vertretern von Schulen, Polizisten und Politikern im Weißen Haus wiederholt Trump seine Forderung, dass Lehrer Waffen tragen sollen. Er schlägt vor, dass speziell trainierte Lehrer verdeckte Waffen tragen sollen. Dafür sollen sie einen Bonus beim Gehalt erhalten.

United Airlines und Hertz kündigen Vertrag mit der Nationalen Riffe Association 

Freitag, 23. Februar:

Mehrere große Unternehmen kündigen an, bald nicht mehr mit der National Rifle Association zusammen zu arbeiten. Dazu zählen die Fluggesellschaft United Airlines und der Autovermieter Hertz. NRA-Mitglieder erhielten bislang Rabatt bei diesen Unternehmen. Unter dem Hashtag #BoycottNRA rufen Menschen weltweit dazu auf, die Waffenorganisation zu boykottieren.

Samstag, 24. Februar:

Die zweitgrößte Bank der USA, die Bank of America, macht ebenfalls Stimmung gegen Waffen. Das Geldhaus teilt mit, dass es alle Firmenkunden unter die Lupe nehmen werde, die schwere Waffen für normale Bürger herstellten. Die Bank will die Firmen fragen, was sie tun, um weitere Amokläufe zu verhindern.

Donald Trump kündigt an, das Waffenrecht zu verschärfen 

Montag, 26. Februar:

Bei einem Treffen mit den Regierungschefs der Bundesstaaten (vergleichbar mit den Ministerpräsidenten der Bundesländer in Deutschland) kündigt Präsident Trump an, das Waffenrecht zu verschärfen. Seine Ehefrau Melania sagt: „Es ist ermutigend, dass sich Kinder im ganzen Land dafür einsetzen, etwas zu verändern.“

Mittwoch, 28. Februar:

Als Reaktion auf die Geschehnisse in Parkland will der Sporthändler „Dick’s Sporting Goods“Sturmgewehre aus seinem Sortiment nehmen. Außerdem sollen Waffen erst ab 21 Jahren verkauft werden. Auch „Walmart“ will Waffen und Munition nur noch an Kunden über 21 verkaufen. Außerdem verspricht die Supermarktkette, auf ihrer Website nicht mehr für Spielzeugwaffen zu werben, die aussehen wie Sturmgewehre.

Am gleichen Tag diskutiert Präsident Trump mit Politikern über die Sicherheit in Schulen. Dabei sagt er: „Wir sind entschlossen, unsere Trauer in Taten zu verwandeln.“

Donnerstag, 1. März:

US-Präsident Trump und Vize-Präsident Mike Pence begrüßen im Weißen Haus den Chef der National Rifle Association (NAR). Auf Twitter schreibt Trump anschließend von einem „großartigen“ Treffen. Weitere Angaben macht er zunächst nicht. Der NRA-Chef twittert,Trump wolle „keine Waffenkontrolle“. Der Präsident und sein Vizepräsident würden das in der US-Verfassung garantierte Recht auf Waffenbesitz „unterstützen“.

Samstag, 3. März:

Wichtige Politiker in Florida haben acht Stunden lang über strengere Regeln im Waffenrecht des US-Bundesstaats verhandelt. Inzwischen gibt es einen 100 Seiten starken Entwurf.

Dienstag, 6. März:

Mit knapper Mehrheit hat der Senat im US-Bundesstaat Florida für ein strengeres Waffengesetz gestimmt. Der Gesetzentwurf sieht vor, das Mindestalter zum Kauf von Waffen von 18 auf 21 Jahre anzuheben. Im Senat sprachen sich 20 Abgeordnete für die Vorlage aus, 18 dagegen. Nun geht der Entwurf an das Repräsentantenhaus Floridas.

Demonstrationen für strengere Waffengesetze in den USA

Die Überlebenden des Amoklaufs wollen weiter für strengere Waffengesetze kämpfen. Am 24. März rufen sie zu einer Großdemonstration unter dem Namen „March For Our Lives“ in Washington auf. Mehr als 120.000 Menschen haben bei Facebook bereits auf teilnehmen geklickt „Dieser Kampf wird lang und beschwerlich sein, aber bleibt bei uns“, schreiben die Organisatoren. Zum Original