Eminem-Tickets für Hannover. 10 Uhr Vorverkauf bei Eventim und Ticketmaster. Ich bin 30 Minuten früher da und Platz 1 in der Warteschlange. Dann kommt es zum entscheidenden Battle.
Guess who’s back! Am 10. Juli spielt der Rapper Eminem eine Show in Hannover. Das einzige Deutschlandkonzert auf seiner „Revival“-Tour 2018. Das erste Deutschlandkonzert seit 15 Jahren. Der offizielle Vorverkauf läuft über die beiden Anbieter Eventim und Ticketmaster. Start ist um zehn Uhr. Just lose it. Ich bin dabei.
Bereits über eine halbe Stunde vorher öffne ich beide Portale in zwei verschiedenen Tabs auf meinem Laptop. Ich will auf keinen Fall zu spät sein. Was mich direkt überrascht: Bei Ticketmaster gibt es bereits eine Warteschlange. „Du hast deinen Platz in der Warteschlange“, erscheint auf meinem Bildschirm. Und nicht nur das. Ich stehe anscheinend sogar ganz vorne.
Eminem Tour 2018: Vorverkauf läuft bei Eventim und Ticketmaster
(Screenshot: ticketmaster.de)
Klingt ja schon mal vielversprechend. Darauf verlassen will ich mich dann aber doch nicht und gehe auf die Seite von Eventim. Hier sehe ich lediglich ein gelbes Kästchen und die Meldung „Tickets demnächst im Vorverkauf“.
Eine halbe Stunde noch. Jetzt muss ich mich entscheiden. Wo versuche ich zuerst mein Glück? Um Punkt zehn Uhr kann ich nur auf einer Seite aktiv sein. Da die Meldung auf der Seite von Ticketmaster so vielversprechend aussieht, will ich es hier zuerst versuchen. Till I Collapse.
Oder vielleicht doch lieber bei Eventim? Um 9.55 Uhr überlege ich hin und her. Immerhin habe ich meine Konzertkarten bisher fast nur bei Eventim gekauft. Eventim ist Marktführer. Das erste Ergebnis bei Google, wenn ich nach Tickets suche. Spricht aber vielleicht auch dafür, dass die Konkurrenz hier größer ist.
50 Prozent der Karten für Eminem sind offiziell noch zu haben
Mindestens 37.500 Tickets muss es noch geben. Vielleicht auch mehr. Die Telekom macht auf Nachfrage keine Aussage darüber, wie viele Tickets bei ihrer exklusiven Vorverkaufsaktion tatsächlich verkauft wurden. Veranstalter Live Nation teilt mir mit, dass etwa die Hälfte schon verkauft sei. Der Rest sei zu genau gleichem Anteil an Eventim und Ticketmaster gegangen.
Vier Tickets darf ein Kunde höchstens kaufen. Gehe ich davon aus, dass jeder, der es schafft, vier Tickets kauft, bekommen nur 9.375 Kunden überhaupt Karten fürs Konzert. Irgendwie gar nicht so viel. Aber hey, ich bin ja vorne in der Warteschlange. Guts over Fear.
10.00 Uhr. Das Zittern beginnt. Ich starre auf den Bildschirm. Ein schmaler Spalt ist noch offen im Kreis der virtuellen Warteschlange. Gleich muss ich doch dran sein! Aber es passiert: nichts. „Wenn viele Fans gleichzeitig Tickets kaufen wollen, dann richten wir bei Ticketmaster eine virtuelle Warteschlange ein“, erklärt das Unternehmen auf seinem Blog. Das System sei „sehr ausgeklügelt“ und sorge dafür, dass alle Fans nacheinander auf die begehrten Tickets zugreifen können.
„Es ist wichtig, dass ihr die Seite im Browser nicht aktualisiert, denn sonst verliert ihr den Platz in der Warteschlange. Geduld ist wirklich der einzige Weg und alle Fans werden gleich fair behandelt.“ Na toll. Geduld habe ich schon nach knapp einer Minute nicht mehr. Ich will Tickets für den Rap God! Und andere scheinen das gleiche Problem zu haben:
Also gut, ich wechsle auf die Seite von Eventim. Beim ersten Klick lande ich direkt im Warteraum. Alle 30 Sekunden soll geprüft werden, ob ein Platz für mich frei ist. „Moment bitte“, sagt mein Bildschirm. Love the Way you lie. Doch tatsächlich: Nach etwa 30 Sekunden werde ich weitergeleitet.
Eine Seite erscheint, ich kann Karten auswählen und mich zwischen drei Kategorien entscheiden. Nach kurzem Überlegen entscheide ich mich für den teuersten Bereich: „Front of Stage 1“, direkt vor der Bühne. 122,65 Euro kostet eine Karte. Aber egal, für ein Eminem Konzert fast direkt vor der Bühne ist es mir das Geld wert.
„Möglicherweise sind Eminem-Tickets in einer anderen Kategorie verfügbar“
Ich wähle zwei Tickets und lege sie in den Warenkorb. Kurz kommt Freude auf, die aber einige Sekunden später wieder vergeht. An Stelle des Warenkorbs öffnet sich ein weiteres Warteschlangen-Fenster. Drei Minuten und 30 Sekunden soll ich warten. In dieser Zeit suche man nach meinen Tickets, lese ich auf dem Bildschirm. „Bei Erfolg werden Sie direkt in den Warenkorb weitergeleitet.“
(Screenshot: eventim.de)
Erfolg habe ich aber keinen. Nach nur 30 Sekunden schließt sich das Fenster und ich erhalte folgende Nachricht.
(Screenshot: eventim.de)
Ich versuche es erneut. Aber nur einige Sekunden später werde ich wieder enttäuscht. Ich fliege aus der Warteschlange. Nach fünf zeitraubenden Minuten gebe ich fürs Erste bei Eventim auf und versuche es wieder bei Ticketmaster.
Saalplan fürs Eminem-Konzert in Hannover: Front of Stage 1 oder Stehplatz?
Mittlerweile ist es fünf Minuten nach zehn. Der Spalt im Kreis ist nicht kleiner geworden. Doch dann geschieht es tatsächlich: Eine neue Seite öffnet sich. Ein Plan der Arena ist zu sehen. Ich kann Karten wählen. Aber nur noch Stehplatzkarten für 93,90 Euro. Der Rest wird in tristem grau als ausverkauft gekennzeichnet. Naja, besser als nichts.
(screenshot: ticketmaster.de)
Ich wähle zwei Tickets und lege sie in den Warenkorb. Schon blitzt ein rotes Fenster auf meinem Bildschirm auf: „Plätze nicht mehr verfügbar“. Na super. Auch hier versuche ich es mehrfach. Immer, wenn ich wieder auf die Auswahlseite gehe, kann ich Karten wählen. Aber immer, wenn ich zur Kasse möchte, erhalte ich eine Fehlermeldung. Irgendwie ziemlich frustrierend.
(Screenshot: ticketmaster.de)
Mittlerweile ist es 10.15 Uhr. Ich habe kaum noch Hoffnung, Tickets zu bekommen. Jetzt wechsle ich ständig zwischen Eventim und Ticketmaster. Ich aktualisiere die Seiten alle paar Sekunden. Es ist ein Hin und Her. Mal sind alle Karten weg, mal habe ich wieder die Möglichkeit, Karten zu wählen. Ein ständiger Wechsel zwischen „zurzeit nicht verfügbar“ und der kleinen Hoffnung, doch noch Tickets auswählen zu können. I Need a Doctor.
Aber immer wieder das gleiche Spiel: Ich schaffe es nur, die Tickets auszuwählen. Und fliege, bevor sie im Warenkorb landen, von der Seite. Ein bisschen Abwechslung bringen da nur verschiedene Fehlermeldungen. Immer wieder lese ich das Wort „Entschuldigung“.
(Screenshot: ticketmaster.de)
Eventim Hotline: Letzte Chance auf Tickets?
Um halb elf versuche ich es dann bei der Bestell-Hotline von Eventim. 60 Cent soll mich ein Anruf kosten. Aber was macht man nicht alles für Eminem-Tickets. Am anderen Ende der Leitung erzählt mir eine freundliche Computer-Frauenstimme, dass die Wartezeit höher als „zumutbar“ sei – sie sagt es wirklich genau so – und ich es später noch einmal versuchen soll. Was eine Zumutung! Freundlicherweise werde ich auch darauf hingewiesen, dass mich dieser Anruf nichts gekostet habe. Wenigstens das. Karten habe ich trotzdem nicht. Smack that.
Auf den Seiten von Eventim und Ticketmaster ist mittlerweile auch nichts mehr zu holen. Keine virtuellen Warteschlangen, keine Auswahlmöglichkeiten. Bei Ticketmaster wird mir angeboten, ein anderes Datum zu wählen. Gut, dann versuche ich das.
Eminem-Tickets in Nijmegen und Stockholm als allerletzte Möglichkeit
Ich finde Tickets für das Eminem-Konzert im holländischen Nijmegen und in der schwedischen Hauptstadt Stockholm. Aber auch hier habe ich kein Glück. In der jeweiligen Landessprache erhalte ich die gleiche Meldung wie vorher. Auch wenn ich beide Sprachen nicht beherrsche, weiß ich mittlerweile auswendig, was mir angezeigt wird. Schließlich habe ich diese Meldung in der vergangenen halben Stunde mindestens zehnmal auf Deutsch gelesen.Nach fast einer Stunde gebe ich genervt auf. Ich habe es nicht geschafft. Und ich bin nicht die Einzige. Aber das tröstet mich auch nicht wirklich.
Eine Sprecherin von Live Nation erklärt: „Alle Eminem-Tickets waren bereits nach etwa einer Minute ausverkauft.“ Gleichzeitig warnt sie mich vor dem Kauf auf Portalen von Drittanbietern.
Hier sind jetzt sicher viele Leute unterwegs, die Karten bekommen haben. Leute, die nicht zum Konzert wollen, sondern sich nur an den Tickets bereichern. Um kurz vor elf Uhr gibt es auf dem Portal Viagogo 794 Tickets. Und auch bei Ebay gibt es zahlreiche neue Angebote. Für mich alles aber keine Option. Auf ein nächstes Mal, Real Slim Shady!