5 Abos und 1 Abonnent
Artikel

Eminem-Tickets für 1.200 Euro: Die Vorverkauf-Abzocke für das Konzert in Hannover

Eminem live: Wer bietet mehr?

Eminem gibt auf seiner „Revival“-Tour 2018 nur ein Konzert in Deutschland. Offiziell gibt es die Karten erst am 2. Februar. Doch bei der Telekom und auf Plattformen wie viagogo gibt es schon jetzt „Exklusiv“-Tickets. Für exklusive Preise.

Es ist die Sensation. Der „King of Hip-Hop“ kommt im Rahmen seiner Welttournee „Revival“ für ein einziges exklusives Konzert nach Deutschland. Am 10. Juli spielt Eminem ein Open-Air auf dem Messegelände in Hannover.

Eminem-Konzert in Hannover: Tickets kosten offiziell zwischen 75 und 100 Euro 

15 Jahre nach seinem letzten Auftritt in Deutschland. 2003 spielte der US-amerikanische Rapper zwei Konzerte in Hamburg und Essen. Jeweils etwa 50.000 Tickets gab es damals für knapp 50 Euro. Für das Konzert in Hannover stehen 75.000 Karten im Verkauf.

Drei Ticketkategorien und damit Preiskategorien gibt es laut Veranstalter Live Nation für das Konzert. 5.000 Karten zum Preis von 100 Euro für den Bereich Front of Stage 1, ein Bereich direkt vor der Bühne. Genauso viele Tickets gibt es für 90 Euro und den Bereich Front of Stage 2. Dieser Bereich befindet sich hinter dem ersten. Die restlichen 65.000 Karten kosten je 75 Euro und sind Stehplätze im hinteren Bereich.

Eminem-Tickets über die Telekom: 94 bis 123 Euro 

Bereits zwei Tage vor dem offiziellen Vorverkaufsstart am Freitag gibt es die ersten Tickets. Aber längst nicht für jeden. Telekom-Kunden sind die Auserwählten, die sich 48 Stunden früher Tickets sichern können. „Wir haben eine strategische Partnerschaft mit dem Veranstalter Live Nation“, erklärt ein Sprecher der Telekom. „Dadurch können wir Prio-Tickets für unsere Kunden anbieten.“

Das heißt: Jeder Telekom Kunde kann über die Telekom-App „Mega-Deal“ bis zu vier Tickets kaufen. Zwischen 93,90 Euro und 122,65 Euro kostet eine Karte in der „Mega-Deal“-App.

Das ist ein Aufschlag von 25 Prozent! „Die Telekom kann bis zu 50 Prozent der Tickets verkaufen“, erklärt Geschäftsführer Marek Lieberberg vom Veranstalter Live Nation auf Anfrage. „Mindestens 50 Prozent gehen in den offiziellen Vorverkauf zu den Anbietern Eventim und Ticketmaster.“

Wenn man kein Telekom-Kunde ist, heißt es also warten – und hoffen, eines der mindestens 37.500 Tickets am Freitag zu bekommen. Oder man gewinnt mal eben im Lotto. Denn zahlreiche Portale bieten auch jetzt schon Tickets zu unglaublichen Preisen an. Eines dieser Portale, auf das ich als erstes stoße, ist viagogo.

Eminem-Tickets auf Viagogo: 1.208,54 Euro für einen angeblichen Sitzplatz 

Viagogo bezeichnet sich selbst als „seriöse Zweitmarkt-Plattform“. Verkäufer können Tickets über diese Ticketbörse anbieten. Seriös wirken die Preise auf jeden Fall nicht. Das günstigste Ticket kostet 108 Euro, das teuerste gibt es für 899 Euro.

„Die Preise werden grundsätzlich vom Verkäufer festgelegt. Da viagogo ein offener Marktplatz ist, richten sich die Preise nach dem Prinzip von Angebot und Nachfrage.“ So steht es im Grundsatz von viagogo.

Besonders komisch bei dem Ticketangebot: Der Platz für 899 Euro ist ein Sitzplatz. Diesen gibt es auf dem Konzert gar nicht. Trotzdem kann ich das Ticket kaufen. Viagogo berechnet zusätzlich zum Kaufpreis noch 10 Prozent Vermittlungsgebühr, 19 Prozent Mehrwertsteuer sowie eine Buchungsgebühr. Macht am Ende 1208,54 Euro. Das sind 1.100 Prozent mehr als der eigentliche Ticketpreis!

Und das für eine Karte, die es gar nicht geben kann. Wie soll es bei einem Open-Air-Konzert Sitzplätze geben? Muss ich da einen Klappstuhl selbst mitbringen?

(Screenshot: viagogo.de)

„In dem unwahrscheinlichen Fall, dass Probleme auftreten und der ursprüngliche Verkäufer nicht in der Lage ist, die von ihm angebotenen Karten zu liefern, wird viagogo, nach alleinigem Ermessen, Tickets vergleichbaren Preisniveaus begutachten und Ihnen gebührenfreie Ersatztickets anbieten, oder Ihnen den vollen Kaufpreis rückerstatten“, heißt es in den Geschäftsbedingungen von viagogo.

Tolle Aussichten. Ich zahle Unmengen für ein Ticket und bekomme dann irgendein anderes. Ich habe viagogo kontaktiert und warte noch auf eine Stellungnahme dazu.

Eminem-Konzertkarten bei Seatwave kaufen: 180,49 Euro im Durchschnitt pro Ticket 

Aber auch auf anderen Portalen finde ich bereits jetzt Eminem-Konzerttickets. Beim Portal Seatwave, das zu Ticketmaster gehört, variiert der Preis zwischen 140 und 482,95 Euro für ein einziges Ticket. Mir wird ein durchschnittlicher Verkaufspreis von 180,49 Euro angezeigt. Im schlimmsten Fall liegt das Angebot hier 400 Prozent über dem Normalpreis.

(Screenshot: seatwave.de)

Auch im Auktionshaus Ebay finden sich bereits zahlreiche Konzerttickets. Anbieter verlangen bis zu 1.488 Euro für zwei Konzerttickets der besten Kategorie.

Eminem-Ticket auf Ebay: ab 600 Euro pro Ticket 

(Screenshot: ebay.de)

Fündig werde ich auch im Portal Ticketbande. Eminem-Tickets werden hier zwischen 178 und 388 Euro angeboten. Auch hier: Zwischen 140 und 280 Prozent mehr als der Normalpreis. Der Anbieter selbst empfiehlt seinen Kunden aber sogar „wärmstens, Ihre Tickets zum Vorverkaufsstart beim Veranstalter zu kaufen, dann können Sie sicher sein, die Tickets auch zum Aufdruckpreis zu bekommen.“ Wenn das so einfach wäre.

Eminem-Konzert 2018 bei Ticketbande: 178 bis 388 Euro 

(Screenshot: ticketbande.de)

Ähnliche Preise finde ich auch beim Anbieter Prestige-Tickets. Das Portal bezeichnet sich selbst als „gewerblicher Anbieter für Eintrittskarten, der auf die Beschaffung und den Verkauf von Tickets für exklusive oder ausverkaufte Events spezialisiert ist.“ Hier bestimmt der Anbieter also alleine den Preis, der aktuell zwischen 179 und 399 Euro liegt.

Eminem Live 2018 bei Prestigeticket kaufen: 180 bis 400 Euro 

(Screenshot: prestigetickets.de)

Ein Problem, das auch der Veranstalter Live Nation kennt: „Wir warnen unsere Kunden immer wieder vor Plattformen, auf denen Tickets zu überhöhten Preisen angeboten werden“, sagt Lieberberg. Viel dagegen tun könne man aber selten. „Oft sitzen die Firmen im Ausland oder ändern ständig ihre Firmenadressen, rechtliche Schritte sind schwierig.“

Personalisierte Tickets für Eminem? „Nicht gewünscht“

Eine Möglichkeit, sich vor dem Schwarzmarkt im Internet zu schützen, ist die Personalisierung von Tickets. „Eine Personalisierung findet nur auf Wunsch des Künstlers statt. Bei Eminem ist dies nicht gewünscht“, erklärt Lieberberg. Also kann jeder Käufer die Tickets auch beliebig weiterverkaufen. Das kurbelt den Schwarzmarkt an.

Um diesem Geschäft entgegenzuwirken gibt es für Käufer nur eine Lösung: Tickets nur über offizielle Portale und Vorverkaufsstellen kaufen.

Und genau das mache ich. Ich möchte kein überteuertes Ticket auf einem der Portale kaufen. Stattdessen werde ich mein Glück beim Vorverkaufsstart am Freitag um 10 Uhr vor meinem Rechner versuchen.

Der Gedanke, dass ich kein Ticket für das einzige Deutschlandkonzert von Eminem bekommen könnte, weil einzelne Händler diese kaufen um sie für ein Vielfaches weiterzuverkaufen, macht mich trotzdem sauer.


Zum Original