Emmes wird Konstruktionsmechaniker im Stahl- und Schiffsbau. Etwas, das ihm später noch nutzen wird. Nach der Lehre ist er volljährig und beginnt sofort die zweite Ausbildung: zum Binnenschiffer! Mit nicht mal 22 hat er nicht nur die Lehre beendet, sondern direkt sein Binnenschifferpatent erworben (genauer: das noch anspruchsvollere Rheinschifferpatent) - die Kapitänslizenz für Flüsse. Nur ein paar Monate später hat er die Verantwortung über sein erstes Schiff: die 105 Meter lange „MS Ulm".
2001, mit Anfang 30, sieht er zum ersten Mal eine (ehemalige) „Princesse Marie-Astrid". 1999 wurde sie verkauft und in „Gutenberg" umbenannt. Emmes' neues Kommando. Er ist überwältigt. So ein imposantes Galerieschiff hatte er noch nicht gesehen. Bis er wirklich Kapitän einer „MS Princesse Marie-Astrid" wird, werden aber noch neun Jahre vergehen.
Am 10. April 2010 wurde die 60 Meter lange Princesse Marie-Astrid getauft. Seit 1966 ist es das fünfte Schiff mit diesem Namen.
2004 verschlägt es ihn privat an die Obermosel. Er reist standesgemäß mit dem Boot an. Seinem Hausboot. Zu der Zeit arbeitet er wieder auf dem Rhein als Frachtschiffer. Die Gutenberg war weiterverkauft worden. Doch die „Marie Astrid" lässt ihn nicht los. „Alleine der Name schon", sagt Emmes und hebt feierlich die Stimme: „'Princesse (!) Marie-Astrid'".
Wenn er frei hat, fährt er mit dem Rad an der Mosel rauf und runter und sucht sie, bis er sie findet. Bei der „Entente Touristique de la Moselle Luxembourgeoise", der die „Marie Astrid" gehört, lässt er aber schon mal seine Nummer da.
2010 kommt der Anruf. „Ich dachte, die wollten mich als Aushilfskapitän", erinnert sich der heute 45-Jährige. Doch die „Entente" suchte einen neuen Kapitän in Festanstellung. Der vorherige ging in den Ruhestand. „Ich habe genau eine Sekunde überlegt und dann ja gesagt."
Wie viel ihm das Schiff bedeutet, sah man im März, als es in der Werft lag. Emmes hat - unter anderem unterstützt von seinem Auszubildenden - den kompletten Rumpf des Schiffes selber abgeschliffen und neu lackiert. Er sagt: „Du musst leiden, damit das Schiff schön aussieht." Auch über der Wasserlinie hat er manche Flächen lackiert. Natürlich glänzen diese mehr als die anderen, die er nicht selber lackiert hat. Auch der neue torpedoförmige Bugwulst unter Wasser geht auf ihn zurück. Das Schiff fährt so schneller, macht eine kleinere Bugwelle und braucht weniger Diesel.
Am Sonntag beginnt die Saison für die „Princesse Marie-Astrid". Sechs Tage die Woche. Zehn Stunden täglich. Jürgen Emmes kann sich nichts Schöneres vorstellen.
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Die „MS Princesse Marie-Astrid" ist benannt nach der Schwester von Großherzog Henri, die auch Erzherzogin von Österreich ist. Das Schiff gehört der Entente Touristique de la
Moselle Luxembourgeoise, deren Träger die Moselgemeinden Schengen, Mondorf, Wellenstein, Remich, Stadtbredimus, Wormeldingen, Grevenmacher und Mertert-Wasserbillig sind. Das Schiff kostete sechs Millionen Euro und wird aus Eigenmitteln der Entente, vom Tourismusministerium und den Gemeinden finanziert.