Jacob Queißner

Freier Journalist/Fotograf, Gera

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Porsche 911 ST 2.3 – Der grüne Pistenspringer

So wie dieser Wagen aussah, als er im Vaasa Auto Museum in Finnland stand, ließ sich nichts von seiner Anfangsgeschichte erahnen. Der fahrbereite Wagen war rot, sah eher aus wie ein Porsche 935 und hatte einen 3,6-Liter-Saugmotor mit 355 PS vom Typ 964 im Heck. Für Einsätze im Rallyecross war dieser Porsche mehrmals und tiefgreifend modifiziert worden. Man hatte ihn mittlerweile auf Allradantrieb umgebaut, die Bremsen stammten vom Porsche 930 Turbo, das Getriebe vom Typ 915, das vordere Differenzial von einem 3er BMW und die Frontachsen sowie Servos von Audi. Der Porsche war zwar lauffähig, jedoch weit weg von seinem Ursprungszustand.

Porsches Geheimrezept: Kundensport

Dieses Fahrzeug, wie es ursprünglich ausgeliefert und eingesetzt wurde und wie es heute wieder dasteht, ist ein Porsche 911 ST mit 2,3-Liter-Motor. Rund 30 solcher Rennversionen wurden 1970 und 1971 von Porsche gebaut. Zu dieser Zeit legte man in Stuttgart die Basis für eine jahrzehntelange Erfolgsgeschichte. Vor allem dank der baukastenartigen Umbaumöglichkeiten des Porsche 911, vom Zweiliter-Fahrzeug bis hin zum über 800 PS starken Typ 935, ließ ein 911 sich über viele Jahre erfolgreich einsetzen und entsprechend der jeweiligen Homologationskriterien weiterentwickeln. Ein weltweites Netzwerk, Ansprechpartner wie Jürgen Barth, der über viele Jahre als Leiter der Kundensportabteilung den Kunden mit Rat und Tat zur Seite stand, umfangreiche Ersatzteilversorgung ab Werk und der 1970 erstmals ausgeschriebene Porsche Cup als interne Wertung inklusive Preisgeldern für die erfolgreichsten internationalen Fahrer – dank all dieser Faktoren, und nicht zuletzt auch wegen seiner Zuverlässigkeit, war ein Porsche 911 für viele Privatfahrer der Rennwagen der Wahl.

Laut Kardex-Karte wurde dieser „11er“ im Juni 1970 von der Serienproduktion an die Motorsportabteilung überstellt. Dort bekam der Porsche dem Gruppe-4-Reglement entsprechend unter anderem vordere Kotflügel und Stoßstangen aus Kunststoff, seitliche Kunststoffscheiben, eine Heckscheibe aus Kunststoff und einen seitlich geklebten Porsche-Schriftzug. Man montierte einen 100-Liter-Plastiktank mit zentralem Einfüllstutzen, der dazugehörige Geber wurde mitgeliefert. Außerdem wurde der Motor von 2,2 Litern auf 2,3 Liter umgerüstet und „auf Leistung gebracht“…