Jacob Queißner

Freier Journalist/Fotograf, Gera

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Der unglückliche Schnelle - Toyota GT-One TS020 (Chassis LM907)

„Wenn die Welt Pech hat, holt sich Toyota die Plätze eins und zwei“, schätzte Klaus Ludwig die Lage vor den 24 Stunden von Le Mans 1999 ein. Nach seinem Karriereende 1998 hatte der ehemalige Le-Mans-Sieger die Vorqualifikation 1999 beobachtet und für die Zeitung „auto motor und sport“ analysiert. Den Toyotas räumte er die größten Siegchancen ein. „Die sind ohne Frage der Topfavorit. Sie haben die Eroberung von Le Mans so aufwendig vorbereitet wie eine Erstbesteigung des Mount Everest mit einer 50-Mann-Gruppe.“

Pech im Versuchsjahr 1998

Toyota war 1985 erstmals in Le Mans angetreten und hatte bis Anfang der 90er in der Gruppe C mit wenig Erfolg nach dem Gesamtsieg gestrebt. Nach zwei erfolglosen Jahren (1995/96) mit dem Supra wurde 1997 ein Einstieg in die GT1-Klasse beschlossen. Unter Leitung von André de Cortanze, dem Technik-Direktor der Toyota Motorsport GmbH (TMG), wurde in Köln bei Toyota Team Europe (TTE) ein neuer Rennwagen konstruiert. De Cortanze war in den 1960ern Rennfahrer und fuhr für Alpine mehrmals in Le Mans. Der Diplom-Luftfahrtingenieur arbeitete danach als Konstrukteur für Alpine, Renault und Sauber. Die Rennsportabteilung TTE wurde von Ove Andersson geleitet. Der Schwede war ebenfalls Rennfahrer und seit den 1970ern mit Toyota verbandelt. Zuvor hatte er mit Lancia und Alpine im Rallyesport einige Erfolge erzielt.

Es entstand der Toyota TS020, auch GT-One genannt. Der Zweisitzer hatte einen 3,6-Liter-V8-Turbomotor und eine aerodynamisch ausgeklügelte Karosserie. „Sie mussten sich sogar den Vorwurf gefallen lassen, ihr futuristisches Konzept sprenge die vertretbaren Grenzen der GT1-Bauweise, der GT-One sei eigentlich ein reines Gruppe-C-Auto, wie es sie um 1990 herum gab“, schrieb Adriano Cimarosti in der Automobil Revue. Insgesamt wurden sieben Fahrzeuge gebaut, davon eines als Straßenversion.

1998 brachte Toyota drei GT-One an die Sarthe. In der Vorqualifikation trennte Toyota-Pilot Martin Brundle nur eine Hundertstelsekunde vom Schnellsten Allan McNish (Porsche). Dank des besseren Kraftstoffverbrauchs hatte Toyota gegenüber Porsche einen Vorteil von einer Runde. Der Toyota von Boutsen/Kelleners/Lees (Startnummer 29) führte in den ersten neun Stunden und lag auch an der Spitze, als er weniger als zwei Stunden vor Schluss mit einem Getriebeschaden ausfiel. Lediglich Tsuchiya/Katayama/Suzuki (Nummer 27) konnten auf dem neunten Rang das Ziel erreichen, während Brundle/Collard/Helary (Nummer 28) verunfallten…

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