Jacob Queißner

Freier Journalist/Fotograf, Gera

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Back on Track - Lola T70 Mk3 GT (Chassis SL73/102)

Circa vier Uhr, Sonnenaufgang am 25. Juni 1967 in der Nähe des französischen Ortes Reims. Seit Mitternacht dröhnen durchgehend Motoren durch die Feldlandschaft. Zugange ist das 12-Stunden-Sportwagenrennen, welches in jenem Jahr zum achten und letzten Mal seit 1953 ausgetragen wird. Zu diesem Zeitpunkt liegt ein weißer Lola T70 Mk3 GT weit in Führung; der Sportwagen (Chassis SL73/102) gehört dem irischen Geschäftsmann Sidney Taylor. Am Steuer sitzt Frank Gardner, australischer Rennprofi, der zu jener Zeit die britische Tourenwagenmeisterschaft anführt. An der Box wartet sein Copilot, ein zurückhaltender, technikversierter Mann, der eigentlich gerade im Begriff ist, die Formel-1-Weltmeisterschaft zu gewinnen, und im Herbst des Jahres in der nordamerikanischen Can-Am-Serie um den Gesamtsieg kämpfen wird. Denny Hulme ist sein Name, vor wenigen Tagen 31 Jahre alt geworden und Profirennfahrer aus Neuseeland. Er kam 1960 nach Europa kam und fährt seither in nahezu allen Klassen Erfolge ein.

Gegen 4:30 Uhr steuert Gardner die Boxen an. Die Riemenscheibe des Wasserpumpenantriebs ist gebrochen. Mike de’Udy, ein britischer Privatrennfahrer, überlässt der Taylor-Mannschaft als Ersatz das Bauteil von seinem bereits ausgefallenen T70. Hulme übernimmt das Steuer und geht an sechster Stelle zurück ins Rennen. Als er kurz nach acht Uhr an die Box kommt, ist die Kühlwassertemperatur bedenklich hoch. Ein paar Runden absolviert Hulme noch, bevor er mit defekter Zylinderkopfdichtung und Ventilschaden aufgeben muss.

Dass der Wagen überhaupt so weit gekommen ist, war pures Glück. Im Training hatte Hulme mit dem Lola gerade die ersten Meter absolviert, die das Fahrzeug je zurückgelegt hatte, als auf der zweiten Runde die Vorderradaufhängung brach. „Ich bin froh, dass ich zu dem Zeitpunkt noch dabei war, den Wagen einzufahren“, erzählte der Neuseeländer später. „So war ich nämlich nicht viel schneller als 160 km/h und konnte das Fahrzeug ohne größere Schwierigkeiten oder Beschädigungen in einer Wiese zum Stehen bringen.“ Nach einer zügigen Reparatur gelang die Qualifikation für die dritte Startposition.

Zurück auf Anfang

Seit jenem Wochenende in Reims sind Jahrzehnte vergangen, der Wagen hat mehrere Dutzend Renneinsätze hinter sich. 1971 bestritt er sein letztes Rennen und wurde danach vom Deutschen Klaus Lehmann für den Straßenverkehr umgerüstet. 1976 erwarb ihn der Schwede Jan Svanbäck und verkaufte ihn im selben Jahr an seinen Landsmann Anders Hedborg, der den Lola als Straßenwagen nutzte. Hedborg schickte seinen Wagen 1982 für eine Restaurierung zu Lola nach England. 2018 starb Hedborg und der Lola landete beim französischen Händler „La Galerie des Damiers“. Der Zustand des nun schwarz-silbernen Wagens war zu diesem Zeitpunkt miserabel: kein vollständiger Motor, ein moderner Rückspiegel und nicht komplett zusammengebaut…