Jacob Queißner

Freier Journalist/Fotograf, Gera

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Starke Aufstellung - Regeln, Teams und Fahrer der Grand-Prix-Saison 1984

Schon vor Saisonbeginn versprach das Jahr 1984 eine spannende Grand-Prix-Saison zu werden. 1982 hatte es bei 16 Rennen elf verschiedene Sieger gegeben, 1983 siegten sieben verschiedene Fahrer in den ersten acht Rennen und das Jahr endete mit einem Duell zwischen Nelson Piquet und Alain Prost, wobei letzterer mit zwei Punkten Rückstand knapp das Nachsehen hatte. Nicht weit dahinter die beiden Ferrari-Piloten René Arnoux und Patrick Tambay, deren gemeinsame Punktzahl Ferrari die Konstrukteursmeisterschaft bescherte.

Nach der dritten WM-Niederlage wurde Prost von Renault entlassen und ging zu McLaren, die 1983 nur Fünfte geworden waren. John Watson verlor dadurch nach elf Saisons seinen Platz in der Formel 1, wurde aber für mehrere Teams als möglicher Stand-In gehandelt. Einzig Williams, ATS, Lotus und Arrows hielten an ihren Fahrerbesetzungen fest. Ferrari zeigte Interesse an Keke Rosberg, der unbedingt einen Turbo fahren wollte. Der Finne blieb dann aber doch bei Williams, die mit ihrem Motorenlieferanten Honda einen Zweijahresdeal für Turbomotoren vereinbarten. Die Honda-Turbos waren 1983 bereits bei Spirit erprobt worden und sollten mit Qualifying-Ladedruck auf 800 PS kommen. Ferrari verbesserte seinen V6-Turbo auf 660 Renn-PS und arbeitete zudem an einem Vierzylindermotor für geringeren Verbrauch. Der Porsche-TAG-Turbo, der Mitte 1983 debütierte, hatte 760 PS, und BMW hatte ebenfalls mindestens 760 PS vorzuweisen.

Auch gab es Veränderungen im Reglement. Tankstopps wurden verboten und der Kraftstoffverbrauch wurde auf 220 Liter begrenzt, was bei keinem der Teams 1983 gereicht hätte. Im Vorjahr hatte es nur einen einzigen Ausfall aufgrund von Benzinmangel gegeben. Die Fahrer mussten für 1984 lernen, mit dem Ladedruck umzugehen, was Bosch für McLaren mit einer Kontrollelektronik vereinfachte. In der Presse wurden auch hämische Mutmaßungen über den ersten ferngelenkten Weltmeister angestellt („Boxensignale bestimmen den Ausgang des Rennens“).

Ken Tyrrell rechnete sich für sein Team gute Chancen aus, denn die Saugmotor-Autos hatten einen geringeren Verbrauch. Nachdem er 1983 gegen die Benzin-Wassereinspritzung protestiert hatte, mit der Ferrari und Renault die Verbrennungsräume kühlten, wollte er diese Technik nun selbst anwenden. Sie sollte mehr Leistung bringen (13 Liter für 20 PS), wurde aber von einigen Konkurrenten als Gewichtsmogelei angesehen. Der Tyrrell-Rennwagen stach auch optisch heraus, während die anderen, im Gegensatz zu 1983, sehr ähnliche Formen aufweisen.

Der Grand-Prix-Zirkus hatte zudem große Expansionspläne für Nordamerika. Zusätzlich zum Grand Prix von Kanada in Montreal und zum „USA Central Grand Prix“ in Detroit sollte jeweils ein Rennen in Dallas („USA West“) und New York („USA Ost“) stattfinden. Dafür fiel Long Beach weg, weil die dortigen Veranstalter sich mehr für die Indycars interessierten. Der „New York Grand Prix“ in den Suburbs von Queens wurde dann aber ebenso wenig Realität wie der neue Grand Prix, der im spanischen Fuengirola stattfinden sollte. Als Ersatz wurde der Große Preis von Portugal in Estoril für Ende Oktober angesetzt…