Von Isabelle Mittermeier
MAINZ - Für ein Semester ins Ausland - das ist das Ziel vieler Studenten. Auch für Anja Baumann, die ursprünglich aus Mainz kommt (Name von der Redaktion geändert), sollte es für drei Monate nach Nottingham in England gehen. Die Anglistikstudentin suchte über Internetwohnungsbörsen nach einer Unterkunft und wurde Opfer einer betrügerischen Wohnungsanzeige. Ungewöhnlich günstige 300 Pfund sollte sie für das Zimmer pro Monat zahlen, umgerechnet etwa 377 Euro. "Die Uni hatte keine Wohnheimplätze mehr frei und ich brauchte rasch ein Zimmer", erklärt Anja.
Zunächst schien alles seriös, die Studentin erhielt Fotos von dem zu vermietenden Zimmer und überwies die Kaution und eine erste Mietzahlung an eine Anwaltskanzlei. Doch eine Woche nach der Geldüberweisung erhielt Anja eine weitere Zahlungsaufforderung in Höhe von 1000 GBP, etwa 1275 Euro. Anja wurde klar, dass sie Betrügern das Geld überwiesen hatte - sie versuchte es zurück zu bekommen. Vergeblich. Auch mehrere Anzeigen, sowohl bei der Polizei in Deutschland als auch in England, und ein Anschreiben an den Universitätsvizepräsidenten in Nottingham haben nicht geholfen. Glücklicherweise ist Anjas Erfahrung ein Einzelfall. Die meisten Studierenden scheinen dem Rat der Online-Wohnungsbörsen zu folgen, kein Geld zu früh zu überweisen. Den Hochschulen in der Region sind ähnliche Betrugsfälle nicht bekannt.
Uni um Mithilfe bitten
Anja konnte mithilfe des Internationalen Büros und des Vize-Kanzlers der Universität Nottingham doch noch ein Zimmer im Wohnheim ergattern. Die Pressesprecherin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Petra Giegerich, sagt daher: "Austauschstudierende im Erasmus-Programm können und sollten sich daher an die jeweilige Partnerhochschule mit der Bitte um Unterstützung bei der Wohnungssuche wenden. Sie erhalten dort seriöse Adressen zur Vermittlung einer Unterkunft. Auch die Uni Mainz bietet ihren Austauschstudierenden einen entsprechenden Service bei der Wohnungssuche."
Der Mainzer Polizeisprecher Achim Hansen rät zur Vorsicht: "Ein gesundes Misstrauen ist bei diesen supergünstigen Angeboten immer angebracht." Seiner Erfahrung nach seien Wohnungsbetrüge Einzelfälle. "In einem Jahr wurden bei uns drei Fälle gemeldet." Hansen erklärt, dass die Polizei in Deutschland jeden Fall aufnimmt, auch wenn es sich um eine Auslandsangelegenheit wie in Anjas Situation handelt. Seiner Meinung nach müsste ein solcher Reinfall nicht sein, wenn man sich vorher entweder bei der Polizei oder im Internet selbst informiert, bevor man Zahlungen leistet.
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