Isabel Stettin

Zeitenspiegel Reportagen, Stuttgart

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Das Asservat: Maskenmänner

Die Original-Kapuze des Bankräubers Hans Georg Rammelmayr. Sie ist heute im Münchner Polizeimuseum ausgestellt

Die Verkleidung der beiden Ganoven: absurd. Ihr Plan: total größenwahnsinnig. Und die Reaktion der Polizei: katastrophal und tödlich.

Die Erinnerung an jenen Tag würde Ludwig Kelnhofer am liebsten aus seinem Gedächtnis löschen. Der 4. August 1971 war ein schwüler Tag, und Kassierer Kelnhofer befand sich in Gedanken schon zu Hause bei seiner Familie, als kurz vor 16 Uhr zwei Maskierte die Filiale der Deutschen Bank in der Münchner Prinzregentenstraße stürmten, bewaffnet mit Revolvern und einer Maschinenpistole.

Die Räuber waren in grünen Jacken und mit Motorradhelm auf dem Kopf gekommen. Nun tauschten sie die Helme gegen weinrote Kapuzen, die nach oben spitz zuliefen. „Sie sahen aus wie Mitglieder des Ku-Klux-Klans“, erinnert sich Kelnhofer heute. Auf Höhe der Augen befanden sich Schlitze, darüber trugen die Räuber Schutzbrillen. Es wirkte skurril.

An diesem Abend sollte Ludwig Kelnhofer, damals 32, zum ungewollten Nebendarsteller einer grotesken Tragödie werden, in der Täter wie Polizisten ähnlich dilettantisch auftraten.
„Wir wollten richtige Gangster sein, ein richtiges Ding drehen“, erklärte der Kleinkriminelle Dimitri Todorov später. „Dass das so ausgehen könnte, daran hatte keiner von uns gedacht.“


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