Isabel Stettin

Zeitenspiegel Reportagen, Stuttgart

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Interview

Studie zum Menschenhandel im Sinai: "Sie vergewaltigten meine Töchter vor meinen Augen"

Eritrea behandelt Bürger wie Gefangene. Viele flüchten in der Hoffnung auf ein besseres Leben und landen in den Händen brutaler Folterer. Auf der Sinai-Halbinsel haben Kriminelle Zehntausende Flüchtlinge entführt, um Lösegeld zu erpressen. Die niederländische Forscherin Mirjam van Reisen hat 200 Augenzeugenberichte dokumentiert. Im Interview spricht sie über das Millionengeschäft mit traumatisierten Opfern.


"Eines Nachts kamen Männer ... Sie hatten Waffen und zogen uns in ein Auto. Wir fuhren tagelang, bis wir den Sinai erreichten ... Wir wurden in Ketten gelegt ... Ich fragte die Wächter nach meinen Töchtern. Sie brachten sie und vergewaltigten sie vor meinen Augen ... Sie haben eine Plastikflasche geschmolzen und das heiße Plastik auf meinen Körper gegossen ... Sie zwangen uns, andere Geiseln zu vergewaltigen ... Tagelang lag die Leiche meines Freundes neben mir im Zimmer ... Sie hängten mich an der Decke auf und schlugen mich, dabei riefen sie meine Mutter in Eritrea an, damit sie hört, wie ich schreie. Sie hat dann ihr gesamtes Land verkauft, um das Lösegeld zu bezahlen."

Insgesamt 200 Interviews mit Exil-Eritreern offenbaren die Brutalität von Menschenhändlern auf der zu Ägypten gehörenden Sinai-Halbinsel und das Leiden der Opfer. Ihre Erkenntnisse haben die Studienautorinnen im Report "The Human Trafficking Cycle: Sinai and Beyond" (PDF) zusammengefasst. Prof. Dr. Mirjam van Reisen, die Leiterin des Brüsseler Instituts Europe External Policy Advisors (EEPA), gibt Einblicke in die Arbeit, die Schrecken der Folterhäuser und ihre Hoffnung für die Opfer.


Kompetter Text unter: http://www.sueddeutsche.de/politik/menschenhandel-im-sinai-sie-vergewaltigten-meine-toechter-vor-mei...