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Stefan Persson (70) - Das geheime Leben des H&M-Besitzers

Stockholm - Stefan Persson feierte am 4. Oktober seinen 70. Geburtstag und ist damit genauso alt wie sein in der ganzen Welt berühmtes Unternehmen H&M. Sein Vater Erling hatte es 1947 - im Geburtsjahr seines Sohnes - gegründet. Aber erst Stefan Persson machte daraus das, was es heute ist.

Als er 1976 in die Geschäftsführung aufstieg, leitete er schnell und effektiv die internationale Expansion des Familienbetriebs ein. Innerhalb weniger Jahre stiegen er und seine Familie in die Klasse der Milliardäre auf.

Heute kann er sich deshalb ein besonders ausgefallenes und kostspieliges Hobby leisten: Stefan Persson lebt in seiner Freizeit wie einst der englische Landadel. Angeblich wurde sein runder Geburtstag aus diesem Grund auch in einem Luxus-Herrenhaus im Herzen Englands gefeiert.

Das schwedische Geburtstagsfest in Stockholm soll dagegen erst in einigen Wochen stattfinden.

Leben wie der englische Adel

Stefan Persson ist laut Forbes mit einem Privatvermögen von rund 16 Milliarden Euro der reichste Mann Schwedens - und einer der geheimnisvollsten. Nur manchmal dringen Einzelheiten aus seinem Privatleben an die Öffentlichkeit. Bekannt ist seine große Liebe zu England und der guten alten Zeit.

Sein Wirklichkeit gewordener Traum: Leben wie eine gute Mischung aus Inspektor Barnaby und Downton Abbey - kleine idyllische Dörfer und prachtvolle Herrenhäuser. Dazwischen wie Statisten Dorfbewohner, schwedische Geldadelsfreunde, Fasanenjagden und verwunderte Nachbarn.

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Bereits Ende der 90er Jahr kaufte er sich in dem winzigen Nest Ramsbury in Wildshire riesige Grundstücke und Felder inklusive Dorf und Herrenhaus. 2015 erhielt er nach längerem Gerangel mit einem Nachbarn die Erlaubnis, sich neben seinem alten Herrenhaus ein neues zu erbauen. Der erzürnte Nachbar - ebenfalls ein Herrenhausbesitzer - hatte sich Sorgen um seine Fasanenjagd gemacht, da einige Bäume umgepflanzt werden sollten. Am Ende konnte man sich jedoch unter Gentleman einigen.

Das neue Haus hat den simplen Namen „Park House" und soll optisch an ein Schloss im klassizistischem Stil erinnern und neben zahlreichen Salons und Wohnräumen auch eine Orangerie und ein Teehaus besitzen.

Im Inneren soll es jedoch jeden erdenklichen modernen Luxus aufweisen. Die Bauarbeiten sind inzwischen weit fortgeschritten. Im Februar hieß es sogar, das „Park House" sei nun fertig. Kurz darauf kam die Berichtigung: Nein, ganz fertig sei es noch nicht.

► Für die 3440 Hektar Land inklusive Gutshof, Dorf, Pub und Brauerei soll er damals laut der schwedischen Zeitung „Expressen" 100 Millionen Pfund bezahlt und später die gleiche Summe investiert haben.

► Trotzdem hatte er seinen Traum vom romantischen englischen Landleben immer noch nicht ausgeträumt. 2009 kaufte er für 25 Millionen Pfund ein zweites Dorf: Linkenholt in Hampshire.

„Ramsbury Manor", das 300 Jahre alte Herrenhaus von Ramsbury. Neben diesem historischen Bau entsteht das nahezu fertige „Park House"Foto: Jonathan Player/REX

Die Dorfbewohner nehmen es gelassen

In Ramsbury betreibt Stefan Persson Landwirtschaft, braut Bier und brennt Gin und Schnäpse. Er lässt Öle destillieren und Fleisch räuchern. Wer will, kann sich die Produkte sogar online bestellen. Das 300 Jahre alt Pub im Ort - „The Bell" - wurde restauriert und zum Luxus-Pub mit hübschen Bed-and-Breakfast-Zimmern umgewandelt. 2017 erhielt „The Bell" schließlich den begehrten Titel „Pub des Jahres".

Englische Idylle: Das Foto zeigt ein Haus an einer Wegkreuzung in RamsburyFoto: Universal Images Group/Getty Ima

Das kleine Dorf Linkenholt liegt in Hampshire. Es gibt 21 kleine alte Häuser, ein Herrenhaus von der Jahrhundertwende, viele Felder, ein Pub und vor allem eine Kricketbahn. Die Dorfbewohner nahmen den Verkauf ihres Dorfs gelassen.

So sagte damals Allan Hallier: „Für das Dorf ist es natürlich gut, wenn er hier investiert. Für uns, die hier wohnen, gibt das mehr Arbeitsplätze." Andere waren eher skeptisch, freuen sich aber, dass er alles tut, um wirklich „very british" zu wirken. „Als die Queen ihr 60-jähriges Thronjubiläum feierte, konnten wir ein großes Feuerwerk geben. Er hat es finanziert."

Die Dorfbewohner zahlen heute rund 500 Euro Miete pro Monat und Haus an Persson. Das alte Herrenhaus von der Jahrhundertwende hat Stefan Persson an einen schwedischen Geschäftsmann und guten Freund vermietet.

Finanziell steuert er sein kleines englisches Imperium über die Firma „Ramsbury Investment", die sich im letzten Jahr vor allem dadurch ausgezeichnet hat, dass sie immer wieder H&M-Aktien aufkaufte, als der Kurs ins Schwanken geriet.

Das Pub „The Bell" in RamsburyFoto: Universal Images Group/Getty Ima

Persson ist medienscheu Anlässlich seines Geburtstages hatten mehrere schwedische Zeitungen versucht, Stefan Persson für ein Interview gewinnen zu können. Es hagelte Absagen.

Er spricht nicht gerne mit Journalisten, und als ein schwedisches TV-Team vor einiger Zeit sogar versuchte, über sein englisches Anwesen mit einem Hubschrauber zu fliegen und das geheimnisvolle „Park House" von oben zu erkunden, ging er resolut zur Polizei.

Seine Abneigung gegenüber Medien begründet er vor allem damit, dass H&M in den schwedischen Medien über viele Jahre immer wieder in der Kritik stand.

Gegenüber der Fachzeitschrift „Entreprenören" sagte er: „Wir sind von bestimmten schwedischen Medien sehr ungerecht behandelt worden, obwohl wir immer sehr transparent waren. Besonders wenn es um Nachhaltigkeit ging, haben Unkundige behauptet, dass unser Einsatz in den Produktionsländern ohne Bedeutung sei."
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