Vor einigen Monaten wurde Yoshiro Mori, der Chef der Olympischen Spiele in Tokio, für seine sexistischen Kommentare kritisiert. Er trat später zurück. Wie geht das IOC mit solchen Vorfällen um? Das Organisationskomitee ist eine eigenständige Organisation, und das IOC entscheidet nicht mit. Wir können nur beeinflussen und dazu ermutigen, sich unserer Politik anzupassen. Es war besonders herausfordernd, weil die Olympischen Spiele in Tokio die ersten geschlechtergerechten Olympischen Spiele sind. Wir waren wirklich beeindruckt davon, wie unsere japanischen Partner diese Krise zu einer Chance gemacht haben. Sie haben jetzt 42 Prozent Frauen in ihrem Vorstand, was sehr mutig ist. Diese Krise hat die Gleichstellung der Geschlechter noch stärker in den Vordergrund gerückt und uns auch innerhalb der olympischen Bewegung geholfen, zusätzliche Impulse zu setzen. Alle sprachen über den Vorfall und wir haben ihn im IOC genutzt, um beispielsweise weitere Webinare zu diesem Thema zu organisieren.
[Wenn Sie aktuelle Nachrichten aus Berlin, Deutschland und der Welt live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können]Die Teilnahmeberechtigung von trans und inter Athlet*innen ist weiterhin eingeschränkt. Athlet*innen wie Caster Semenya müssen nachweisen, dass ihr Testosteronspiegel niedrig ist. Michael Phelps hingegen wird für seine flexiblen Fußgelenke und genetischen Vorteile gefeiert. Warum? Dies ist ein sehr komplexes Thema. Inklusion und Fairness müssen ausbalanciert werden. Um die Frage angemessen zu diskutieren, haben wir eine Konsultation mit sämtlichen Stakeholdern und Personen verschiedener Geschlechtsidentitäten organisiert. Wir arbeiten an Rahmenrichtlinien für die Inklusion von Sportler*innen auf der Grundlage von Geschlechtsmerkmalen und Geschlechtsidentität. Die Teilnahmeberechtigung muss für jede Sportart separat betrachtet werden, in vielen Fällen sogar für jede Disziplin oder jeden Wettbewerb.