Horst Gottfried

Fachjournalist Foto & Imaging • Texte & Fotos, Hamburg

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Test: Fujifilm X-T1

Foto: Fujifilm

Fujifilm erweitert seine X-Serie um ein spiegelloses Modell mit klassischem Sucherhöcker im SLR-Design. Technisch bleibt die Fujifilm X-T1 für einen Preis von 1.200 Euro dem bewährten 16-Megapixel-X-Trans-Sensor mit spezieller Farbfilteranordnung treu.

Hersteller Fujifilm UVP 1200.00 € Wertung 60.0 Punkte Auszeichnung

Mit der X-T1 geht Fujifilm einen neuen Weg, weg vom bislang für X-Pro 1 bis X-A1 typischen Quader-Ge­häuse hin zum klassischen SLR-Look mit dem typischen Sucherhöcker in der Mitte. Auch sonst zeigt ein Blick auf das Gehäuse der Fujifilm X-T1 mit seinen zahlreichen Bedienelementen für den direkten Zu­griff klassische SLR-Tugenden. Drinnen aber arbeitet der aus der X-E2 bekannte 16-Megapixel-X-Trans-CMOS-II-Sen­sor mit Hybrid-AF und ohne Tiefpassfilter sowie dem EXR-Prozessor II.

Der Sucher - ganz großes Kino

Das auf der Fujifilm X-T1 thronende Sucher­gehäuse samt seinem vielversprechend großen Okular provoziert förmlich als erstes einen Blick in den Sucher. Wer die Kamera mit einer kleinen Fingerbewe­gung am griffgerecht beim Auslöser ge­legenen Hauptschalter einschaltet und in den Sucher blickt, wird nach einer Start­zeit von 1,7 s nicht enttäuscht.

Der Blick fällt auf einen der aktuell besten elektro­nischen Sucher in einer Digitalkamera. Das Sucherbild der Fujifilm X-T1 ist mit einer Auflösung von 786 666 RGB-Pixeln schön scharf und erscheint dank OLED-Display kon­trastreich, in gut differenzierten Farben und auch bei Schwenks oder bewegten Motiven ruckelfrei.

Richtig schön wird das Ganze dann durch die effektive Su­chervergrößerung der Fujifilm X-T1 von effektiv 0,77x (entsprechend 35 mm KB) und 23 mm Austrittspupille. Da bieten selbst viel teurere, größere und schwerere Pro­fi-SLRs wie Canon EOS 1Dx (0,76x) und Nikon D4 (0,7) mit optischen Prismen­suchern nicht mehr.

Eine Besonderheit, wie ihn nur ein elektronischer Sucher bieten kann, sind die drei unterschiedlichen Darstellungs-Modi für das Bild. Das Standard-Sucherbild-Layout mit den wichtigsten Daten oben und unten am Bildrand samt Entfernungsskala ist auch im Normalbetrieb das praktischste. Wer will, kann sich das Bild stattdessen im Stil des XE-2-Suchers etwas kleiner mit grö­ßeren Rändern auch an den Seiten zei­gen lassen.

Die dritte Variante „Dual Dis­play" zeigt bei manueller Fokussierung neben dem eigentlichen Motiv in einem kleineren zweiten Bild noch einmal den zentralen Ausschnitt in Schwarzweiß mit dem digitalen Schnittbild-Indikator als Fokussierhilfe. Das ist dank der entspre­chenden Signale des X-Trans-II-CMOS-Sensors möglich. So erweist sich der X-T1-Sucher in Qualität und Funktion als neuer Maßstab, an dem sich andere messen lassen müssen. Dass man sich zur Belichtungskorrektur über das Histo­gramm hinaus noch eine Lichter-/Schat­ten-Warnung im Bild wünschen könnte, ändert daran nichts.

Alternativ bietet die Fujifilm X-T1 den aus der X-E2 bekannten 3-Zoll-LCD-Monitor mit 346 666 RGB-Pi­xeln, allerdings jetzt nach oben und un­ten klappbar. Das ist bei Aufnahmen über Kopf oder aus niedrigen Perspektiven hilfreich, oder wenn man etwa während Porträtaufnahmen mit dem Motiv in Augenkontakt bleiben will.

Bedienung & Belichtung

Die Wahl wichtiger Aufnahmefunktio­nen erfolgt bei der Fujifilm X-T1 mit klassischen Bedienele­menten. Die drei direkten Einstellräder erweisen sich als gut rastend und ables­bar. Links vom Sucher liegt der ISO-Ring, konzentrisch darunter ein Dreh­schalter für die Serienbelichtungs-Modi, rechts vom Sucher der Zeitenring mit untergeordneter Messfeld-Wahl. Ganz rechts außen ist der - nicht mehr so leicht wie bei X-E und X-M versehentlich zu verstellende - Belichtungskorrekturring platziert. Der schnelle Ein/Aus-Schalter umringt den Auslöser.

Mit ihrer WLAN- Funktion erlaubt die Fujifilm X-T1 jetzt nicht nur die Bildübertragung, sondern auch Fern­bedienung per Smartphone oder Tablet. Die Wi-Fi-Taste, die wie insgesamt noch fünf weitere „Fn"-Tasten mit anderen Funktionen belegt werden kann, liegt flach versenkt. Praktisch ist der „Fn"- Schnellzugriff etwa auf die automati­schen Belichtungsreihen für EV, ISO, Filmsimulation, Dynamik oder WB.

Die Blendenwahl erfolgt bei der Fujifilm X-T1 am Objektiv, auch wenn am Rändelring keine Blendenwer­te verzeichnet sind. Einstellräder für den rechten Daumen und Zeigefinger gibt es etwa für Quick-Menü-Einstellungen, Programm-Shift, das Navigieren durch Menüs oder die Bildwiedergabe.

Wichti­ge Menü-Einstellungen sind auch über die Quick-Taste schnell aufrufbar. Die eigentlichen Menüs für die zahlreichen Detaileinstellungen sind bei der Fujifilm X-T1 gut sortiert und strukturiert. Für die Speiche­rung individueller Funktionskombinati­onen stehen sieben Benutzerfunktionen zur Verfügung. Bei all dem liegt die Fujifilm X-T1 dank ihres gut geformten, rutschfest gummierten Handgriffs immer gut und sicher in der Hand.

Für die Full-HD-Videoaufnahme mit maximal 1080p hat Fujifilm der X-T1 zudem eine neue, prak­tische Direktstarttaste neben dem Auslöser spendiert. Leider ist der schon bei der X-E2 kritisierte langsame kontinuier­liche Video-AF auch bei der Fujifilm X-T1 nicht besonders reaktionsschnell.

Bildqualität

Beim Labortest der Fujifilm X-T1 gab es keine Überraschungen. Wie bei den gemeinsa­men Sensor-/Prozessor-Genen zu er­warten, zeigte die X-T1 ähnliche Qualitäten wie die X-E2. Die X-T1 kommt auf die gleiche hohe Maximalauflösung von 1795 LP/BH so­wohl bei ISO 200 wie 400.

Bei höheren ISO-Werten sinkt die Fujifilm X-T1 wie die X-E2 nur leicht auf immer noch sehr gute, knapp 1600 LP/BH. Damit bewegt sich die X-T1 bis ISO 800 in Regionen von Vollformat-SLRs. Auch bei den Dead- Leaves-Werten zeigt sich ein ähnliches Bild, wobei sich die X-T1 auf hohem Ni­veau mit Werten von 1329 bei ISO 200 bis 1156 bei ISO 1600 durchweg noch etwas besser schlägt als die X-E2.

Das nominell noch immer Fuji-Top-Modell X-Pro1 zeigt da Alterserscheinungen der 1. Generation und kann mit DL-Werten von 1191 bis 738 über den gleichen ISO-Bereich nicht mehr mithalten. Bei den Kurtosis-Werten bleibt die Fujifilm X-T1 gering­fügig hinter der X-E2. Beim Rauschen zeigt das X-T1-Diagramm praktisch den gleichen Fußabdruck wie den der X-E2. Unterschiede zwischen sehr guten Wer­ten wie 0,5 und 0, 6 (X-E2/X-T1 bei ISO 200) oder aber 1,0 und 1,1 (X-E2/X-T1 bei ISO 6400) sind messbar, aber im Foto nicht zu sehen.

In der normalen Fotopraxis kann man die Obergrenze für die ISO-Automatik der Fujifilm X-T1 problemlos auf ISO 800 mit Einschränkungen auch auf 1600 hochschrauben. In puncto Dyna­mik gefällt die X-T1 mit mehr als 11 Blendenstufen bis ISO 800, die dann nur langsam über 10 bei ISO 1600 auf knapp 9 bei ISO 6400 abfallen. Das liegt auf dem Niveau, auf dem auch die Vollfor­mat-Sony A7 spielt; Canon EOS-1D X und EOS 5D III/6D sowie Nikon D610 und D800 sind da nicht besser. Die über den gesamten ISO-Bereich gleichmäßi­gen Farbabweichungen mit moderaten DeltaE-Werten knapp über 11 fallen in der Praxis nicht weiter auf.

Das Labor-Chart verriet, dass vor allem Töne im röt­lichen Bereich etwas weniger gesättigt wiedergeben werden. Unterschiedli­che Farbtemperaturen, auch Misch­lichtsituationen, hat die Fujifilm X-T1 sehr gut im Griff. Kontrastreiche Motive gerieten meist ausgewogen - sicher mit ein Ver­dienst des Fuji-typisch variablen Dyna­mikbereichs. „DR" bietet wie üblich die Stufen 100, 200 und 400 Prozent, wobei man sich in der Praxis gut auf die „Auto"- Einstellung verlassen kann, allerdings funktioniert dann der Programm-Shift nicht mehr.

Falls nötig macht der mitge­lieferte, verriegelte Aufsteckblitz mit LZ 11 (ISO 200) die Fujifilm X-T1 zwar nicht schöner und handlicher, liefert aber eine ausge­wogene Aufhellblitz-Beleuchtung auch über größere Zimmerdistanz.

Nicht im Labortest, aber in der Praxis aufgefallen ist ein Moiré-Effekt bei Aufnahmen einer Rolltreppe mit metallischer Riffelstruktur am Boden. Sie zeigen an zwei Stellen et­was Moiré, je nach unterschiedlichen Darstellungsgrößen mehr oder weniger ausgeprägt - ein Problem, dass uns auch schon bei anderen Kameras ohne Tief­passfilter aufgefallen ist.

Autofokus & Serien

Der Autofokus der Fujifilm X-T1 entspricht dem von der X-E2 Hybrid-AF mit kombinier­tem Kontrast-AF und Phasen-AF auf dem Sensor mittels rund 100 000 dafür abgezweigter Pixel. Der Kontrast-AF nutzt 49 Messpunkte mit automatischer Auswahl bei Mehrfeldmessung oder als Einzel-Feld-AF, verschiebbar im Rah­men der in einer 7 x 7-Matrix angeord­neten Felder. Dabei ist die Feldgröße in fünf Stufen variabel. Auf Wunsch arbei­tet der AF auch mit Gesichtserkennung.

Das AF-System der Fujifilm X-T1 ist aber mit 0,35/0,44/0,36 s 1000/30 Lux/Live-View bei hellem Licht nochmals messbar schneller als die 0,43/0,45/0,45 der X-E2. Hier scheint Fujifilm zwischenzeitlich noch ein bisschen an den Algorithmen des EXR-Prozessors Pro II nachgebes­sert zu haben. Zwischen Einzel- und Serien-AF sowie manueller Fokussie­rung lässt sich schnell mit einem kleinen Drehschalter vorne links an der X-T1 umschalten.

Praktisch ist in jedem Fall die mögliche Kontrolle der automatisch oder manuell vorgenommenen Entfer­nungseinstellung über eine im Live-View-Bild eingeblendete Analogskala mit kleinem blauen Punkt und Meterzahlen.

Beim manuellen Scharfstellen hilft darüber hinaus nach Drücken der „Focus Assist"-Taste eine „Fokus-Peaking"-Funktion durch die helle Hervor­hebung scharf abgebildeter Kanten oder der schon beim Sucher erwähnte „digi­tale Schnittbild-Indikator". Er zeigt bei Defokussierung in einem vergrößert dargestellten zentralen Bildbereich ver­setzte Kanten im Motiv, ähnlich einem optischen Schnittbild-E-Messer.

Bei Se­rienbildbelichtungen ist die X-T1 mit maximal 8,4 JPG- und sogar 8,8 RAW-Fotos um rund 2 B/s schneller geworden. Maximal 32 bzw. 24 Fotos macht die X-T1 an einem Stück.

Testfazit

Die Fujifilm X-T1 be­stätigt mit 60 Punkten das von der X-E2 vor­gelegte überdurch­schnittliche Niveau in Funktion und Bildqualität gerade bei höheren Empfindlich­keiten. Als zusätzli­chen Bonus bietet sie klassische SLR-Bedienung in vielen Punkten, dabei ein wertiges, wetterfes­tes Gehäuse sowie einen im doppelten Sinne hervorragenden Sucher.

Hinzu kommen neue Details wie Klappmonitor und Videodirektstart-Taste. Selbst eine X-Blitzkabelbuchse fehlt nicht. Mit 1200 Euro kostet die gut ausgestattete Fuji­film X-T1 rund 300 Euro mehr als die in der Bildqualität ebenbürtige X-E2, bietet aber den besseren Sucher.

Alle Daten und Testergebnisse zum Fujifilm X-T1
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