Henry Steinhau

Medienjournalist, Redakteur & Autor, Berlin

10 Abos und 5 Abonnenten
Artikel

Offen für Kommerz? Bildungsmaterialien und das Problem nicht-kommerzieller Lizenzen

Die freien Lizenzen von Creative Commons erlauben es, urheberrechtlich geschützte Werke zu verwenden, ohne bei jeder Verwendung Rechte klären oder Erlaubnisse einholen zu müssen. Die Lizenzen bestehen aus standardisierten Bausteinen, den Lizenzmodulen. Diese Bausteine legen die Bedingungen fest, unter denen die Inhalte weiterverwendet werden dürfen. Zu den möglichen Bausteinen gehört die Beschränkung der Freigabe auf die „nicht-kommerzielle Nutzung" (non-commercial, NC).

Zu erkennen sind Inhalte mit der Lizenzbedingung „Nicht-kommerzielle Nutzung" am durchgestrichenen Euro- oder Dollar-Symbol.

Was soll die Bedingung „nicht-kommerziell" erreichen?

Hinter der Lizenzbedingung „Nicht-kommerzielle Nutzung" steht der Grundgedanke, Werke zwar freizugeben, eine kommerzielle Nutzung aber zu unterbinden, wenn sie nicht extra erlaubt wurde. Dritte sollen mit offenen, frei verfügbaren Inhalten nicht ungefragt Geld verdienen können.

Und warum nicht? Würden freigegebene Inhalte in einem kommerziellen Produkt oder Dienst landen, so lautet eine Argumentation, könnten sie nur von zahlungskräftigen Nutzern verwendet werden oder wären mit anderen Zugangshürden verbunden. Wären sie nur hinter einer Bezahlschranke zugänglich, würden sie gewissermaßen wieder eingesperrt und dort nicht mehr für alle frei zugänglich sein. Eine Befürchtung, die viele andere jedoch für irrational halten, weil die ursprünglich freigegebenen Inhalte weiterhin frei nutzbar bleiben, parallel zu deren kommerzieller Verwendung.

Hinter der NC-Bedingung steht zudem oftmals die Absicht, freie Inhalte, die in öffentlich finanzierten Einrichtungen, Projekten oder Teams entstehen, vor einer kommerziellen Aneignung durch Dritte zu schützen. An Inhalten und Materialien, die beispielsweise an Hochschulen und anderen Institutionen entstehen und durch die öffentlich Hand ermöglicht werden, sollten sich demnach weder private Unternehmen noch andere Akteure bereichern oder sie für sich vereinnahmen können.

Was ist an der NC-Bedingung kritisch?

Ob die Einschränkung auf nicht-kommerzielle Nutzungen sachgerecht ist, wird in den Communities um offene Bildungsmaterialien und freie Inhalte seit längerer Zeit hinterfragt und diskutiert. Die Kritiker des Bausteins befürchten unter anderem, dass die NC-Bedingung auch solche Nutzerinnen und Nutzer benachteiligt, die eigentlich daran interessiert wären, offene Materialien zu verwenden.

Beispielsweise könne es Lehrerinnen und Lehrern an einer privaten Schule versagt bleiben, NC-lizenzierte Bildungsmaterialien zu verwenden, weil ihre Einrichtung als kommerziell gilt. Ähnlich könne es auch gemeinnützige Bildungsanbieter treffen, die für bestimmte Leistungen Geldbeträge verlangen, um die Kosten zu decken und die damit zumindest punktuell kommerziell handeln.

Entscheidender Kritikpunkt … 

Zum Original