Mit Fernblick zum Frühstück
Das Skigebiet Silvretta Montafon öffnet für Fußgänger schon vor Beginn des Skizirkus seine Pforten. Noch vor Sonnenaufgang geht es von der Talstation der Grasjochbahn hinauf zum Alpilagrat, um von dort auf frischen Pisten zum Kapellrestaurant zu wandern. Unter dem Motto "der schönste Weg zum Frühstück" leitet Erich Fritz die abwechslungsreiche Tour. Als Leiter der Kasse kommt er nicht so viel heraus wie die braungebrannten Skilehrer, die bei blauem Himmel den ganzen Tag die Sonne genießen können. Als das Skigebiet Silvretta Montafon das neue Angebot der "Fußgänger Safari" einweihte, ging er immer gerne mit und genoss die traumhaften Ausblicke in die Bergwelt. Heute leitet er die etwa einstündige Wanderung selbst.
Wanderschuhe und Wollmützen
Skifahrer in voller Montur und eine Handvoll Wanderer mit Wollmützen und Stöcken stehen um kurz nach Sieben noch im Dunkeln vor der Talstation der neuen Grasjoch-Bahn in St. Gallenkirch. Wer auf den Skiern kommt, will noch vor offiziellem Liftbeginn einmal die "Hochjoch Totale", Vorarlbergs längste Abfahrt, auf frisch gewalzten Pisten genießen. Wer zum Wandern kommt, fühlt sich ein wenig nackt zwischen den grellen Skianzügen und frisch gewachsten Ski.
Nancy aus England und Sue aus Australien wollen ganz einfach wandern und die Bergwelt genießen. Ein Pärchen aus den Niederlanden gesellt sich noch dazu, und zwei Journalisten haben sich schon früh auf den Weg gemacht, das Ganze zu dokumentieren.
Solarpanels und Schneeketten
Um 7:15 Uhr geht es dann los mit einer exklusiven Bergfahrt mit der neuen Grasjochbahn. Dank Solarpanels auf der Gondel wurde die Sitzbank fein vorgewärmt. Bei der Bergstation Hochalpila auf 2.430 m gibt es heißen Tee und ein atemberaubendes Panorama auf die Bergwelt. Ganz ohne Schneeschuhe lässt es sich auf der über Nacht präparierten Piste auch so einfach laufen. "Falls jemand mit den falschen Schuhen kommt, hab ich Schneeketten dabei", erklärt Fritz, der als Leiter der Wandergruppe für alle Eventualitäten gewappnet ist und tatsächlich blitzschnell überziehbare Ketten für die Schuhe im Rucksack hat. In der noch herrlich stillen Schneeidylle marschieren wir bei Sonnenaufgang zum Sennigrat. Wieso heißt es Fußgängersafari? Wir sind auf der Jagd, und zwar nach den besten Fotomotiven, die uns die herrliche Bergwelt auf Schritt und Tritt bietet. Sulzfluh, Madrisa und Kirchlispitzen grüßen bei klarem Himmel aus dem Rätikon. Nur an einem Stück wird die leichte Wanderung steiler. Beim Aufstieg zum Sennigrat erklärt Fritz Lawinensprengungen, die zum Schutz der Skifahrer durchgeführt werden. "Oh, please no avalanche!", hallt es aus der Gruppe zurück.
"Brösel" beim Bergfrühstück
Im Kapellrestaurant angekommen, wird ein ausgiebiges Bergfrühstück serviert, von frischen Brötchen mit Wurst und Käse über Marmeladen und Obstsalat bis zu Rührei mit Speck ist alles dabei. Auch "Brösel" dürfen dabei nicht fehlen: Die Vorarlberger Spezialität, welche im übrigen Land als Riebel bekannt ist, ist ein einfaches Maisgericht mit Apfelmus und Puderzucker, welches herrlich schmeckt. Das Wetter ist zu schön, als heute die Wanderung hier zu beenden. So entscheiden sich alle spontan, die Safari noch etwas fortzusetzen. Gut gestärkt spazieren wir über die Rodelbahn gemütlich weiter bis zum Berggasthaus Kropfen, das auf 1.323m Seehöhe liegt. Majestätisch lächelt hier die Mittagssonne über unzählige Berggipfel, während sich bis in den Walgau hinein dichte Wolken drängen. Bei einem heißen Tee mit Rum wandern die Blicke über die Gipfeln des Rätikons: Drei Türme, Sulzfluh, Mittagspitze, Saula, Montafoner Matterhorn und Zimba. Es fällt schwer, diesen schönen Platz wieder zu verlassen. Direkt am Berggasthaus befindet sich die Mittelstation der Hochjochbahn. Einige mal lassen wir die Gondel passieren. Dann geben wir uns einen Ruck, fahren hinab ins Tal und mit dem Bus zurück zur Grasjochbahn.
Mit Hund in den Sessellift
Szenenwechsel: Ein paar Tage später treffe ich mich mit Freunden zu einem weiteren Vergnügen ohne Ski: Eine Partie Nachtrodeln auf Garfrescha. Von der Talstation Garfrescha geht es im Sessellift hinauf auf 1.500 Meter, wo mehrere urige Gasthöfe ganz auf die Bedürfnisse der hungrigen Rodler eingestellt sind. Bei der Auffahrt mit dem Sessellift auf Garfrescha hat man das Vergnügen, mit dem ältesten Lift im gesamten Skigebiet zu fahren, der noch in Betrieb ist. Baujahr 1969, befördert er die Fahrgäste über 600 Höhenmeter hinauf in die Bergwelt nach Garfrescha, einer urigen Schneeidylle mit ein paar verstreuten Häuschen mitten im Skigebiet Silvretta Montafon. Die echten "Muntafuner" kennen den Lift schon in- und auswendig. "Mach noch mal kurz auf", rät Michi, während wir gerade den Bach überqueren und den steilen Hang erklimmen. Dabei zeigt er mir, wie sich in die altmodische Schwenkkonstruktion mein Schlitten einklemmen lässt. Genialer Trick! Überhaupt lässt sich mit dem Lift, der ein Lebensjahr mehr als ich auf den Buckel hat, so ziemlich alles transportieren. Sandra hat ihren Hund mitgebracht, was uns ein wenig Kopfzerbrechen bereitete. Aber kein Problem, das Liftpersonal kümmert sich vorbildlich und der Einstieg gelingt problemlos.
Mit Karacho von der Käsknöpflepartie
Es ist eine uralte Tradition im "Ländle", beim Rodeln auf eine Portion Käsknöpfle einzukehren. Wer eine echt zünftige Aprés-Ski-Gaudi erleben will, kehrt nach ein oder zwei Abfahren in den Brunellawirt ein. Auf der urigen Berghütte sollte man aber schon ein paar Wochen vorher einen Tisch reservieren. Wer es eher ruhig mag, wärmt sich im Alpenhotel Garfrescha bei Käsknöpfle und "Glüawie" auf. Doch die Sicherheit geht vor, jeder sollte den Alkoholkonsum in Grenzen halten. Krönender Abschluss ist immer die mit 5,5 Kilometern längste beleuchtete Rodelabfahrt Vorarlbergs. Streckenweise ganz schön steil aber beleuchtet, geht es meist mäßig steil auf Güterwegen hinab ins Tal. Ein herrlicher Spaß, bei dem Groß und Klein viel lachen und sich so mancher als Sebastian Vettel auf zwei Kufen erweist.
INFO
Fußgänger-Safari
Jeden Mittwoch bei entsprechenden Schnee- und Witterungsverhältnissen findet im Skigebiet Silvretta Montafon die Fußgänger-Safari statt. Treffpunkt 07:15 Uhr an der Grasjoch Bahn Talstation in St Gallenkirch. Preis pro Person 30 EUR, max. 30 Personen. Buchung/Info unter www.silvretta-montafon.at, +43 5557/6300, an allen Kassen, bis 16:30 Uhr am Vortag. Weitere Infos: www.silvretta-montafon.at
Nachtrodeln auf Garfrescha
Die Auffahrt mit der Garfrescha Bahn in Gortipohl / St Gallenkirch ist ab 18.00 Uhr möglich. Eine Rodelfahrt dauert durchschnittlich 15-20 Minuten. Die letzte Bergfahrt mit der Garfrescha Bahn findet um 21.30 Uhr statt. Für alle, die keinen eigenen Rodel dabei haben, gibt es einen Rodelverleih bei der Tal- und Bergstation der Garfrescha Bahn. Besonders praktisch: Man muss den Rodel nicht selber mit hoch nehmen, sondern kann ihn bei der Bergstation abholen und im Tal abgeben. Jeweils Di, Do und Sa von 18.00 21.30 Uhr (je nach Schneelage). Die Rodel-Abendkarte auf Garfrescha kostet für Erwachsene 16,50 EUR, für Senioren 14,50 EUR und für Kinder 8,50 EUR. Günstiger sind Einzelfahrten. Reservierungen Brunellawirt unter +43 5557 22210. Weitere Infos: www.silvretta-montafon.at
Rodelerlebnisse am Tag
Silvretta Montafon Hochjoch: 5,4 km lange Rodelstrecke vom Kapellrestaurant zum Berggasthaus Kropfen. Leicht zu befahren, ideal für Familien.
Golm: 3 km lange, anspruchsvolle, beleuchtete Rodelbahn von Latschau nach Vandans
Lindauerhütte: Eine der längsten Naturrodelbahnen (ca. 7 km), Aufstieg ab Latschau ca. 2,5 h
Grabs/Gauertal: Gauertal Latschau Tschagguns (ca. 5 km)
Muttersberg: Rodelbahn Muttersberg-Laz (3 km)
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