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Cyberstalking: Wege aus der digitalen Dauer-Überwachung

Sie haben sich von Ihrem Partner getrennt und leben getrennt voneinander, aber dennoch weiß er alles über Sie? Ihr Ex weiß, wo Sie sich aufhalten, mit wem Sie telefonieren und treffen? Überwachungssoftware, sogenannte Stalkerware, ermöglicht einen umfassenden Zugriff auf persönliche Daten. Die Täter, die meist aus dem näheren Umfeld der Betroffenen stammen, installieren unbemerkt ein solches Programm auf dem Smartphone ihrer Opfer. Der Vorgang dauert oft nur wenige Minuten.


Hat sich Stalkerware in einem mobilen Gerät breit gemacht, übermittelt die Software ununterbrochen sensible Daten an das Smartphone oder den Computer des Täters. Das Opfer bemerkt davon selbst nichts - die ständige Überwachung bleibt meist lange Zeit unbemerkt.


Üblicherweise wird Malware von Hackern installiert, um Daten unbemerkt abzugreifen. Ist sie einmal installiert, erkennt die Software Schwachstellen im System oder nutzt Social Engineering. Dies kann jedoch durch Anti-Malware-Produkte erkannt und verhindert werden. Stalkerware hingegen wird direkt von eigenen Partner oder Ex-Partner auf das Gerät gespielt. Zwar ist Cyberstalking in Deutschland illegal, Überwachungssoftware nicht grundsätzlich - wodurch sie in den gängigen App-Stores zum freien Download zur Verfügung steht.


Es wurden jedoch in letzter Zeit einige der einschlägigsten Apps aus dem Google Play Store verbannt - die Bedeutung von Stalkerware hat trotzdem deutlich zugenommen: Bereits in den ersten acht Monaten des Jahres 2019 kamen über 37.000 Anwender mit Stalkerware in Kontakt, während "nur" 26.000 auf Trojaner-basierte Spyware stießen.


Stalkerware benötigt den Zugriff auf Mikrofon, Kamera, Standort, Nachrichten und Anrufe. Daher: Prüfen Sie die App-Berechtigungen in den Geräteeinstellungen Ihres Smartphones. Erste Hinweise auf Stalkerware sind schneller Akkuverbrauch, hoher Datenverkehr und ein insgesamt sehr langsam reagierendes Gerät.

Haben Sie das Gefühl, dass auf Ihrem mobilen Gerät eine Software zur Überwachung installiert wurde oder werden soll, gibt es Möglichkeiten dies rückgängig zu machen oder direkt zu verhindern. Im Folgenden erfahren Sie, wie man sich vor Stalkerware absichert.


1. Sichern Sie Ihr Telefon gegen jeden unbefugten, physischen Zugriff! Viele Anwender sperren/sichern ihre Smartphones oft nicht. Verwenden Sie Bildschirmsperren wie PIN-Codes, Fingerabdruck- oder Gesichts-Erkennung, um Ihr Gerät vor Fremdzugriffen zu schützen. Ebenso sollten Sie Ihr entsperrtes Smartphone niemandem leihen, es sei denn, Sie haben vollstes Vertrauen in dessen Absichten. Bedenken Sie stets: Es dauert nur wenige Minuten, eine Stalkerware-App auf einem Gerät zu installieren.

2. Installieren Sie ein gutes, gängiges Antivirenprodukt auf Ihrem Mobiltelefon! Ein guter Virenschutz für Mobiltelefone behandelt Stalkerware als potenziell unerwünschtes Programm (PUP) und gibt Ihnen die Möglichkeit, diese zu entfernen. Ein mobiles Sicherheitsprodukt schützt Ihr Smartphone vor jeglichen Cyberbedrohungen - und auch vor Stalkerware.

3. Zögern Sie nicht, Hilfe in Anspruch zu nehmen! Für den Fall, dass Sie sich bereits in einer übergriffigen oder missbräuchlichen Beziehung befinden, sollten Sie bedenken: mit Stalkerware sind Sie einem noch größeren Risiko ausgesetzt. Daber: Bitten Sie umgehend um Hilfe und Unterstützung - eine mögliche Anlaufstelle ist beispielsweise das Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen".


Die gute Nachricht: Cyberstalking ist in Deutschland strafbar. Auch in den engsten Beziehungen gibt es ein Recht auf Privatsphäre - Ihr Partner muss nicht alles wissen! Die Aufklärungsquote der Cybermobbing-Taten beträgt knapp 90 Prozent. Damit gehört Cyberstalking zu den Tatbeständen, bei denen sich Tatverdächtige erstaunlich gut ermitteln lassen. Tipps, um rechtliche Schritte gegen Cyberstalking einzuleiten, finden sich auf der Webseite des Frieda Frauenzentrums.

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