Harriet Lemcke

Medienexpertin. Kommunikationsspezialistin. Chefredakteurin. freie Autorin, Wentorf bei Hamburg (und bundesweit)

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Wie wichtig ist Ihnen Ethik im Business? Warum erfolgreiche Marken auch ein Versprechen abgeben | PR-Perlen.de

Es war ein spannender und inspirierender Netzwerk-Abend für Unternehmer gestern in den Räumen der impulse GmbH in Hamburg. Journalistische Qualität setzt sich durch und wenn der Leser einen echten Mehrwert erhält, ist er auch bereit dafür zu zahlen, so das Credo von Geschäftsführer und Chefredakteur Dr. Nikolaus Förster. Ein hehrer Anspruch in Zeiten, in denen eine ganze Branche Konzepte für das wirtschaftliche Überleben sucht, Massenentlassungen an der Tagesordnung sind und beim Einkauf redaktioneller Beiträge verbreitet nur noch Almosen gezahlt werden. Ganz bewusst stellt sich Nikolaus Förster gegen die gängige Praxis in der Medienbranche, ausgebildete Redakteure durch billige Honorar-Schreiber zu ersetzen, Neukunden mit Prämien zu ködern und den Vertrieb über redaktionelle Inhalte mitbestimmen zu lassen. Ist die Rückbesinnung auf journalistische Werte ein Erfolgskonzept mit Zukunft?


Kopplungsgeschäfte ohne Unrechtsbewusstsein


Da ich selbst fast 20 Jahre lang als Journalistin in den Medien gearbeitet habe, sehe ich die allgemeine Entwicklung der Branche mit einer großen Portion Wehmut. Ethische Richtlinien, wie sie sowohl Berufsverbände der Journalisten als auch die Deutsche Gesellschaft für Public Relations fest in ihren Satzungen verankert haben, sind in der Praxis kaum noch bekannt. Auf beiden Seiten. Mit der Folge, dass verpönte Kopplungsgeschäfte von bezahlter Anzeigenwerbung und redaktioneller Berichterstattung nicht mehr die peinliche Ausnahme, sondern inzwischen die Regel sind. Wirtschaftlicher Druck erzwingt nicht selten redaktionelle Berichte. Das kurzsichtige Agieren wird auf lange Sicht zu einem Bumerang für beide Seiten. Das Vertrauen der Leser, Hörer und Zuschauer in die Medien sinkt weiter. Und damit auch der Wert medialer Präsenz für Unternehmen. Den einzelnen Akteuren kann man dabei häufig noch nicht einmal einen Vorwurf machen. Redaktionen werden heute nicht selten von Ökonomen statt Journalisten geleitet und Kaufleuten für Marketingkommunikation wird im Rahmen ihrer Ausbildung - jedenfalls in Hamburg - Ethik gar nicht erst gelehrt.


Gegen den Strom


Wer gegen den Strom schwimmt, muss eine gute Kondition und einen langen Atem haben. Die Frage, ob die Rückbesinnung auf journalistische Werte ein Erfolgskonzept mit Zukunft ist, möchte ich daher aus tiefstem Herzen nur allzu gern mit „hoffentlich JA" beantworten. Aus meiner Sicht haben solche Konzepte gute Chancen, wenn es gelingt, ausreichend viele (Neu-)Kunden vom gelieferten Mehrwert und der Qualität zu überzeugen und darüber an das Medium zu binden. Zufriedene Kunden sind letztlich die besten Empfehlungsgeber und damit wichtige Akquisiteure und Markenbotschafter.


„Ethik muss man sich auch leisten können", höre ich häufig aus Kreisen von Werbefachleuten und Selbstständigen. Vielleicht macht der umgekehrte Denkansatz Sinn. Wenn ich selbst als Unternehmer, als Marke ethische Grundlinien definiere und diese dann auch lebe, bin ich für meine Geschäftspartner und Kunden ausrechenbar. Und das ist eine der wichtigsten Eigenschaften starker Marken - die Klarheit darüber, wofür sie stehen.

Eine sehr lebendige und authentische Beschreibung des gestrigen Abends findet sich übrigens hier: www.tyffel.de - Vernetzt euch!




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