Die rechtsextreme Szene hat durch die Corona-Pandemie und die Energiekrise auch in bürgerlichen Kreisen an Einfluss gewonnen. Obwohl die Krisen größtenteils überwunden sind, hat sich im rechten Lager etwas verändert. Verschwörungsideologen haben ihre Macht weiter ausgebaut und engagieren sich beispielsweise für den Kult um die Buchreihe Anastasia, die mit antisemitischen Botschaften durchsetzt ist. Sie errichten unauffällige Landsitze, um dort ihre Ideologie zu verbreiten.
Als besonders gefährlich erweist sich abermals der Mythos, die Bundesrepublik Deutschland sei kein legitimer Staat. Diese Ansicht bildet die Grundlage für die Reichsbürgerbewegung. Die Anhänger dieser Bewegung erwerben Immobilien und bewaffnen sich. Die Aktivitäten der extremen Rechten wurden auch 2023 im Störungsmelder von ZEIT ONLINE dokumentiert.
Januar: Rechte Ausschreitungen bei Demonstration gegen UnterkunftIm mecklenburg-vorpommerischen Grevesmühlen fand Ende Januar eine Demonstration statt, die an die Ereignisse während des großen Flüchtlingszustroms von 2015 erinnert. Etwa 700 Menschen protestierten gegen die Einrichtung einer Flüchtlingsunterkunft. Unter den Demonstranten befanden sich Rechtsextremisten, Hooligans und Reichsbürger. Die Polizei meldete Ausschreitungen während des Aufmarschs vor dem Sitzungsgebäude des Kreistages von Nordwestmecklenburg. Einige Teilnehmer versuchten erfolglos, in das Gebäude einzudringen. Die Polizei leitete mehrere Strafverfahren ein. Trotz der Proteste stimmte der Kreistag dem Bau der Unterkunft zu.
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Im Störungsmelder untersuchten wir ein Netzwerk aus Reichsbürgern und Verschwörungsgläubigen, die über die App Telegram miteinander in Kontakt stehen. Es zeigte sich, dass ihr Gedankengut weiterhin auf 1.000-fache Zustimmung stößt. Im selben Milieu war im Jahr zuvor eine Gruppe entstanden, die sich den Umsturz in Deutschland zum Ziel gesetzt hatte.
Februar: Reichsbürger betätigen sich als UnternehmerDas Königreich Deutschland, angeführt vom selbsternannten König Peter Fitzek, zieht viele Reichsbürger an. Die Anhänger wollen von der Bundesrepublik nichts mehr wissen. Sie gründen, wie wir im Störungsmelder nachzeichneten, sogar eigene Unternehmen, Geschäfte, Praxen oder Bestattungsinstitute. Der Politikwissenschaftler Jan Rathje bezeichnet dieses Verhalten als ein "gutes Beispiel für das Zusammenspiel von Verschwörungsideologie und Esoterik".
Im Februar wurden zudem alarmierende statistische Erhebungen veröffentlicht: Seit 2021 war die Anzahl der Angriffe auf Flüchtlingsunterkünfte um 73 Prozent gestiegen. Im Vorjahr wurden außerdem deutlich mehr Fälle von Körperverletzungen mit politischem Hintergrund von den Behörden registriert. Laut einer Zählung der Bundesregierung hatte sich die Teilnehmerzahl an Neonazi-Demonstrationen verdoppelt.
März: Behörden heben Waffenarsenal ausIm März wurde bei einer Wohnungsdurchsuchung ein gefährlicher Fund gemacht: Messer, eine Armbrust, eine Pistole, Munition und sogar funktionsfähige Handgranaten. Gegen den 55-jährigen Verdächtigen war zuvor wegen Hassäußerungen im Internet ermittelt worden - nach der Razzia auch wegen des Verdachts auf Verstöße gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz und das Waffengesetz. Der Mann gehört laut Staatsanwaltschaft der Reichsbürgerszene an.
Im Störungsmelder berichteten wir über die Verbindungen dieser Szene zum deutschen Adel. Es gibt Berichte darüber, dass Mitglieder des Erbadels sich mit Plänen solidarisieren, die auf einen Umsturz in Deutschland abzielen.
Die rechtsextreme Szene hat durch die Corona-Pandemie und die Energiekrise auch in bürgerlichen Kreisen an Einfluss gewonnen. Obwohl die Krisen größtenteils überwunden sind, hat sich im rechten Lager etwas verändert. Verschwörungsideologen haben ihre Macht weiter ausgebaut und engagieren sich beispielsweise für den Kult um die Buchreihe Anastasia, die mit antisemitischen Botschaften durchsetzt ist. Sie errichten unauffällige Landsitze, um dort ihre Ideologie zu verbreiten.
Als besonders gefährlich erweist sich abermals der Mythos, die Bundesrepublik Deutschland sei kein legitimer Staat. Diese Ansicht bildet die Grundlage für die Reichsbürgerbewegung. Die Anhänger dieser Bewegung erwerben Immobilien und bewaffnen sich. Die Aktivitäten der extremen Rechten wurden auch 2023 im Störungsmelder von ZEIT ONLINE dokumentiert.