Neujahrsgrüße von der Polizei: Die Beamten versuchten, ins Innere des Wohnprojekts zu gelangen. Der Versuch wurde aber kurze Zeit später abgebrochen.
Laut Polizeisprecherin Dörte Röhrs waren die Beamten gegen 23. 45 Uhr wegen einer "Ruhestörung" an die Kreuzung gerufen worden. Bewohner des Mittendrin sollen Musikboxen auf der Straße aufgebaut und sich außerdem auf dem Dach des Hauses befunden haben.
Nach dem Eintreffen der Polizeibeamten - das Mittendrin zählte rund 30 Uniformierte - soll ein Blitzknaller in Richtung der Ordnungshüter geflogen sein, teilte Röhrs weiter mit. Als Werferin ausgemacht wurde eine 14-jährige Besucherin des Mittendrin. "Das Mädchen versuchte sich daraufhin in der Menge zu verstecken", so Röhrs. "Die Beamten konnten sie trotzdem in Gewahrsam nehmen." Auch die 34-jährige Mutter der jungen Frau war vor Ort. Bei der Kontrolle stellten die Beamten bei der 14-Jährigen drei sogenannte "Chinaböller" und drei "Polenböller" ohne Prüfzertifikat sicher. Die Personalien wurden aufgenommen.
Dieser Vorgang heizte die Stimmung weiter an. Die Polizei berichtet von einem weiteren geworfenen Böller, der in Brusthöhe eines der Beamten detonierte, den Mann aber nicht verletzte. Der Werfer begab sich anschließend ins Gebäude. Ein kurzer Versuch der Polizei, dorthin zu folgen, scheiterte. Gegen zwei weitere Personen, die an der Musikanlage zugange waren, wurden Ordnungswidrigkeiten-Anzeigen gestellt.
Das "Mittendrin" veröffentlichte am Neujahrstag selbst einen Bericht der Ereignisse. Demnach versammelten sich kurz vor Mitternacht rund 20 Jugendliche, um "das neue Jahr mit einem Tanz auf der Kreuzung der Schinkelstraße zu feiern", heißt es auf der Internetseite des Vereins. "Die Frage, in was für einer Stadt wir leben wollen, beantworten wir also mit tanzenden Menschen auf der Straße. Für uns ein Hauch von Utopie - für die Polizei nichts weiter als eine Störung der bestehenden Ordnung." In den vergangenen Jahren habe es dabei keine Zusammenstöße mit der Polizei gegeben, hieß es. Laut einem Beobachter hätten auch zahlreiche andere Personen an der Straßenkreuzung gefeiert. Die Mittendrinler zeigten sich überrascht, dass ausgerechnet in der Silvesternacht eine Ruhestörung durch Anwohnerhinweise gemeldet wurde und außerdem die "teilweise vermummte" Polizei-Hundertschaft so schnell in der Nähe war. Über die Musikbox wurde das alte Arbeiterlied "Die Internationale" gespielt. Dass dies unterbunden wurde, stieß ebenfalls auf Unverständnis. Zudem wurde kritisiert, dass die Polizei keinen Ansprechpartner hatte und aus Mittendrin-Sicht nicht deeskalierend vorging.
Polizeisprecherin Röhrs sagt dazu: "Die Musik aus den Boxen war so laut, dass man das Knallen der Böller nicht mehr hören konnte." Der musikalische Inhalt sei nicht der Grund für das Vorgehen der Beamten gewesen. Die Boxen wurden schließlich von Oliver Leonardt vom Vereinsvorstand abgebaut, teilte sie mit. Ein Beobachter meinte, die Anlage sei mit einer normalen Stereoanlage vergleichbar.
Speziell für den Einsatz am linken Wohnprojekt sei die Polizei laut Röhrs nicht abgestellt gewesen. Die Beamten seien generell als Verstärkung für den Schwerpunkt Silvester nach Neuruppin beordert worden. Einen Extra-Ansprechpartner wie etwa bei Demonstrationen habe es vermutlich aufgrund der Kurzfristigkeit des Einsatzes nicht gegeben.
Die Einsatzkräfte waren am späteren Abend auch noch am Bollwerk aktiv, wo sich viele meist friedlich feiernden Neuruppiner getroffen hatten. Gegen 0.40 Uhr waren am unteren Ende der Präsidentenstraße kurz vor dem Seeufer zwei Personengruppen in eine Rangelei geraten. Ein 29-Jähriger warf eine Flasche nach einem 26-Jährigen, die aber nicht traf. Bei dem 29-Jährigen wurden 1,36 Promille Alkohol im Atem gemessen. Gegen 1 Uhr wurde ein 17-Jähriger gestellt, der mehrfach gegen die Eingangstür eines Mehrfamilienhauses trat. Er war mit 1,28 Promille alkoholisiert.