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Wohnungssuche in Frankfurt: Schlange stehen für eine neue Bleibe

Wohnungssuchende in Frankfurt haben mit hohen Mieten und zu viel Konkurrenz zu kämpfen. Viele von ihnen verzweifeln. An einer Verbesserung der Situation durch die Mietpreisbremse glauben sie nicht.


Für Christian Groth läuft es derzeit nicht gut. Die Firma, bei der der 30-jährige Koch arbeitet, ist pleite. Die Beziehung zu seiner Freundin ging in die Brüche und zu allem Übel muss er raus aus der gemeinsamen Wohnung in Oberrad - und zwar innerhalb der nächsten drei Monate. Das ist im Moment die größte Herausforderung. „Einen Job zu finden ist kein Problem", sagt er. „Aber eine Wohnung in Frankfurt? Katastrophal."

Seit drei Wochen ist Groth auf der Suche. Seine Ansprüche sind nicht hoch. Ein Zimmer - egal ob in einer Wohngemeinschaft oder alleine - soll es sein, der Stadtteil spiele keine Rolle, auch Offenbach sei okay. „Ich will einfach nur irgendwo unterkommen."

Doch 90 Prozent aller Wohnungsangebote in Frankfurt fallen schon von vornherein durchs Raster, denn der Koch kann nur 450 bis 500 Euro zahlen. Um in dieser Preisklasse etwas zu finden, hat er alle seine Bekannten gefragt, in Zeitungen und im Internet gesucht. Bisher vergeblich. Wenn er mal etwas Bezahlbares gesehen habe, „zack, alles schon weg, das geht schnell in Frankfurt." Von den 20 Anzeigen, auf die er sich gemeldet hat, wurde er zu zwei Besichtigungen eingeladen. „Doch da waren dann richtige Schlangen von Bewerbern vor der Tür", berichtet er resigniert. Auch als er bei der städtischen Wohnungsbaugesellschaft ABG angerufen habe, hätte ihm keiner helfen können. Ein bis anderthalb Jahre müsse er warten, habe man ihm gesagt.

Klagen über Makler

An eine Verbesserung der Situation für Wohnungssuchende in Frankfurt durch die Mietpreisbremse glaubt Groth nicht. „Selbst wenn die Mieten gedeckelt werden, finden die Vermieter andere Wege, um an das Geld zu kommen." So ähnlich sei das bei seiner jetzigen Wohnung gewesen. Erst sank die Miete um 30 Euro, dann kam eine Aufzug-Sanierung und neue Feuermelder, der Preis stieg wieder. Trotzdem nennt er sein aktuelles Zimmer, für das er 380 Euro warm zahlt, einen „Glücksgriff". Auf einen Glücksgriff hofft auch Jessica Mina-Knopp. Seit sechs Jahren lebt die „Vollblutfrankfurterin", wie sie sich selbst nennt, mit ihrem Mann Tomislav und den drei Kindern Noam (9), Alva (6) und Marija (2) in Berlin.

2009 zog es die 38-Jährige aus der Mainmetropole in die Hauptstadt. Nun will sie wieder kommen. Seit Ende 2014 ist die Familie auf der Suche nach einer Fünf-Zimmer-Wohnung in Frankfurt. „Wir haben echt Panik nichts zu finden", sagt Mina-Knopp. Die größte Hürden seien die „unsäglichen Preise". Dabei steht die Projektmanagerin bei einer großen Firma finanziell gut da. „Selbst wir mit unserem etwas mehr als durchschnittlichen Einkommen kommen da ins Rudern." Für unter 2000 Euro kalt finde man selten etwas, berichtet die dreifache Mutter. Über Angebote wie „Tolle Lage - für nur 2900 Euro kalt!", ärgert sie sich.

„Wir haben geahnt, dass es schwierig wird, man muss entweder extrem tief in die Tasche greifen oder viel Glück haben." Neben den Mieten sind es die „unmotivierten und mäkeligen" Makler, die der jungen Familie die Suche erschweren. Doch da die meisten Immobilien über einen solchen Dienstleister angeboten werden, heiße es: „Augen und Ohren zukneifen." An eine Verbesserung der Situation durch die Deckelung der Mietpreise glaubt auch sie nicht. „Die Realität ist, dass sich das nur noch die von der EZB eingekauften Leute leisten können."

Für diejenigen, die gerade in Frankfurt auf Wohnungssuche sind, kommt die Mietpreisbremse sowieso zu spät. Auch die 27-jährige Jelena aus Bosnien verzweifelt zusehends. Seit zwei Monaten ist die Studentin auf der Suche nach einer Bleibe. Für wie viele Appartements sie sich beworben hat, weiß sie inzwischen schon nicht mehr genau. Geworden ist nie etwas draus. „Ich verschwende meine Zeit damit, jemanden zu überzeugen, mir eine Wohnung zu vermieten, anstatt mich dem Studium zu widmen", klagt die junge Frau. Auch sie sieht ihre finanzielle Situation als Hauptursache.

Für Christian Groth heißt die nächste Anlaufstelle nun Sozialamt. Seinen Optimismus hat er sich dennoch nicht nehmen lassen. „Ein Deutscher in Deutschland kann nicht obdachlos werden, außer er kümmert sich nicht darum", sagt er.

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