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Rezension

Frauen*streik

2017 fanden in über 50 Ländern Aktionen unter dem Schlagwort »Frauenstreik« oder »feministischer Streik« statt. Danach erhöhte sich die Zahl weiter, zum 8. März 2019 wurde auch in der Bundesrepublik für einen politischen Streik mobilisiert. Im Ergebnis kam es vor allem zu einem deutlichen Anstieg der Aktivitäten zum 8. März. Die Karlsruher Rechtsanwältin Brigitte Kiechle ist seit der Bewegung für die ersatzlose Streichung des Paragrafen 218 in feministischen Zusammenhängen aktiv. Nun liefert sie eine zugänglich geschriebene und praktisch orientierte Bestandsaufnahme zur Aktionsform Streik. Durch die Kapitel zieht sich ein doppeltes Verständnis von Frauenstreiks: zum einen als Kämpfe in Betrieben, die von Frauen angeführt wurden oder an denen sich besonders viele Frauen beteiligten; zum anderen die »Frauenstreiks neuen Typs« mit den bekanntesten Beispielen Island 1975 und Schweiz 1991. Der Band bietet neben einem Rückblick auf die Ursprünge der Losung auch eine Analyse der Bedingungen, die in Argentinien, den USA und Spanien zunächst zum Erfolg geführt haben. 1994 gehörte die Autorin zu den Erstunterzeichnerinnen des Aufrufs für einen Frauenstreik in der BRD; damals sei die Aufbruchsstimmung nach dem 8. März schnell wieder abgeflaut. Ihre Kritikpunkte an den bisherigen Bemühungen und konkrete Vorschläge zur Neuformierung und strategischen Ausrichtung sind auch vor diesem Hintergrund ein wichtiger Beitrag zur laufenden Diskussion.


erschienen in ak Nr. 654 / 12.11.2019