Hannah Prasuhn

Journalistin, Berlin/München

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Artikel

Fünf deutsche Platzierungen bei World Games: Medaillenregen beim Rollerskating

„Steffi, Steffi, Steffi!", schallt es von der Tribüne in der Eissporthalle im Berliner Olympiapark. Familie Wiegel wirkt etwas angespannt: „Vielleicht sind wir sogar aufgeregter als Stefanie." Ihre Tochter, Stefanie Wiegel (Bild oben, rechts), steht gerade in ihrem Einteiler mit dem Deutschland-Aufdruck, ihrem Helm und den Arm- und Knieschonern an der Startlinie. Gleich beginnen die Finalläufe der Rollerskating-Staffel über 2x200 Meter bei den Weltspielen von Special Olympics.

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In Zweierteams treten die Nationen gegeneinander an. Jede Person muss zwei Runden im Stadion absolvieren, bevor es in die Wechselzone geht. Hier müssen sich Erst- und Zweitläufer*innen abklatschen, damit der Wechsel gültig ist. Die Teams können, müssen aber nicht gemischt sein.

Digitale Serie

Dieser Text erscheint im Rahmen der „Special Olympics Zeitung" - ein Gemeinschaftsprojekt von Tagesspiegel, DGUV, BGW und Special Olympics Deutschland. Alle Texte zu den Weltspielen in Berlin finden Sie hier.

Plötzlich kehrt Ruhe auf den Rängen ein. Stefanie Wiegel steht an ihrer Position - sie ist die zweite Läuferin in ihrer Staffel und muss sich gleich darauf konzentrieren, im richtigen Moment in die Wechselzone zu rollen. Startläufer Max Sebastian (Bild oben, links) wartet auf das Signal. Es ist in der Stille der Halle gut zu hören, und das zweite deutsche Team, welches mit in diesem Rennen startet, flitzt los - China hinterher.

Dann kommt es plötzlich zum Sturz

Sebastians Rückstand vergrößert sich, Wiegel muss deutlich länger auf ihren Startläufer warten als die anderen Teams. Aber dann kommt er durch die Kurve, berührt Wiegel an ihrer ausgestreckten Hand, und sie sprintet los. Die Zuschauenden feuern sie an, sie läuft noch ein Stück an die Chinesin ran - aber es hilft nichts mehr. China und das andere deutsche Team sind bereits auf Rang eins und zwei gefahren. Etwa zwanzig Sekunden später überquert auch Wiegel die Ziellinie - begleitet vom Jubel von den Rängen. Sie klatscht sich mit Sebastian ab und die beiden verlassen die Bahn. Die Bronzemedaille ist es ja dennoch geworden.

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Ein paar Minuten später wird es wieder leise. „Ich mach' mir gleich in die Hose", sagt ein Fan im deutschen Block auf der Tribüne. Kim Heinrichs und Natalie Krosta stehen bereit. Das Startsignal ertönt, und Heinrichs reiht sich direkt vorne mit ein. Auch nach dem Wechsel bleibt der Zweikampf zwischen Deutschland und Indien um den zweiten Platz bestehen - und Deutschland gewinnt ihn. Krosta fliegt über die Ziellinie und lässt sich auf den Boden fallen. Durch den Schwung, den sie aus dem Rennen mitgebracht hat, rutscht sie fast bis in die Arme von Heinrichs, die schon auf sie wartet. Die beiden strahlen und umarmen sich.

Ein letztes Staffelfinale steht am Mittwoch noch an. Wieder sind zwei deutsche Teams mit im Feld. Wieder ist es kurz vor Beginn ganz still. Joel Kaiser befindet sich vorne im Feld und übergibt in einer sehr guten Position an Maximilian Zabel. Dann kommt es plötzlich zum Sturz. Kaiser fällt, eine andere Startläuferin, die ihre zweite Runde beendet, kann nicht mehr rechtzeitig stoppen und stolpert über ihn. Doch die beiden stehen nach wenigen Sekunden schon wieder auf den Beinen und erkunden sich nach dem jeweiligen Wohlbefinden. Und auch die zweiten Läufer*innen wurden durch den Zwischenfall nicht durcheinandergebracht und konnten ihre Runden problemlos beenden. Die deutschen Teams sichern sich noch einmal den zweiten und dritten Platz.

Dann rollen die deutschen Rollerskater*innen an der Tribüne vorbei, begleitet von Jubelrufen und Laolawellen. „Super gemacht!" und „So schön!", sind die Worte der Trainerinnen, als sie alle nacheinander abklatschen. Fünf Medaillen sammeln die Athlet*innen in drei Rennen: „Die haben einfach einen Siegeswillen", sagt ein Volunteer, der das Team begleitet. Und auch wenn es diesmal kein Gold geworden ist, „geben sie sich mit Silber- und Bronzemedaillen trotzdem zufrieden".

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