Hannah Krug

Multimedia Journalistin, Basel

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"Codes werden geschrien, dann fliegen Päckchen aus dem Fenster"

Wohin mit der Szene?

Das Problem ist nicht neu. Drogenabhängige sind mal mehr, mal weniger ein Thema in einer Stadt, sei es nun Basel, Zürich oder Genf. Klar ist, dass es suchtmittelabhängige Menschen gibt.

Theres Wernli vom Stadtteilsekretariat Kleinbasel hat eine einfache, aber einleuchtende Erklärung, warum das Thema derzeit wieder für Schlagzeilen sorgt: "Es war ein langer und heisser Sommer, die Menschen haben mit offenen Fenstern geschlafen. Und während der lauen Nächte sind die Gassen auch für Drogensüchtige und Dealer attraktiv. Die Anwohner*innen haben einfach genug. Es braucht nun Regen, damit sich die Situation wieder etwas beruhigt."

Ausserdem ist der Drogenmix, der derzeit kursiert, aggressiv. Das weiss auch Horst Bühlmann, er arbeitet seit knapp 20 Jahren mit Drogensüchtigen zusammen. Seit 2014 leitet er die K&A-Stellen am Dreispitz und am Riehenring. Letztere ist nicht weit entfernt von der Efringerstrasse. Die Orte werden täglich durchschnittlich von 185 Menschen besucht. Überwiegend ist es Kokain, was die Leute hier konsumieren. Cracksteine, also mit Backpulver zum Klumpen verbackenes Kokain, seien bisher nicht aufgefallen. Bühlmann hat einen aufrechten Gang, hört aufmerksam zu. Er kennt die Stammkunden. "Der Kokainkonsum ist in den letzten Jahren stetig angestiegen. Wir haben auch mehr Psychosen und psychisch auffällige Leute." Die Auswirkungen merken auch die Anwohner*innen in Kleinbasel: "Kokain ist eine Droge, die stimuliert, kontaktfreudiger macht und euphorisiert", erklärt Bühlmann.

Es ist laut auf dem von Blechwänden umzäunten Vorplatz. Im stetigen Strom brausen Autos und Lastwagen auf die angrenzende Autobahnauffahrt. In einer Ecke steht ein Kicker. Sicherheitspersonal prüft die Identitätskarten der Menschen, denn nur volljährige und in Basel und im Baselland wohnhafte dürfen den Ort nutzen. Menschen, die konsumieren wollen, begeben sich in den Innenraum mit gelbem Linoleumboden. Am Tresen gibt es kostenlos Suppe und Tee. Doch die meiste Zeit stehen die Gäste an, um in extra Räumen entweder zu rauchen, sich zu spritzen oder Pulver zu ziehen.

In der K&A-Stelle bekommen die Drogensüchtigen saubere Spritzen und Besteck, können sich einmal die Woche von einem Arzt untersuchen lassen und treffen auf Andere, werden respektiert, aber auch kontrolliert. "Wir sind hier in einem Umfeld, wo jeder von jedem profitiert, das muss man sich klar machen", meint Bühlmann.

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