Gregor-José Moser

Freier Journalist - Nachrichtensprecher, München

2 Abos und 1 Abonnent
Artikel

Kriegstaktik: So stark profitiert die Ukraine von westlichen Panzern

Unter anderem Deutschland, Großbritannien und die USA liefert Kiew Kampfpanzer. Kann der Ukraine damit eine erfolgreiche Gegenoffensive gelingen?

Kiew - Für die erwartete Frühjahrsoffensive der ukrainischen Armee hatten westliche Staaten über 40 moderne Kampfpanzer in Aussicht gestellt. Inzwischen sind rund 30 Leopard-2-Panzer aus Deutschland, Polen und Kanada eingetroffen sowie weitere Panzer-Modelle, etwa des Typs Challenger 2 aus dem Vereinigten Königreich. Ursprünglich hatte sich der ukrainische Präsident Selenskyj mehr Kampfpanzer erhofft. Noch im Winter hatte er mindestens 300 gefordert.

Je nach Wetterlage will die Ukraine im April oder Mai eine Gegenoffensive starten, wie der ukrainische Verteidigungsminister Oleksij Resnikow zuletzt bekannt gab. Wie die britische Tageszeitung The Guardian schreibt, ist eine großangelegte Frühlingsoffensive der Ukraine fraglich. Weil die ukrainischen Ressourcen dafür nicht ausreichten, rechneten Analysten eher mit einer oder mehreren kleineren Gegenoffensiven - vergleichbar mit den ukrainischen Angriffen im Spätsommer und Herbst. Bei denen war der Ukraine unter anderem die Rückeroberung Chersons gelungen.

Militärexperte: Auch pyschologischer Vorteil für die Ukraine

Der britische Oberst und Militärexperte Hamish de Bretton-Gordon sieht laut The Guardian in den westlichen Panzerlieferungen auch einen psychologischen Effekt. Dieser wirke sich positiv auf die Ukraine und negativ auf Russland aus, obwohl de Bretton-Gordon eine größere Zahl von Kampfpanzern für nötig hält. Dennoch seien die modernen westlichen Panzer den russischen, die bislang im Ukraine-Krieg eingesetzt werden, überlegen und könnten damit einen Unterschied machen.

Ein großer Vorteil der Leopard-Panzer ist laut de Bretton-Gordon die große Entfernung, aus der sie feuern können. Außerdem sei die Panzerung widerstandsfähiger als die der Panzer, die Moskau einsetzt. Ein weiterer Vorzug der Leoparden sei, dass sie auch bei Nacht effektiv kämpfen könnten. Alles in allem gilt der Leopard-2-Panzer als einer der besten Kampfpanzer der Welt, auch wegen seiner Beweglichkeit.

Fotostrecke ansehen Kriegsentscheidende Faktoren - russische Winteroffensive gescheitert

Wie erfolgreich die ukrainische Gegenoffensive sein wird, hängt nach Ansicht von Experten aber nicht nur von den eingesetzten Waffen ab. Weitere entscheidende Faktoren seien etwa die Kampfmoral der Truppen, wie gut diese ausgebildet sind oder auch die Wetterbedingungen. So könnten Panzer im schlammigen Boden steckenbleiben. Letzteres entscheidet auch darüber, wann die Leoparden eingesetzt werden.

Während die Ukraine ihre Frühjahrsoffensive plant, ist die russische Winteroffensive dagegen nach Einschätzung des britischen Verteidigungsministeriums gescheitert. Das Ziel Russlands, die gesamte Donbass-Region einzunehmen, habe der Chef des Generalstabs, Waleri Gerassimow, nicht erreichen können. Die geringen Erfolge habe Russland mit enormen Verlusten bezahlen müssen. (Gregor-José Moser)

Zum Original