Immer noch ein Unsicherheitsfaktor: Häufig kann man sich einfach nicht auf die Wetterprognose verlassen. Da heißt es, dass es nicht schneien wird - und dann ist es plötzlich doch überall weiß. Schon für Privatpersonen ist dieses Szenario ärgerlich. Aber für Unternehmen wie die Deutsche Bahn kann dies darüber hinaus auch sehr teuer werden - schließlich müssen in solchen Fällen möglicherweise kurzfristig Räumdienste aktiviert werden.
Dank moderner Kameratechnologie und intelligenter Bilderkennung ist dies aber künftig Schnee von gestern: Mit der Videoanalyse sollen nahezu in Echtzeit die aktuellen Bedingungen ausgewertet - und bei Bedarf automatisch und zeitnah entsprechende Maßnahmen eingeleitet werden. Als ersten Schritt dafür hat DB Services gemeinsam mit der DB Station&Service im vergangenen Jahr an 22 Testbahnhöfen Wetterkameras installiert, die im 15-Minuten-Takt Bilder von einem festgelegten Bereich aufzeichnen und automatisch per Mobilfunk an die Winterdienstzentrale senden. Der Winterdienst-Manager hat so neben den reinen Wetterdaten noch optische Eindrücke zur aktuellen Situation und kann entsprechend Prozesse auslösen. Allerdings wurden die Bilder bislang von Mitarbeitern ausgewertet: Die schauten dabei nicht nur nach Schnee, sondern löschten aus Datenschutzgründen manuell alle Aufnahmen, auf denen Personen abgebildet wurden.
Tausende Bilder am TagSchon bei den 22 eingesetzten Kameras wurden pro Tag mehr als 2.000 Bilder übertragen. Perspektivisch sollen bis zum kommenden Winter etwa 200 Stationen mit Kameras ausgestattet werden. Da wird schnell klar, dass eine technische Unterstützung sinnvoll ist. Hierbei unterstützen das Big-Data-Start-up ZERO.ONE.DATA und weitere Experten der DB Systel. Damit wetterbedingte Veränderungen allerdings maschinell erkannt werden können, musste eine von DB Systel selbst entwickelte Software trainiert werden, alle übermittelten Bilder auszuwerten. Test-Bilddaten aus dem vergangenen Winter halfen dem System, Schnee eindeutig zu identifizieren. Gleichzeitig musste das System auf den Bildern Personen erkennen und diese dauerhaft unkenntlich machen. Die Trefferquote bei den ersten Tests mit historischem Material lag bereits bei 95 Prozent - ein Wert, der im Live-Betrieb noch übertroffen werden soll. In einer späteren Ausbaustufe soll dann bei erkanntem Schneefall der Auftrag zur Räumung an den Dienstleister automatisiert ausgelöst werden. Weiterhin kann die Software so selbsttätig prüfen, ob die Schneebeseitigung im vereinbarten Zeitfenster erfolgte.