Die Weltmeisterschaft ist wie gemacht für Joel Campbell. Unbekannteren Spielern wie dem Costa Ricaner bietet sie die Chance, sich für höhere Aufgaben zu empfehlen. Dem 21-jährigen Angreifer, vom FC Arsenal an Olympiakos Piräus ausgeliehen, gelang dies beim WM-Auftakt des Außenseiters gegen Uruguay eindrucksvoll. Ein Tor und eine Vorlage steuerte er zum 3:1-Sieg bei.

Campbell gehört zum FC Arsenal, lief aber noch nie für die Profimannschaft des Premier-League-Klubs auf. Viel mehr hat der Costa Ricaner bereits eine Odyssee durch Europa mit Stationen bei kleineren Vereinen erlebt: FC Lorient in Frankreich, Betis Sevilla in Spanien und nun Olympiakos Piräus - an alle diese Klubs wurde er von den Londonern jeweils für für eine Spielzeit ausgeliehen.

In der vergangenen Saison gelang dem schnellen Angreifer bei Olympiakos der Durchbruch. Er spielte im Champions-League-Achtelfinale gegen Manchester United erstmals auf englischem Boden und erzielte im Hinspiel beim 2:0-Erfolg auch gleich einen Treffer. Insgesamt gelangen ihm in der griechischen Liga acht Treffer und zwölf Vorlagen in 32 Spielen.

"Das war ein großartiges Spiel für mich"

Entdeckt wurde er als 18-Jähriger bei der U20-Meisterschaft Zentralamerikas 2011. Er erzielte sechs Treffer und wurde Torschützenkönig. Die jungen "Los Ticos" unterlagen dem Favoriten Mexiko erst im Finale. Nur kurze Zeit später berief der damalige Trainer der Nationalmannschaft Costa Ricas, Ricardo la Volpe, den Angreifer für den Gold Cup 2011 in den Vereinigten Staaten.

Trotz seiner starken Leistung zum WM-Auftakt zeigte sich Campbell bescheiden: "Das war ein großartiges Spiel für mich. Aber ohne meine Teamkollegen wäre das alles erst gar nicht möglich gewesen", sagte er.

Haben sich nun auch seine Chancen auf eine Karriere beim FC Arsenal verbessert? Campbell selbst will sich nicht ablenken lassen von den Gerüchten um seine Person. Der Angreifer konzentriert sich auf die Weltmeisterschaft mit Costa Rica. "Ich möchte nicht über meine Zukunft sprechen. Ich denke nur an mein Land, weil ich absoluten Respekt für das Team habe", sagte Campbell, der für die taktische Ausrichtung von Costa Rica der ideale Angreifer ist. Gegen Uruguay überzeugte die defensive Fünferkette, ließ dem Geheimfavoriten keinen Raum und keine Torchancen.

In der Offensive wurde der schnelle, dribbel- und schussstarke Campbell mit vertikalen Pässen gesucht und kam wie beim zwischenzeitlichen 1:1-Ausgleich direkt zum Abschluss: Flanke von der rechten Seite, Kopfballverlängerung, dann Ballannahme mit der Brust und mit dem linken Fuß der genaue Abschluss ins linke untere Toreck von Uruguay.

Ärger nur beim Panini-Sammeln

Mit einem Weiterkommen in der schweren Gruppe D mit den drei Weltmeistern Uruguay, Italien und England rechnet trotz des Auftakterfolges aber immer noch niemand. Im zweiten Gruppenspiel gegen Italien (18 Uhr, Liveticker: SPIEGEL ONLINE) um die Superstars Mario Balotelli und Andrea Pirlo muss das größtenteils unbekannte Team beweisen, dass der Triumph gegen Uruguay keine Ausnahme war.

Bei den "Los Ticos" spielen allerdings neben Campbell nur wenige Fußballer mit Erfahrung in Europa: Torwart Keylor Navas wurde in Spanien bei UD Levante zu einem der besten Torhüter der Primera División, Linksverteidiger Junior Diaz spielt in Mainz, Mittelfeldspieler Bryan Ruiz beim PSV Eindhoven.

Die größten Hoffnungen des Vier-Millionen-Einwohnerlandes in Zentralamerika aber ruhen auf Joel Campbell. Arsenal-Trainer Wenger hat im französischen TV bereits angekündigt, den Stürmer mit in die Vorbereitung für die kommende Saison zu nehmen.

Zur Verzweiflung treibt den von seinen Teamkollegen als "relaxten" Typen beschrieben Angreifer lediglich das Sammeln von Panini-Bildern. Auf der Suche nach dem Sticker mit seinem eigenen Konterfei (Nummer 296) hatte Campbell extra 100 Packungen mit jeweils fünf Stickern erworben. Der richtige war allerdings nicht dabei.

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