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Berlin kann Kaffee

Mit Liebe gemacht | Foto: Kracht

Berlin ist Kaffee-Eldorado. Wer braucht da schon funktionierende Flughäfen?

Aus dem Haus gehen und an jeder Straßenecke locken frisch aufgebrühte Kaffeespezialitäten: Espresso mit fein gemahlenen Arabica-Bohnen aus Honduras. Filterkaffee, der besonders schonend zubereitet wurde und wenig Gemeinsamkeiten mit dem hat, was in der Mensa in den Kaffeebecher läuft.


Die Kaffee-Landschaft der Hauptstadt hat sich vor allem in den letzten paar Jahren gewaltig verändert. „Die Coffeeshops sprießen wie Pilze aus dem Boden und es wird viel ausprobiert", sagt Mona Hain. Sie ist Kaffeeexpertin und Trainerin an der Berlin School of Coffee.Die bietet drei- bis fünftägige Kurse an, in denen Privat- und Geschäftsleute über Theorie und Praxis des Kaffeemachens lernen. Das Grundlagenprogramm nennt sich „Barista Basic". In drei Tagen lernen Teilnehmende über Ursprünge und Verarbeitung der Kaffeepflanze; über Handhabung von Espressomaschinen und mit welcher Temperatur Milch richtig aufgeschäumt wird. Etwas spezieller wird es dann in Kursen wie „Barista Advanced" oder „Latte Art". Hier erklären die Trainer_innen Expertenwissen wie Mühleneinstellung und zeigen, wie man mit Milch kleine Kunstwerke in die Kaffee-Crema zeichnet.


Dass die Berliner Kaffeeszene so gewaltig expandiert hat, liegt vor allem an einem Programm der Berlin School of Coffee: der Gründungsbetreuung. Die guten Cafés von morgen lernen unter anderem hier ihr Handwerk. In der Existenzgründer_innenwoche geht es nicht nur um die Zubereitung von gutem Kaffee. Die Teilnehmenden lernen auch, welche Getränke sie in ihrem eigenen Café anbieten können und was die Konkurrenz auf dem Kaffeemarkt so treibt.


So gemacht hat das auch Flo. Vor drei Jahren besuchte er den Existenzgründungs-Kurs an der Berliner Kaffeeschule. Heute betreibt er ein eigenes Café in Berlin-Moabit. Auf alten, gepolsterten Sofas und Ledersesseln genießen Leute Espresso Macchiato und New York Cheesecake. Die Berlin School of Coffee war für den Kaffeebesitzer der Startschuss für die detailverliebte Verarbeitung von Kaffee. Doch Flo lernt nicht aus. Immer wieder tüftelt er daran herum, was seinen Kaffee noch feiner, noch besser machen könnte. Auch neue Kaffeekreationen probiert er gerne aus. Im Sommer gab es da den „Pour over Ice", einen Filterkaffee, der in eine geeiste Karaffe hinein gebrüht wird.


Dass die Berliner Kaffeeszene sich gerade so stark verändert, liegt aber auch daran, dass hier noch viel Potential auszuschöpfen ist. Im Vergleich zu anderen westlichen Ländern gibt es in Deutschland wesentlich weniger Coffeeshops. Nur 7 Prozent der Kaffeetrinkenden haben 2014 laut GfK-Studie ihren Außer-Haus-Kaffee in einem Coffee-Shop getrunken. Am meisten kaufen die Bundesbürger_innen nach wie vor in Bäckereien (33 Prozent). Der Markt ist also vielversprechend. Und die Berliner_innen? Die genießen zunehmend richtig guten Kaffee.

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