Marilisa: „Mein Erasmusjahr in England wurde leider abgebrochen. Allerdings ist mein Zimmer hier in München gerade noch zwischenvermietet. Deswegen bin ich spontan zu Jakob gezogen."
Jakob: „Bisher ist es für uns beide richtig angenehm und entspannt. Dadurch, dass die Verpflichtungen, die man sonst so hätte, zum Großteil wegfallen, kann man einfach zusammen abhängen."
Marilisa: „Wir verbringen sehr viel Zeit auf dem Balkon, trinken Kaffee, lesen - und spielen Quizduell oder Backgammon. Jakob kocht sehr gerne und viel, ich mache dafür andere Dinge im Haushalt, die so anfallen. Aber es ist schon so, dass tagsüber auch jeder mal Zeit für sich hat und wir uns in andere Zimmer zurückziehen, zum Beispiel um zu skypen. Für uns ist die Situation gerade wahrscheinlich nicht so ein großer Bruch wie für Leute im Berufsleben. Wir beide studieren noch. Für mich ist es insofern aber eine Veränderung, dass Jakobs Zimmer nicht mein normaler Lebensraum ist. Einerseits ist da ein großes Zuhause-Gefühl - weil ja nicht nur ein Ort, sondern auch eine Person ein Zuhause sein kann. Und andererseits ist da das Gefühl, nicht in seinem eigenen Raum zu sein. Es besteht ein Ungleichgewicht, wenn man in der Wohnung einer anderen Person ist. Ich fühle mich hier zwar sehr wohl, aber es ist trotzdem nicht mein Zimmer."
Jakob: „Es ist aber keine ganz neue Situation für Marilisa und mich. Die letzten Semesterferien haben wir auch schon gemeinsam hier verbracht. Außerdem habe ich Marilisa mal für zwei Wochen in England besucht. Zusammengerechnet sind das sicherlich schon drei Monate, die wir mal auf engstem Raum zusammengelebt haben."
Marilisa: „Weil wir durch die Fernbeziehung lange die Distanz hatten, ist es eigentlich ganz schön, dass wir gerade so aufeinander fokussiert sein können. Ich glaube aber schon, dass mir in der Isolation die Decke irgendwann auf den Kopf fallen wird und ich Treffen mit Freunden vermissen werde, aber das hat ja nichts mit Jakob zu tun."
Jakob: „Es fühlt sich ein bisschen so an, als würden wir das Zusammenwohnen gerade ausprobieren. Als ob sich unsere Beziehung gerade beschleunigt - aber in einer sehr entschleunigten Zeit."