Diese Spießrutenlauf-Erfahrungen auf der Straße machen vermutlich nicht nur Frauen, sondern Mitglieder aller marginalisierten Gruppen. Wir nehmen einen krasseren Kampf mit der Stadt auf als der klassische Flaneur, der nichts zu befürchten hat, weil ihm die Stadt gehört. Aber darin besteht auch ein Potential, nämlich: sich weniger dandyhaft-großbürgerlich und stattdessen wacher und kritischer durch die Stadt zu bewegen. Vor kurzem wurde das Buch „Flexen. Flâneusen* schreiben Städte" veröffentlicht. Darin: 30 Texte, die genau jene anderen Sichtweisen auf Städte präsentieren - geschrieben von Frauen*, People of Colour oder queeren Menschen. Hier wird gezeigt, dass das Flanieren in manchen Regionen schon Aktivismus bedeuten kann, in Indien zum Beispiel. Sie zeigen, wie es sich anfühlt, als Frau mit Kinderwagen durch die Stadt zu laufen und wie eine andere Frau eine Großdemonstration in Dresden erlebt. Grundsätzlich geht es beim Flanieren schließlich darum, im wahrsten Sinne ‚auf die Straße zu gehen' und den öffentlichen Raum zu erobern. Denn nur dadurch kann sich dieser auch verändern.