"Dónde está la plata?" - "Wo ist die Kohle?" So schreit ein Scherge Escobars eine Prostituierte an. Die faucht zurück: "Du bist ein Dieb, aber kein Killer." Ein Schuss ertönt, die Frau wird vor den Augen ihres Kindes ermordet. Die Aufnahmen werden am Ende so cool aussehen, dass man jubelt - und doch gleichzeitig dagegen protestieren will. Das geht doch nicht! Oder geht das etwa doch?
Die provokante Szene wurde auf einem Anwesen in wunderschöner ungezähmter Natur, eine Stunde nördlich von Bogotá aufgenommen. Sie bringt die Einzigartigkeit des Netflix-Serienprojekts "Narcos" auf den Punkt. Es gibt eine Realitätsnähe, durch die der Schrecken der Gewalt eine nie gesehene Unmittelbarkeit erfährt. Die Dialoge sind über weite Strecken auf Spanisch (beachtlich für eine US-amerikanische Produktion), die Darsteller größtenteils aus Lateinamerika, Doku-Aufnahmen und der Dreh fiktionaler Szenen an Originalschauplätzen erzeugen eine hohes Maß an Authentizität.
Wieso aber überhaupt eine Serie über Pablo Escobar? Warum der Welt nicht mal ein Kolumbien jenseits der Kokainfolklore zeigen? Und läuft man nicht Gefahr, den Drogenboss zu verherrlichen?
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