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Wie niedrig gelegene Skigebiete ums Überleben kämpfen

Sterbende Skigebiete in Bayern "Ich kann den Schnee nicht herzaubern"

Der Winter war für niedrig gelegene Skigebiete in Bayern ein Totalausfall. Der Klimawandel zwingt viele in die Knie. Manche klammern sich an Beschneiungsanlagen, andere geben auf. Wie vier Orte nach einer neuen Identität suchen.

Thomas Kaufmann wirkt machtlos. Er steht bei einem Durchgang, wo sich eigentlich Ski- und Snowboardfahrer aufreihen, um sich vom Tannenberglift die rund 500 Meter lange Piste nach oben ziehen lassen. Vorbei an Bäumen, flachen und steilen Stellen, oder, wie Kaufmann die geologischen Eigenheiten nennt, »einen geilen Hang«.

Der Bürgermeister der Gemeinde Immenreuth im Norden der Oberpfalz lehnt dort an Brettern, er hebt den Kopf, kneift die Augen etwas zusammen und sieht Grün: grüne Bäume, grüne Äste, die auf die Piste hängen, grünes Gras, grünes Moos. An einem Mittwoch im Februar bei Regen und sechs Grad. »Es ist schade«, sagt Kaufmann, »aber ich kann den Schnee nicht herzaubern.«

Das abgenutzte Seil, die alte stromfressende Lichtanlage, die Schleppliftbügel, fein durchnummeriert hängen sie an der Wand: Seit vergangenem November sind das nur noch Relikte eines geschlossenen Kapitels Wintersport in der Region um das Fichtelgebirge. Nach über 50 Jahren ist Schluss am Tannenberglift. Nach Tausenden Skikursen, nach Wintertagen mit blauem Himmel und blendend weißer Piste, nach dem Riesenslalom-Rennen »Tannenberg-Cup«, der hier Jahrzehnte stattfand. Der Schnee fehlt und Investitionen in den Lift aus den Siebzigerjahren sind zu teuer. …


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