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Wie ein Bulldozer

Glücklich mit Brummschädel: Regensburgs Offensivspieler Sargis Adamyan erzielte gegen Fürth die ersten beiden Zweitliga-Treffer seiner Karriere.(Foto: Armin Weigel/dpa)

Regensburg gewinnt durch ein 3:2 gegen Fürth das nächste wichtige Duell im Abstiegskampf. Während SSV-Trainer Achim Beierlorzer durchschnauft, wirkt sein Fürther Kollege Damir Buric ratlos.

Drinnen grinsten die Regensburger, draußen litten die Fürther. Während die Spieler des SSV Jahn sich nach dem 3:2 gegen die Kleeblätter schon auf den Weg in die Kabine machten, da kam die Mannschaft von Damir Buric der Forderung des Fanblocks nach. Widerwillig, fast ein bisschen ängstlich ob der Vehemenz der "Wir-wollen-die-Mannschaft-sehen"-Rufe, versammelte sie sich dann doch vor dem mitgereisten Anhang. Wie begossene Pudel standen die Spieler da, ließen Pfiffe, Beschimpfungen und wenig aufmunternde Gesten auf sich einprasseln. Als diese akustische Ohrfeige endlich verhallt war, schlichen die Fürther gesenkten Hauptes in die Katakomben der Continental-Arena zu Regensburg.

Fast eine halbe Stunde dauerte es, bis sich Fürths Kapitän Marco Caligiuri vor die Mikrofone traute. Mit schwacher, aber durchaus sachlicher Stimme sagte er, die Mannschaft müsse sich "jetzt Vertrauen in den Trainingseinheiten holen. Wir waren speziell in der ersten Halbzeit gedanklich nicht auf der Höhe." Abgesehen von Richard Magyars Ausgleich, als der Defensivspieler nach einer Ecke einköpfelte, brachten die Gäste in den ersten 45 Minuten keinen Schuss auf das Jahn-Tor zustande. Die Defensive stand wie so oft zuletzt wenig sicher, die beiden Innenverteidiger Mario Maloca und Caligiuri hielten das klapprige Konstrukt so gut es eben ging zusammen. Meist ging es aber eben nicht gut.

Das war auch den Außenverteidigern geschuldet. David Raum, 19, dessen Stärken eigentlich im Offensivspiel liegen, half links hinten aus, da Maximilian Wittek gesperrt fehlte. Rechtsverteidiger Roberto Hilbert, 33, musste nach nicht einmal einer halben Stunde verletzt raus. Sein Ersatzmann, Dominik Schad, ist 20 Jahre alt. Wenig überraschend hatte der Jahn hier rasch eine Fürther Schwäche ausgemacht und griff konsequent über die Flügel an. Das 2:1 fiel über Raums linke Abwehrseite.

Fürths Trainer Damir Buric wollte davon nichts wissen: "Es waren Kleinigkeiten, die das Spiel entschieden haben." Er habe aber ein gutes Spiel seiner Mannschaft gesehen, verwies immer wieder auf die "Schachmattsituationen", als beispielsweise Khaled Narey die Führung erzielen hätte können. "Solche Dinger musst du machen, wenn du ein Spiel gewinnen willst." Dass die Entscheidung für Regensburg dann durch ein Eigentor von Magyar fiel, wurmte Buric. "Da denkst du schon: Was ist hier los?"

Sicher, Fürth war an diesem Tag nicht die glücklichere Mannschaft. Doch auch Buric dürfte insgeheim wissen, dass sein Team an diesem Nachmittag letztlich folgerichtig verloren hatte. Zwar hatte die SpVgg laut ihrem Coach "einige Dinge, die wir geplant haben, gut umgesetzt", doch den willensstärkeren und resoluteren Eindruck machte - bis auf die Minuten nach dem 2:2 - der SSV Jahn Regensburg.

Zwei Beispiele: Das erste spielte sich nach exakt sieben gespielten Sekunden ab. Als der Anpfiff kaum verklungen war, stürmte der Regensburger Andreas Geipl nach vorne und rempelte den ballführenden Tolcay Cigerci um. Gelbe Karte, die schnellste der Zweitliga-Geschichte. Und ein klassischer Fall von "Früh ein Zeichen setzen". Das zweite: Beim 1:0 für den Jahn gingen in Sargis Adamyan und Sebastian Nachreiner zwei Regensburger zum Kopfball, stießen zusammen, der Ball landete dennoch im Netz. Adamyan, dem letztlich der Treffer zugesprochen wurde, musste wegen des Zusammenpralls behandelt werden. Dass es sein erstes Tor im Profifußball war und ihm hernach sogar ein Zweites glückte, dürfte ihn über den Brummschädel hinweggetröstet haben. "Ich hätte auch nicht Nein gesagt, wenn es mein Tor gewesen wäre", schmunzelte Nachreiner hinterher, "es ist egal, wer die Tore macht. Der Sieg war am Ende verdient."

Im Gegensatz zur SpVgg hatte der Jahn erst gar nicht versucht, dem Spielerischen zu viel Raum zu geben. Wie ein Bulldozer rollte Regensburg durch die Arena, in der Verteidigung scheute man keinen Zweikampf, der Angriff war zwar wenig kunstvoll, dafür aber wuchtig. Im Zweifelsfall geriet auch der Mitspieler unter die Räder. Das kurze Schlingern nach dem 2:2 überstand der Jahn ohne größere Dellen.

Der zweite Sieg in Serie - erneut gegen einen Konkurrenten im Abstiegskampf - beschert den Regensburgern nun vier Punkte Vorsprung auf Platz 17. In der Länderspielpause will Trainer Achim Beierlorzer "durchschnaufen". Die kleine Euphoriewelle der Fürther nach dem Sieg gegen Sandhausen ist hingegen an der Regensburger Abwehr zerschellt. "Es wird definitiv bis zum Ende eng werden für uns", prognostizierte Caligiuri. Buric ärgert, dass nach der Länderspielpause wieder ein Auswärtsspiel, in Bochum, ansteht. Zu Hause, vor den erbosten Anhängern, aufzulaufen, wäre aber auch nicht einfacher.

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