Endlich geschafft oder schon vorbei? Beide Sichtweisen sind erlaubt. Nach 17 Tagen voller Triumphe und Tränen schließt der Olympia-Zirkus. Bevor wir aber auf das nächste spektakuläre Großereignis, die Fußball-WM in Russland, zurasen, wollen wir kurz innehalten und einen Blick in den Rückspiegel wagen. Die Olympischen Winterspiele 2018 in Pyeongchang waren für mich ...
... golden. Das deutsche Athleten-Team holte in Südkorea so viele Goldmedaillen wie noch nie bei Winterspielen. Mit mancher konnte man rechnen, dafür war die Dominanz umso überraschender. Wie souverän beispielsweise die deutschen Kombinierer um Eric Frenzel alle drei Wettkämpfe für sich entschieden, nötigt gehörigen Respekt ab. Andere Olympiasiege kamen dagegen überraschend. Als Aljona Savchenko und Bruno Massot ihre goldene Kür aufs eisige Parkett zauberten, stockte der Sportwelt der Atem.... sensationell. Klar, das deutsche Eiskunstlauf-Paar darf in dieser Kategorie nicht fehlen. Ebenso grandios war auch der Sieg von Ester Ledecka im Super G. Die Snowboarderin lehrte die Ski-Elite mit ihrem überragenden Ritt das Fürchten. Unverhofft kam auch das starke Abschneiden der deutschen Eishockey-Herren. Kaum ein Experte hätte unseren Jungs überhaupt eine Medaillenchance eingeräumt. Hier könnten wir noch viele weitere großartige Leistungen auflisten. Denn: Favoritensiege gab es in Pyeongchang selten.
... windig. Und damit ist ausschließlich die Witterung gemeint. Eisige Kälte und bissige Böen wirbelten vor allem die Anfangstage der Spiele durcheinander. Die vielen Absagen managten die Veranstalter souverän. Dass man mit widrigen Bedingungen auch humorvoll umgehen kann, bewies die Biathletin Darja Domratschawa, die beim Sieg der weißrussischen Damen-Staffel ihre Fahne kurz vor der Ziellinie schwenken wollte. Der Wind riss den Stoff von der Stange. Der Weißrussin war es egal. Sie fuhr grinsend mit erhobener Fahnenstange ins Ziel und zum Olympiasieg.
... politisch. Es bestand nie ein Zweifel daran, dass diese Winterspiele zu den politisch brisantesten der Geschichte zählen würden. Die ganze Welt schaute darauf, wie sich Nord- und Südkoreaner verhalten würden. Zwar legten die nordkoreanischen Cheerleaderinnen ein mindestens irritierendes Zeugnis der Diktatur in Nordkorea ab. Immerhin scheinen die Spiele aber ohne größere Unruhen und gewaltfrei über die Bühne gegangen zu sein. Hoffentlich werde ich eines Besseren belehrt und hinter der Annäherung der beiden koreanischen Staaten steckt doch mehr als kaltes Kalkül.
... herzlich. Man mag ob der Kommerzialisierung und Politisierung der Olympischen Spiele behaupten, der olympische Gedanke von Völkerverbindung und Frieden werde mehr und mehr verwässert. Ein paar Gegenbeispiele gibt es trotzdem noch. Besonders rührend fand ich, als die krassen Außenseiter im Langlauf, wie Pita Taufatofua aus Tonga oder Sebastian Uprimny aus Kolumbien, mit über zwanzig Minuten Rückstand dennoch jubelnd ins Ziel einliefen. Dort umarmten sich die Exoten und freuten sich ihr Land bei Olympia vertreten zu haben.
Zum Schluss möchte ich mich an dieser schmalen Stelle bei Ihnen bedanken, lieber Leser. Hoffentlich hat Sie meine Kolumne zum Schmunzeln, zum Nachdenken oder zumindest vor den Fernseher gebracht. Machen Sie´s gut. Bleiben Sie sportlich!