Der neue Chef ist ein Problem. Gut, dass uns Niklas Luhmann, der
Obersystemtheoretiker, die verschiedenen Konstellationen zwischen neuem
Vorgesetzten und alter Organisation erklärt. Kommt der neue Chef
beispielsweise von außen, steht er einer für ihn unstrukturierten
Gesamtsituation gegenüber. Dafür ist dann jede Neuerung sein Verdienst.
So etwas ist für die mächtigen Cliquen im Betrieb unter Umständen
ärgerlich. Zur Sicherheit zeigt der Soziologe aber auch gleich, wie man
den neuen Boss beeinflussen kann. „Unterwachung oder die Kunst,
Vorgesetzte zu lenken“ nennt das Luhmann.
Noch nie war Organisationsanalyse so aktuell. Dabei handelt es sich um
Nachlassüberbleibsel aus den 1960ern. Wegen seiner Nützlichkeit für das
Verständnis jüngster Umwälzungen sei dieses Büchlein jedem
SPÖ-Funktionär empfohlen. Und jedem Leser mit Chef und ohne Angst vor
abstrakter Terminologie ebenso.
FALTER 21/2016 vom 27.05.2016 (S. 31)
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