Felix Koltermann

Kommunikationswissenschaftler/Kulturjournalist, Hannover

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Artikel

Krieg, Faktizität und der Fotojournalismus

Wird heute über das Verhältnis von Fotojournalismus und Krieg gesprochen, geschieht dies meist unter dem Stichwort „Kriegsfotografie". Dabei umfasst dieser Begriff ein breites Potpourri an fotografischen Ansätzen und politischen Sichtweisen und lässt sich noch am ehesten als ein Genrebegriff der Fotografie bezeichnen, mit dem rückwirkend versucht wird, fotografisches Bildmaterial zu klassifizieren. Deutlich wird dies etwa dann, wenn Fotoausstellungen in einer Rückschau das Werk einzelner Fotograf*innen, wie „Bilderkriegerin" zum Werk von Anja Niedringhaus (1965-2014), oder einer Gruppe, wie mit „Fotografinnen an der Front" im Museum Kunstpalast in Düsseldorf, aufarbeiten. Aus der Perspektive des Journalismus geht es um fotojournalistische Kriegsberichterstattung, bei der Fotojournalist*innen als Augenzeug*innen das Kriegsgeschehen beobachten, um ihre Beobachtungen in Form visueller Dokumente mit einem weit entfernten Publikum zu teilen, das es zu informieren und eventuell zum Handeln zu bewegen gilt. Da die Übergänge zwischen Konflikt, Krise und Krieg fließend sind und im Vordergrund der journalistische Anspruch und nicht der Krieg als solches steht, bezeichnet sich jedoch kaum ein*e Fotojournalist*in als Kriegsfotograf*in. Darüber hinaus ist zu berücksichtigen, dass im Zuge der Bildzirkulation Kontextwandel entstehen, die mit dem Zeigen von Kriegsfotografien in unterschiedlichen Kontexten zu verschiedenen Zeitpunkten nach ihrem Entstehen einhergehen.


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