Fabienne Kinzelmann

Redaktorin Internationale Wirtschaft, Zürich

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Uni verschickt Exmatrikulations-Mails an alle Studenten

Eine fehlerhafte E-Mail aus dem Rechenzentrum hat 37.000 Studenten der TU Dresden aufgeschreckt. Jeder einzelne hatte eine Nachricht über seine Exmatrikulation erhalten. Auch Uni-Mitarbeiter befürchteten ihre Entlassung.


Als Beatrix Augustin am Sonntagmorgen ihren Laptop aufklappte, traute sie ihren Augen kaum. Sie sei exmatrikuliert, stand in einer Mail des Rechenzentrums ihrer Universität. "Ich dachte, ich hätte etwas falsch gemacht", sagte die 19-jährige Studentin der Medienforschung und Medienpraxis.

"In zwölf Tagen wird ihr Login gesperrt. Dies geschieht, weil sie als Student exmatrikuliert worden sind, als Mitarbeiter ihr Vertrag geendet hat oder die Gültigkeit ihres Gastlogins abläuft. Bitte beachten Sie, dass Sie sich eventuell in diesem Login gespeicherte Daten sichern", stand in der Nachricht. Nach nur drei Wochen Studium bereits wieder exmatrikuliert? Auf Facebook erfuhr Augustin dann, dass auch andere betroffen waren.

Rund 37.000 Studenten hatten am frühen Morgen vom Dresdner Zentrum für Informationsdienste und Hochleistungsrechnen (ZIH) diese Mail erhalten. Etliche schickten in aller Eile ihre Immatrikulationsbescheinigung oder überlegten fieberhaft, ob sie den Semesterbeitrag pünktlich überwiesen und alle Prüfungen ordentlich erledigt hatten. Erst über die sozialen Netzwerke bekamen die Studenten mit, dass es sich bei der Schreckensnachricht um ein technisches Problem handeln muss.

Und dort wurde dann auch ausgiebig über die vermeintliche Massenexmatrikulation an der Exzellenzuniversität gelästert. Der Rektor erhoffe sich wohl kürzere Wartezeiten und Kaviar in der Mensa, spottete ein Chemiestudent auf Facebook: "Mit diesem mutigen und gut überlegten Schritt wollen wir versuchen, den Eliteforschungsstandort Dresden zu vergrößern und uns mehr auf wichtige Dinge wie die Ausschreibungen der Exzellenzinitiative zu konzentrieren."

"Ich fand die langen Schlangen vor der Mensa ja auch doof", witzelte ein anderer. Und auch auf Wikipedia änderten Witzbolde die Anzahl der TU-Studenten auf null. "Nice hack guys", zollte außerdem ein Student auf Twitter Respekt, weil er einen Server-Angriff vermutete.

Erst am Nachmittag klärte sich der Fall auch offiziell: Rund zehn Stunden nach den Exmatrikulations-Mails entschuldigte sich das ZIH bei den Studenten. Ursache für die Massen-Exmatrikulation war demnach ein Software-Versagen beim täglichen Abgleich der Personal- und Studierendendaten. Der Vorgang sei zwischenzeitlich erfolgreich nachgeholt und alle betroffenen Accounts aktualisiert worden, hieß es. Auch Mitarbeiter der TU Dresden waren von der Panne betroffen.

Viele reagierten auch humorvoll. "'Niemand hat die Absicht, jemanden zu exmatrikulieren' - ZIH, 2013", schrieb Twitter-User Erikmitk. "Kann ja mal passieren", zeigten sich Studenten und Mitarbeiter auf der Facebook-Seite der TU Dresden verständnisvoll. Andere forderten Freibier und Mensa-Gutscheine als Entschädigung für den Schreck.

Uni-Sprecherin Kim-Astrid Magister bestätigte am Montag, dass insgesamt über 48.000 Studenten und Mitarbeiter die Nachricht erhalten hatten. "Vermutlich also sogar der Rektor", sagte Magister. Für das Software-Versagen war ein menschlicher Fehler verantwortlich, der bereits am Freitagabend passiert sei. Weil über das Wochenende jedoch niemand im ZIH arbeite, sei der Fehler erst spät aufgefallen - nämlich, als auch ZIH-Mitarbeiter ihre angebliche Entlassung erhielten.




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