Die Entscheidung fällt einen Tag zuvor. Felix Grünberg muss raus aus Deutschland, irgendwie die Trennung von seiner Freundin vergessen, sich ablenken. In Hannover, wo er als Anwalt arbeitet, geht das nun mal nicht. Also bucht Grünberg, 32, beim Reiseveranstalter FTI drei Tage Fuerteventura. Nur einen Tag später steigt er ins Flugzeug. Sonne, ein wenig Sport, das tue ihm bestimmt gut, denkt er.
Als Grünberg in den Urlaub aufbricht, befindet sich Deutschland bereits im November-Shutdown. Einen Tag vor seinem Abflug verkündet Bundeskanzlerin Angela Merkel zudem die Verschärfung der Maßnahmen für den Dezember. Felix Grünberg lässt sich davon nicht abhalten. "Es war erlaubt und möglich", sagt er. Und, in seinen Augen, sicher: Immerhin habe die Corona-Inzidenz vor Ort damals wesentlich unter der in der Heimat gelegen. Vorab besprach er seine Pläne nur mit dem Vater. "Wenn ich es meinem Bruder erzählt hätte, hätte der das bestimmt nicht gut gefunden." So erzählt er es heute am Telefon, etwa zwei Monate später. Felix Grünberg heißt eigentlich anders, seinen echten Namen will er nicht veröffentlicht wissen.
Trotz Einreisebeschränkungen, Reisewarnungen und vielerorts beständig hohen Infektionszahlen verreisen die Deutschen immer noch. Es ist ja auch erlaubt. "Sie können überall hin, solange das Reiseland nicht komplett dicht macht. Das ist der Punkt", sagt Torsten Kirstges, Professor für Tourismusmanagement an der Jade Hochschule in Wilhelmshaven. "Überall, wo es eine Verbindung und Unterkünfte gibt, können die Menschen Urlaub machen", sagt er.
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