Fabian Mechtel

Automobiljournalist, Frankfurt

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Artikel

Was hat sich Mercedes nur dabei gedacht? - PS

Von FABIAN MECHTEL

Wir scheinen weniger Philospoph, mehr: die Petrolhead-Basis. Deshalb verstehen wir: nichts. Was Dr. Z in Las Vegas mit dem Konzept Mercedes-Benz F 015 (alle Details zum Auto gibt es hier und hier) auf die Bühne gerollt hat, lässt uns ratlos zurück. Eine Mobilitätsrevolution? Die Antwort auf alle Fragen? Nur, wer hat sie gestellt? Und: warum?

Wer braucht einen Innenraum, der, wenn nicht aus Leder, bloß aus Bildschirmen besteht? Also wirklich, nicht bloß so als Scherz. Als Armaturenbrett, in allen Türen, in den Seitenwänden, in der Rückwand, im Kühlergrill und am Heck. Dazu ein Laser, der Zebrastreifen auf die Straße zaubern kann und Passanten dann auch noch in höflich LED-pulsierender K.I.T.T.-Manier hinüberbegleitet? Was genau ist an den weiß gemalten Streifen und der guten alten Ampel so verkehrt?

Dass das Gerät voll autonom fährt, ist so spannend nun auch nicht mehr, das kann selbst die S-Klasse schon seit einem Jahr (also, zumindest in der Studie, aber mehr ist der „Luxury in Motion" ja auch nicht). Und warum man einer Brennstoffzelle, die herrlich effizient Strom produzieren kann, noch einen dicken Akku beipacken muss, entzieht sich auch unserem Verständnis. Vielleicht war die Kiste dank des massiven Einsatzes von Carbon, Alu und Magnesium einfach zu leicht?

Man sieht: Fragen statt Antworten.

Und warum man im Jahr 2030 in den immer weiter wachsenden Megacitys ein 5,22 Meter langes Fahrzeug mit einem 3,61 Meter langen Radstandes (mehr als der neue Maybach) braucht, das konnte uns bei der Präsentation auf der CES in Las Vegas auch niemand so richtig erklären.

Wenn man seine Zeit nicht im Stau vergeuden möchte, dann sollte man Bahn fahren. Oder eben kleinere Autos bauen (Google), um überhaupt weniger Platz in der Stadt zu verschenken. Aber: Es sei ja nur ein Konzept, heißt es bei Daimler. Eine Idee. Ein Ausblick. Und: ein Statement. Man kann es. Und man kann es mächtig.

Wollen wir hoffen, dass es nicht zwingend Realität wird. Autonom fahren, vielleicht gerne, zumindest: situationsabhängig. Dann aber doch bitte wenigstens in einem normalen Auto, dass ich - wenn ich will - auch selbst beeinflussen kann. Der Gedanke, stattdessen in einer belederten Eierschale sitzen zu müssen und auf Hüfthöhe visualisierte Partikelströme des digitalen Erlebnisraumes vorbeiziehen zu sehen, erscheint doch eher befremdlich.

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