Fabian Held

Freier Journalist, Leipzig

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Was droht Aue im Falle des Abstiegs?

Sportlich schlimm, wirtschaftlich eine Katastrophe - ein möglicher Abstieg aus der zweiten Fußball-Bundesliga wäre für den FC Erzgebirge Aue ein schwerer Schlag. Doch wie groß wird der Scherbenhaufen sein, der übrig bleibt? Gibt es in der kommenden Saison noch Zweitliga-Fußball im Erzgebirge? Am Sonntag entscheidet sich diese Frage in Heidenheim.

Aue. Am Sonntag entscheidet sich in Heidenheim, in welcher Liga der FC Erzgebirge Aue in der kommenden Saison spielt. Dabei haben die Sachsen den Klassenverbleib in der 2. Fußball-Bundesliga nicht mehr in der eigenen Hand. Was droht Aue im Falle des Abstieges?

ETAT: Verbleiben die Sachsen in der 2. Bundesliga, würde der Verein in der kommenden Saison mit einen Rekord-Etat von rund 12 Millionen Euro planen. Grund dafür sind leicht gestiegene TV-Gelder. Gerade die würden in der 3. Liga aber zum Großteil wegfallen, der Verein müsste mit 6,5 Millionen Euro auskommen.

FERNSEHGELDER: In Liga drei bekamen zuletzt alle Vereine, ausgenommen zweiter Mannschaften, zusammen 12,8 Millionen Euro. Dabei erhält jeder Verein die gleiche Summe. Noch ist nicht klar, wie viele Zweitvertretungen in der kommenden Saison in der 3. Liga spielen werden. Im schlimmsten Fall bleibt nur der VfB Stuttgart II erhalten. Dann würden sich die 19 verbleibenden Teams die Fernsehgelder teilen und kämen auf jeweils rund 670 000 Euro.

MITARBEITER: Klar ist, sollte Aue absteigen, hat das auch Auswirkungen auf die festangestellten Mitarbeiter. Wie genau gespart werden soll und muss, wollte der Verein nicht mitteilen. Ein Plan für die 3. Liga besteht, soll aber nicht kommuniziert werden, um Unruhen zu vermeiden.

TEAM: Im Falle des Abstieges droht ein Umbau der Mannschaft. Alle acht Leihspieler wären in diesem Falle weg, Aue bräuchte sich kaum Hoffnung machen, sie zu halten. Mit Bobby Wood und Selcuk Alibas bestehen Anschlussverträge, die aber nur im Falle des Klassenverbleibs greifen. Sollte das nicht gelingen, muss Tomislav Stipic (der ligaunabhängig einen Vertrag bis Mitte 2017 besitzt) eine neue Mannschaft zusammenstellen. Identifikationsfigur und Torwart Martin Männel hat bereits mit dem Verein über einen Vertrag für die 3. Liga verhandelt.

ZUSCHAUER: Einbußen auf diesem Gebiet sind vorprogrammiert, da die 3. Liga für Zuschauer viele unattraktive Partien bereit hält, etwa gegen Großaspach, Unterhaching oder die zweiten Mannschaften. Beim Abstieg von Energie Cottbus in der vergangenen Saison reduzierte sich beispielsweise der Zuschauerschnitt von etwa 9 600 auf 7 500. Aue hat in der aktuellen Saison im Schnitt 9 100 Stadionbesucher - ein ähnlicher Verlust droht. Aber: In der 3. Liga stehen auch viele Ost-Duelle an. Etwa gegen Dresden, Chemnitz oder Erfurt.

STADION: Das Stadion soll unabhängig der Ligazugehörigkeit gebaut werden. Präsident Helge Leonhardt plant ein flexibles Mietmodell, damit im Falle eines Abstieges die Mietzahlungen nicht zum Verhängnis für Aue werden. Auch der Eigentümer des Stadions, der Erzgebirgskreis, bestätigte auf Nachfrage, dass der Umbau unabhängig von der Ligazugehörigkeit betrachtet wird. Der grundsätzliche Beschluss, das Stadion umzubauen, ist bereits gefasst. Am 17. Juni stimmt der Kreistag noch über den Gestaltungsentwurf ab. Angedacht ist derzeit eine „große Lösung", inklusive Umbau der Gegengerade.

REGION: Wie viele Touristen im Jahr mit dem Reisemotiv „Fußball" ins Erzgebirge kommen, kann der Landkreis nicht bestimmen. Daher ist die wirtschaftliche Folge für die Region nicht bestimmbar. „Allerdings ist der FC Erzgebirge Aue auch für den Tourismus ein wichtiger Werbe- und Imageträger und erhöht durch die Präsenz in Funk und Fernsehen den Bekanntheitsgrad der Region", sagte eine Sprecherin. (dpa)

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