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Medikamente per Mausklick: Worauf Verbraucher beim Online-Kauf von Arzneimitteln achten sollten

Immer mehr Verbraucher bestellen ihre Arzneimittel bei Online-Apotheken.

17.11.2021 Nicht nur Bücher, elektronische Geräte oder Kleidungsstücke werden mittlerweile fleißig im Internet bestellt - auch auf den Gang zur örtlichen Apotheke verzichten viele Verbraucher und kaufen ihre Medikamente lieber online. Laut Bitkom, dem Branchenverband der deutschen Informations- und Telekommunikationsbranche, bestellen 62 Prozent der Bevölkerung in Deutschland ihre Medikamente regelmäßig per Mausklick. Bei den 16- bis 29-Jährigen sind es mehr als drei Viertel.

Wohl nicht zuletzt durch die Corona-Pandemie ist 2020 der Online-Umsatz mit Medikamenten im Vergleich zum Vorjahr noch einmal um über 50 Prozent angestiegen: auf 1,2 Milliarden Euro. Das ergab eine Studie des Bundesverbands E-Commerce und Versandhandel Deutschland (BEVH).

Wer schnell nach Internet-Apotheken googelt, wird von Anbietern überflutet. Das Versandhandels-Register des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), in dem sämtliche Apotheken mit Erlaubnis zum Internethandel aufgelistet sind, zählt 201 Seiten. Viele Vor-Ort-Apotheken bieten mittlerweile auch Online-Shops an. Die beiden Marktführer - Docmorris und die Shop-Apotheke - sind im deutschen Register nicht aufgeführt, weil sie ihren Sitz in den Niederlanden haben.

In der Europäischen Union ist Arzneimittel-Versandhandel seit dem 1. Januar 2004 möglich. In einigen Ländern, darunter auch Deutschland, ist sowohl der Versandhandel mit rezeptfreien als auch mit verschreibungspflichtigen Medikamenten rechtlich erlaubt. Doch auch eine Online-Apotheke dürfen nur approbierte Apotheker eröffnen, und zwar zusätzlich zu ihrer Vor-Ort-Filiale. So wird etwa die Plattform Medpex von einer Apotheke aus Ludwigshafen betrieben, und hinter Medikamente-per-Klick.de steckt eine Apotheke aus Bad Stieben.

Um den Verbrauchern Sicherheit und Seriosität auf diesem Markt zu gewährleisten sowie den Verkauf von gefälschten Medikamenten zu verhindern, hat die EU vor einigen Jahren ein Sicherheitslogo eingeführt. Dieses müssen Versand-Apotheken auf ihren Webseiten tragen. Das Logo zeigt die Flagge des Landes, in dem der Anbieter sitzt, es ist mit dem jeweiligen Registereintrag verlinkt. In dem Eintrag selbst stehen die genauen Kontaktdaten des Händlers. Viele Online-Apotheken tragen zudem noch weitere Siegel, wie etwa ein TÜV-Zertifikat oder ein Trusted-Shop-Gütesiegel.

Dass es allerdings auch viele unseriöse Anbieter auf diesem Gebiet gibt, weiß Omar Harb von der Verbraucherzentrale Bremen. „Es gibt Fälle, bei denen Verbraucher Ware bekommen, die sie gar nicht bestellt haben", berichtet Harb, „zum Beispiel Nahrungsergänzungsmittel oder verschreibungsfreie Medikamente." Die Verbraucher würden dann im Nachhinein dazu gebracht, für die Produkte zu bezahlen - was sie jedoch nicht müssten, wie Harb betont.

Grundsätzlich rät Harb dazu, sich vor einer Bestellung das Impressum auf der Webseite genau anzuschauen. „Hinter der Seite muss ein konkreter Apotheker, ein konkreter Ansprechpartner stehen", sagt Harb. Gerade bei unbekannteren Anbietern sollten Verbraucher zunächst recherchieren, wer konkret für die Seite verantwortlich ist - und etwa nach Erfahrungsberichten von anderen Verbrauchern suchen.

Auch bei unseriösen Versprechungen sollten Verbraucher hellhörig werden, zum Beispiel, wenn der Anbieter damit wirbt, eigentlich verschreibungspflichtige Medikamente rezeptfrei zu verkaufen. Weiterer Tipp: ein Preisvergleich. Werden eigentlich teure Medikamente zu auffällig niedrigen Preisen angeboten, dann sei das ebenfalls ein Indiz für einen unseriösen Anbieter, warnen Verbraucherschützer. Beim Zahlungsprozess sollten dem Verbraucher schließlich mehrere Zahlungsmöglichkeiten angeboten werden. Ist es nur möglich, per Vorkasse zu bezahlen, handele es sich womöglich um einen Fake-Shop.

Harb weist darauf hin, dass für Versand-Apotheken strenge Richtlinien gelten, sowohl im Rahmen der Europäischen Union als auch innerhalb Deutschlands. So müssten Anbieter dafür sorgen, dass während des Versands Qualität und Wirksamkeit des Medikaments erhalten bleiben. „Auch Apotheker, die Online-Handel betreiben, müssen das entsprechende Fachwissen haben, zum Beispiel, was mögliche Nebenwirkungen der Medikamente angeht." Beratung bieten auch viele Versand-Apotheken an in Form von Videogesprächen oder Chats. Auch ein Arzneimittel-Abo könne bei einigen abgeschlossen werden, wenn ein Medikament regelmäßig gebraucht wird.

Ab 2022 müssen Ärzte zusätzlich zum klassischen Rezept in Papierform ein digitales E-Rezept ausstellen. Das bekommen die Patienten dann direkt auf ihr Handy und können es an eine Apotheke ihrer Wahl weiterleiten. Durch die Einführung des E-Rezepts soll das Bestellen von Medikamenten zusätzlich erleichtert werden. Experten prognostizieren, dass davon vor allem eine Gruppe profitieren wird: die großen Versandapotheken.

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