1 Abo und 0 Abonnenten
Artikel

Auf den Spuren der Täufer im Landkreis

Landkreis - 2017 ist das Jubiläumsjahr der Reformation. Eine der traurigen Begleiterscheinungen dieser Zeit nimmt Kreisheimatpfleger Toni Drexler unter die Lupe: Die Verfolgung der reformatorischen „Täufer", die im Landkreis stark verbreitet waren.

Die Täufer entstanden im Zuge der Reformation und breiteten sich ab 1525 schnell über die Schweiz und Süddeutschland aus (siehe Kasten). Hochburgen waren die Reichsstadt Augsburg und der Lechrain, zu dem auch der heutige Westen des Landkreises gehört. Im Brucker Land wurden aus der Augsburger Richtung her missioniert. Dementsprechend sind die Orte, an denen Täufer nachgewiesen sind, vor allem im westlichen Landkreis: Hörbach, Steinbach, Windach, Moorenweis, Langwied, Adelshofen, Nassenhausen.

Dort holte der bayerische Wittelsbacher-Staat gnadenlos zum Gegenschlag aus: Innerhalb nur eines Jahres wurden zahlreiche Täufer verfolgt, gefangen genommen und hingerichtet. Die prominentesten Beispiele sind Georg Wagner, ein Pfarrer aus Emmering, und die beiden adeligen Brüder Augustin und Christoph Perwanger aus Günzlhofen.

Der Großteil der hingerichteten Täufer waren aber einfache Menschen, wie Kreisheimatpfleger Toni Drexler darlegt - Tagelöhner, Schuster, Bauern. Warum wurden all diese Menschen zu Täufern und ließen sogar ihr Leben dafür? Heute ist nicht mehr recht zu fassen, wie nahe den Menschen damals die Fragen um Glaubensdinge gingen. Am ehesten sei die Reformation mit politischen Ideologien zu vergleichen, sagt Drexler.

Neue Religion als Lebenshilfe

Doch neben den inneren Beweggründen gab es auch handfeste Gründe, warum die Menschen von ihrem alten Glauben abfielen. „Das hat wohl mit der Sozialstruktur dieser Dörfer zu tun", sagt Toni Drexler. Im Lechrain waren die damaligen Lebensbedingungen für viele Menschen nicht einfach: kleine Landwirtschaften und Textil-Handwerker, die unter „miserablen Bedingungen" für reiche Auftraggeber arbeiten mussten. Diese Menschen versprachen sich von der neuen Religion vor allem auch praktische Lebenshilfe - die Täufer propagierten nämlich ein Ideal der Brüderlichkeit in ihren Gemeinden.

Die neuen Täufer wurden vielerorts vor allem wegen ihrer Ansichten, die politische Konsequenzen nach sich zogen, von den staatlichen Obrigkeiten verfolgt (siehe Kasten). Ab Herbst 1527 reagierte auch der bayerische Staat unter dem Wittelsbacher-Herzog Wilhelm IV. sofort, nachdem es die ersten Bekehrungen gegeben hatte. Der Herzog schickte seine Amtsleute in das Gebiet aus, um Erkundigungen über die „Lutherischen" einzuholen - anscheinend unterschied man noch nicht so genau zwischen den verschiedenen Zweigen der Reformation. Die Obrigkeit in den Orten bekam den entschiedenen Auftrag, nach Täufern zu forschen und diese festzusetzen.

Wahrscheinlich waren die hohen Herren ebenso wegen des gerade erst vergangenen Bauernkrieges 1525 alarmiert und reagierten deswegen so extrem. „Die haben gemerkt, dass dort in der Bevölkerung etwas brodelt", sagt Drexler.

Verhör unter Folter und Hinrichtung

In vielen Orten wurden nun alsbald die ersten Täufer verhaftet und in das Gefängnis nach Landsberg geschickt, darunter vier Hörbacher. Dort erwartete sie ein Verhör unter Folter. Bald darauf wurden die ersten Gefangenen in Landsberg mit dem Schwert hingerichtet - einer Verbrennung als Ketzer entgingen sie, indem sie zuvor ihren „Glaubensabfall" widerrufen hatten.

Drexler führt aus, dass die Gefassten und Verurteilten nicht die einzigen waren, die sich zum Täufertum bekehrt hatten. Er hält sie nur für die „Spitze des Eisberges", dafür gebe es Belege. „Das Hab und Gut zahlreicher Täufer, die aus Angst die Heimat verließen, wurde gerichtlich verkauft. Reuige Rückkehrer wurden bestraft. Eine Liste des Landsberger Richters Vogt nennt zahlreiche Bauern aus (Unter)Bergen, Hochdorf, Brunnen, Steinbach, Egling, Heinrichshofen und so weiter", berichtet er.

Genauso schnell, wie die Ausbreitung der Täufer vor sich ging, war die Verfolgung wieder zu Ende. Die letzten Belege für Hinrichtungen gibt es aus dem Mai 1528. Anscheinend war das brutale Durchgreifen des Staates von Erfolg gekrönt. Durch den schnellen Gegenschlag, rund 20 Täufer wurden hingerichtet, wurde die Täufer-Bewegung eingedämmt.

Durch die Verfolgung hätten die Leute gesehen, dass es um Leib und Leben ging, sagt Drexler. Einige der übrig gebliebenen Täufer sind vielleicht nach Böhmen ausgewandert, wo sich die Täufergemeinden noch länger halten konnten, vermutet er.

Die Episode der Täufer und ihre Verfolgung ist fast vergessen. Zumindest in Toni Drexlers Heimatort Hörbach existiert eine Erinnerung: Der Kreisheimatpfleger hat dort auf dem Dorfplatz einen kleinen Brunnen gestiftet - auf einer Tafel festgehalten sind die Namen der vier Hörbacher, die für ihren Glauben gestorben sind und die von den heutigen Täufern immer noch als Märtyrer gesehen werden.

Vortrag

Kreisheimatpfleger Toni Drexler hält am Dienstag, 7. Februar, 19.30 Uhr, im Pfarrheim Althegnenberg für das Brucker Forum einen Vortrag über die Geschichte der Täufer im Brucker Land. Eintritt: sechs Euro.

Von Fabian Dilger
Zum Original