Durchatmen bei Bayern München und der deutschen Nationalmannschaft. Die Schmach von München, die 0:5-Klatsche gegen Real Madrid war am Samstagabend vergessen. Nichts war mehr zusehen, von einem desaströsen FCB.
Die Bayern-Seelen sind also wieder geheilt und alles ist Friede, Freude, Eierkuchen. Nicht so ganz, wenn man Joachim Löw hießt. Zwar haben sich seine bajuwarischen Auswahlspieler wieder aufgebaut, dennoch hat er mehr Probleme als vor dem Anpfiff.
Der erste Schock war natürlich Bastian Schweinsteiger. Er war noch immer nicht fit, reiste erst gar nicht mit der Mannschaft nach Berlin, sondern kam nach. Aus Sicht von Löw wird man ihn ersetzen können und vielleicht wäre eine anhaltende Verletzung sogar besser für die Nationalmannschaft. Die Wahrscheinlichkeit, dass er zu 100 Prozent fit sein wird, ist gering. Ist er verletzt, erspart man Löw die schwere, aber Stand heute notwendige Entscheidung Schweinsteiger aus dem Kader zu werfen.
Stattdessen könnte er auf einen jungen Spieler wie Max Meyer von Schalke 04 setzen. Ist "Schweini" jedoch wieder bei 100 Prozent, ist er unverzichtbar. Nur ist er dies nicht und 2012 hat man gesehen, was die DFB-Elf davon hatte. Durchschleppen geht nicht und darf nicht sein!
Aber nicht nur seinen vermeintlichen Leader auf dem Platz hat es erwischt, viel schlimmer noch. Neben Stammkeeper Manuel Neuer - er rutschte weg und prallte unglücklich auf seine linke Schulter - ist auch sein Kapitän Philipp Lahm seit Samstagabend, 20.30 Uhr angeschlagen und die Nation bangt. Ähnlich wie bei der "Wade der Nation" 2010 scheint nun ein "Sprunggelenk der Nation" in den kommenden Tagen bis zur WM die Medien zu bestimmen. Der Ausfall des spielintelligenten Kapitäns wäre ein erheblicher Rückschlag für die Nationalmannschaft.
Vor wenigen Monaten haben alle noch zuversichtlich nach Brasilien geblickt. Doch dann gab es die Verletzung von Sami Khedira - der Gott Sei Dank auf dem besten Weg zurück ist - und den schlechten Lauf der Bayern. Der wurde nun halbwegs gestoppt, doch die Verletzungen haben zugenommen. Ein Schweinsteiger-Aus wäre bitter, aber zu verkraften. Ein Aus von Lahm wohl kaum. Er soll dann Kapitän sein? Er versteht es, das Spiel zu lesen und spielerisch Impulse zu setzen. Er ist nicht der wortlaute Anführer - den hat die Nationalmannschaft so oder so nicht - aber er kann auf die Partie reagieren und die Taktik anpassen.
Wie einst Fritz Walter, der Sepp Herbergers Taktikanweisungen in herausragender Art und Weise auf dem Platz umsetzte, ist heute Lahm der verlängerte Arm Löws. Ohne ihn würde ein wichtiger Bestandteil fehlen. Der Chef schrieb einmal über seinen Kapitän: "Sie haben meine Vorstellungen vom guten Spiel personifiziert, ob es nun ganz am Anfang war oder viele Jahre später in Bern." Hoffen wir, dass Joachim Löw in ein paar Jahren Ähnliches sagen kann und "Bern" einfach mit Rio de Janeiro ersetzt...