Eva Werner

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Seinen Tod kann niemand begreifen

Seinen Tod kann niemand begreifen

Markus Mogel (28) lebt nicht mehr.

Sein Tod kam plötzlich. Keine lange Krankheit, kein Unfall, keine Vorzeichen, nichts. Der Gärtner
Markus Mogel (28) aus Dachau, Meister und Produktionsleiter in einer großen Gärtnerei in Neuhaus
am Inn, hat gar nichts geahnt.

VON EVA WERNER

Dachau – Markus, der so herzhaft und fröhlich lachen konnte, ging nur zum Einwohnermeldeamt,
um seinen Pass verlängern lassen. Gerade hatte er noch in der Gärtnerei vorbeigeschaut, seinen
Angestellten Anweisungen gegeben. Im Hinausgehen rief er: „In einer Viertelstunde bin ich wieder da.“
Als er seinen Pass in der Behörde auf den Tisch legte, schlug er mit dem Kopf auf der Platte auf. Tot. Ein Aneurysma. Ein Blutgefäß in seinem Körper war ohne Vorwarnung wie ein Reißverschluss
aufgerissen.

„Wie es mir jetzt geht, das können nur diejenigen verstehen, die selbst ein Kind verloren haben“, sagt seine Mutter Therese Mogel (49). „Beim Aufstehen denke ich daran, dass Markus tot ist, und beim Einschlafen. Immer.“ Drei Wochen ist das jetzt her. Besonders traurig wird sie, wenn sie daran denkt, dass Markus, der immer davon geträumt hat, einmal in seinem Leben in dem Sieben-Sterne- Hotel auf Dubai zu übernachten – für eine Nacht – diesen Traum nie mehr realisieren kann. Zum 30. Geburtstag
wollte sie ihm die Reise schenken.

Trösten kann sie und Markus Schwester Sandra (30) nur die Gewissheit, dass Markus mit seinem Leben genau das gemacht hat, was ihn wirklich ausgefüllt hat: Er war Gärtnermeister mit Leib und Seele. Das war sein Beruf, sein Hobby, sein Leben. Er konnte seine Blumen nie im Stich lassen, nicht einmal für einen Urlaub. Er hat sich zwar gern die Urlaubsfotos anderer angeschaut, aber er wollte immer bei seinen „Babys“ sein. Für Pflanzen hatte er ein goldenes Händchen. Was er anfasste, das gedieh. Mit einer Ausnahme: dem Enzian. Heuer sind unter seinen Händen erstmals Pflänzchen prächtig gewachsen. „Er hat zuvor immer gesagt“, erinnert sich seine Schwester Sandra, „das Enziangewächshaus ist das Tal des Todes“. Er aber hat es zum Leben erweckt - kurz bevor seines endete.

Weil Markus auch immer gesagt hat, dass er einmal, nur einmal, im Mittelpunkt stehen wolle, haben ihm seine Angehörigen jetzt den Wunsch erfüllt. Der Trauergottesdienst fand in der Aussegnungshalle
statt, um seinen Sarg herum. Aus den Lautsprechern erschallte das Lied seiner Lieblingsband Queen: „Made in Heaven.“

Am Samstag, 7. Juli, findet in Sankt Jakob in Dachau eine Messe für Markus Model statt. Drei Tage zuvor hätte er seinen 29. Geburtstag gefeiert.