Eva Werner

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Unterwasser-Eishockey: Der Mann mit dem langen Atem

Unterwasser-Eishockey: Der Mann mit dem langen Atem

Energiegeladen, spitzbübisch, abenteuerlustig und mit extrem langem Atem – das ist Philipp von Heydebreck (38) aus Großberghofen, der immer wieder den Kick unter Wasser sucht, Rekorde aufstellt und jüngst auch bei der ersten Unterwassereishockey- Weltmeisterschaft angetreten ist.

VON EVA WERNER

Großberghofen – Philipp von Heydebreck (38) lebt mit Frau und vier Kindern in einem
Einfamilienhaus in Großberghofen. Er ist Manager bei der mlm-gruppe in Allach, die international tätig ist. Bekannt geworden ist er in Deutschland aufgrund eines – sagen wir mal – recht ungewöhnlichen Hobbys: Unterwassereishockey. Das war unter anderem Antenne Bayern, der Sendung Galileo
auf Pro 7 und Spiegel Online Beiträge wert.

Und es ist in der Tat erstaunlich, was Philipp von Heydebreck zuwege bringt. Eishockey ist schon ein harter Sport. Noch härter allerdings ist die Variante, für die er sich begeistert. Unterwassereishockey nämlich wird verkehrt herum, also mit Kopf nach unten, unter einer dicken Eisschicht gespielt. In Wasser, das kaum mehr als null Grad hat.

„Die Spieler haben ganz normale Eishockeyschläger, allerdings einen Puck, der etwas größer ist und aus Holz und Styropor besteht und durch seinen Auftrieb an die Unterseite der Eisdecke gedrückt wird“, sagt von Heydebreck. „Die von unten befestigten Tore gleichen denen beim Standard-Eishockey.“

Dass er den Sinn fürs Extreme hat, daraus macht Philipp von Heydebreck auch vor seinen Arbeitskollegen und Kunden keinen Hehl. So ist er zwar auf der Firmenhomepage ganz stilecht mit An- zug gekleidet, trägt allerdings auch große Freitauchflossen dazu. Er steht ganz lässig da und lächelt in die Kamera.

Ein Blackout kommt immer wieder vor

Die Flossen, die er trägt, braucht er beim Unterwassereishockey, aber auch für andere Tauchdisziplinen, die er mehrmals pro Woche trainiert – dem Tauchen auf Zeit, auf Strecke oder in die Tiefe.

Philipp von Heydebreck taucht immer ohne Atemmaske. Das ist gerade das, was ihn reizt. Er hat schon des öfteren einen Blackout gehabt. „Das kann schon passieren“, gibt er freimütig zu. „Aber solange
Sicherungstaucher dabei sind, besteht keine Lebensgefahr.“ Seine Erfolge können sich sehen lassen: 5.30 Minuten kann er ohne Sauerstoffgeräte unter Wasser sein, er hat schon 90 Meter lange Stecken durchtaucht und kommt zudem 50 Meter in die Tiefe. In einer Disziplin hat er sogar einmal den deutschen Rekord aufgestellt: In „Free Immersion“, dem Tauchen ohne Flossen, hat er sich an einem Seil 42 Meter in die Tiefe gezogen.

Seit einem Jahr spielt er nun auch Unterwassereishockey. Mit einem Atemzug gehen
er und sein Gegner auf Torejagd. Der Puls schnellt beim Spiel extrem hoch – bis auf 120 Schläge. Weniger als eine Minute lang dauert die Jagd nach Toren. Erlaubt ist auch Zerren und Treten. Nur die Maske des Gegners ist tabu.

Wenn die Spieler Luft im Atemloch holen, übernimmt der zweite Mann im Team und der zweite Spieler des Gegenteams.
„Wichtig ist es, die Orientierung beim Spiel zu behalten. Das ist gar nicht so einach, denn wir spielen ja kopfüber oder in Rückenlage“, erläutert Philipp von Heydebreck, „wir müssen wir ganz schnell das Loch wiederfinden, durch das wir eingestiegen sind.“

Um die Spieler schnell be- freien zu können, wenn sie die Orientierung verloren oder einen Blackout haben, sind Sicherungstaucher im Wasser, die wie der Schieds- richter mit Sauerstofffgeräten ausgestattet sind. Zwar kam das deutsche Team bei der Weltmeisterschaft am Kärnt- ner Weißensee nicht ins Fina- le, aber Philipp von Heyde- breck glaubt durchaus, dass sein Partner und er es einmal schaffen können. Allerdings hofft er, dass die Regeln strenger werden und beim nächs- ten Mal von den Schiedsrich- tern noch genauer überwacht wird, was sich unter Wasser abspielt. „Denn manchmal ist es bei der WM schon recht fragwürdig zugegangen.“

Da man Unterwassereishockey nicht im Schwimmbad üben kann und ein Training im Freien zu aufwändig ist, da Sicherungstaucher nötig wären, spielt Philipp von Heydebreck zur Vorbereitung Un- terwasserrugby, eine Sport- art,die den Puls in ähnliche Hö hentreibt und eine ähnli- che Technik erfordert. Er trainiert im Olympiabad in München. Dorthin und ins Michaelibad geht er auch zum Freitauch- und Flossentraining. Philipp von Heydebreck hat aber noch viele andere Hobbys – zum Beispiel im Hochsitz nach Wild Aus- schau zu halten oder Windskaten in Großberghofen.